Sinnliche Naechte in Paris
einmal, öffnete die Tür seines Apartments …
„Layla! Layla, wo bist du?“
Keine Antwort.
„Marianne? Verdammt, antwortet mir!“
Er stürmte durch die riesigen Räume. Keine Layla. Keine Marianne, nur ein Zettel auf dem Küchentisch, dass Mariannes Sohn und auch dessen Frau arbeiten müssten und sie sich deshalb um die Enkelkinder kümmere.
Khalil ließ den Zettel fallen. Er fuhr sich mit den Händen durch das nasse Haar.
„Layla.“ Es war nur ein Flüstern, dennoch schien ihr Name durch die ganze Wohnung zu hallen. „Layla“, wiederholte er und wartete auf den Zorn, den er doch sicher gleich fühlen würde – er wäre auf jeden Fall der furchtbaren Panik vorzuziehen, die er stattdessen empfand.
Wo konnte sie hingegangen sein? Warum hatten die Männer, die das Gebäude beobachteten, sie nicht aufgehalten?
Er griff nach seinem Handy und rief die Sicherheitsleute an. Draußen vor dem Gebäude war ihm niemand aufgefallen. Vielleicht waren sie ja schon gegangen …
Nein, waren sie nicht.
Zwei Männer saßen in einem Lieferwagen gegenüber dem Vordereingang. Zwei weitere in der Gasse hinter dem Haus. Niemand hatte eine Frau gesehen, auf die Laylas Beschreibung passte. Nein, sie hatten nur ihn gesehen. Ach ja, und einen Jungen in Jeans und Baseballmütze.
Khalil knallte das Handy in die nächste Ecke. Er zitterte vor Wut.
Wozu waren Privatdetektive nütze, wenn sie einen Jungen nicht von einer Frau unterscheiden konnten? Und wieso war Layla so leichtsinnig und undankbar, ihn zu verlassen?
Begriff sie denn gar nicht, was er für sie geopfert hatte?
Sein Herz schlug wie wild.
Wusste sie denn nicht, dass er furchtbare Angst um sie hatte? Was, wenn ihr etwas zugestoßen war?
Khalil stöhnte verzweifelt.
Bei Ishtar, sie hatte ganz recht. Er war ein selbstsüchtiger, arroganter Bastard, der sie einfach ihrem Schicksal überlassen hatte. Und das nur, weil sie dafür bezahlen sollte, dass sie seinen Antrag ablehnte. Ja, er wollte sie verletzten, so wie sie ihn verletzt hatte, denn er wollte sie, Gott, er wollte sie, in seinen Armen, in seinem Bett …
Er verschwendete wertvolle Zeit.
Im nächsten Moment stürmte er aus der Tür, die Treppen hinunter und durch das Foyer. Der Concierge rief ihm etwas hinterher, als er vorbeiraste. Der Portier ebenfalls. Stimmte etwas nicht? Konnten sie helfen?
Nein, niemand konnte helfen. Das hier war allein seine Schuld, und nur er konnte es wiedergutmachen. Wenn er Layla nicht fand … Nein, daran durfte er gar nicht denken. Damit hätte er seine Niederlage eingestanden.
„Denk nach“, murmelte er, während er die verlassene Straße auf und ab blickte.
Wohin würde sie gehen? In ein Café? Aber sie hatte noch nicht einmal Geld, um sich etwas zu bestellen. In die Metro-Station? Ein unangenehmer Ort bei Nacht, aber vielleicht dachte sie, dass sie dort wenigstens im Trockenen war. Oder … oder war sie aus dem Gebäude entwischt und den Männern ihres Möchtegern-Bräutigams direkt in die Arme gelaufen?
Khalil unterhielt in Paris einen Wagen, einen Lamborghini, der in einer Garage ein paar Blocks von hier entfernt stand. Er rannte zu dem Gebäude hinüber, setzte sich ins Auto und startete den Motor.
Der Regen erleichterte die Suche, denn die Straßen waren nahezu leer. Die wenigen Fußgänger, die noch unterwegs waren, sah er schon von Weitem. Mehr als genug Zeit also, das Tempo zu drosseln und die Passanten im Scheinwerferlicht zu begutachten.
Er sah Leute, die mit ihrem Hund Gassi gingen. Liebespärchen. Touristen, die zu dumm oder zu aufgeregt waren, um sich um das Wetter zu scheren. Die gute Nachricht lautete, dass ihm weder Omar noch Butrus begegneten …
Die schlechte Nachricht, dass er auch Layla nirgends entdecken konnte, selbst nachdem er alle Straßen der Ile de la Cité abgefahren war. Jetzt war es an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen.
Khalil fuhr an den Straßenrand.
Die Pont Neuf lag direkt vor ihm und überspannte das dunkle Wasser der Seine. Wenn er hinüberfuhr, landete er auf dem linken Flussufer.
Paris war groß. Wenn sich Layla auf der Flucht befand, welchen Teil der Stadt würde sie dann aufsuchen?
Khalil umklammerte das Steuer mit beiden Händen und dachte lieber nicht daran, dass es wie die sprichwörtliche Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen sein würde. Stattdessen versuchte er, sich in sie hineinzuversetzen. Würde sie das linke oder rechte Flussufer wählen? Heute Vormittag waren sie hier gewesen. Vielleicht hatte sie das
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