Sinnliche Stunden mit dem Fremden (Baccara) (German Edition)
er.
„Manchmal tut die Wahrheit weh, Zach.“ Doch ihre Augen schienen jetzt aus flüssigem Gold zu bestehen, und ihre Wangen hatten sich gerötet. Ihre Brust hob und senkte sich bei jedem Atemzug.
Zach warf all seine guten Vorsätze, sich wie ein Gentleman zu verhalten, über Bord. „Sag, dass du nicht willst, dass ich dich küsse.“
„Ich will nicht, dass du mich küsst.“
Er schüttelte den Kopf. „Schätze, damit hätte ich rechnen müssen.“
Sie machte auf dem Absatz kehrt und entfernte sich von ihm. „Ozzy?“, rief sie. „Wo bist du?“
Ein leises Winseln drang durch die dunkle Nacht. Es kam aus Richtung der Klippen.
„Wahrscheinlich ist er gegen einen Felsen gelaufen“, bemerkte Zach und lief eilig auf die Klippen zu.
Wieder war Ozzys Jaulen zu hören.
Abigail streifte die Schuhe ab und rannte los, um Zach einzuholen.
„Warte hier“, wies er sie an, als sie sich der Felskante näherten. „Die Steine sind spitz.“
„Ozzy?“, rief sie wieder.
Der Hund gab ein langes Winseln von sich, und Zach folgte dem Laut nach Gehör. „Ich hole ihn.“ Vorsichtig bahnte er sich einen Weg zwischen den Felsbrocken hindurch bis zur Klippe. Im Mondlicht entdeckte Zach die Umrisse des Hündchens. Es war in eine Felsspalte gerutscht, die zwar kaum einen Meter tief war, aber so glatte Wände hatte, dass Ozzy nicht von selbst wieder herauskam. „Du armes kleines Ding“, sagte Zach beruhigend und kniete sich hin, um dem Hund aus seiner misslichen Lage zu helfen. Dann drückte er den Welpen fest gegen seine Brust.
„Ich hab ihn“, rief er Abigail zu, während er zu ihr zurücklief.
„Danke“, sagte sie erleichtert, als er vor ihr stehen blieb, und kraulte Ozzy zwischen den Ohren. Dabei streiften ihre Knöchel Zachs Brust. Selbst diese unabsichtliche Berührung fühlte sich an wie ein Stromstoß.
„Er ist so ungeschickt“, sagte Zach. „Meinst du wirklich, dass er für das Leben auf der Ranch geeignet ist?“
„Er erinnert mich ein bisschen an meine Schwester Katrina. Sie ist jetzt Ballerina am Liberty Ballet in New York. Ein knochenharter Job – aber die Arbeit auf der Ranch war einfach zu viel für sie“, erzählte Abigail gedankenverloren. Ihre Augen glänzten vor Stolz.
„Ach, deine Schwester darf ihren Traum also leben, ja?“
„Das ist etwas ganz anderes als bei mir.“
„Verstehe ich nicht.“
„Weil du es nicht mal versuchst.“ Sie ließ von Ozzys weichem Fell ab und machte sich auf den Weg zurück zum Schloss.
Mit drei großen Schritten hatte Zach sie eingeholt. „Ich weise nur darauf hin, dass in deiner Familie offenbar mit zweierlei Maß gemessen wird.“
„Was hast du eigentlich gegen meine Familie?“
„Nichts. Ich kenne sie ja kaum!“
„Aber du urteilst über sie, als würdest du sie kennen.“
„Oh nein. Da verwechselst du was. Ich kritisiere nicht deine Familie, sondern dich und deinen mangelnden Willen, für deine Träume zu kämpfen.“
„Es ist nicht so, dass ich die Arbeit auf der Ranch hassen würde, Clyde.“
Sie schien nicht einmal zu bemerken, dass sie seinen Spitznamen verwendet hatte. Und Zach hatte nicht vor, sie zu korrigieren.
„Als würde es im Leben nur darum gehen, dass man Dinge tut, die man ‚nicht hasst‘. Du solltest das tun, was du liebst , Abigail!“
„Leicht zu sagen für jemanden, dessen Familie kein Problem damit hat, dass er ein reicher, erfolgreicher Bierbrauer ist.“
„Ich habe keine Familie. Ich bin Vollwaise.“
Sie blieb stehen und sah ihn an. „Was ist passiert?“
„Meine Eltern sind gestorben, als ich zwei war“, erzählte er sachlich. Die Zeiten, in denen er ein Problem mit seiner Vergangenheit gehabt hatte, waren lange vorbei.
„Wow“, flüsterte Abigail. „Das tut mir leid. Und bist du dann adoptiert worden?“
„Nein, ich bin bei wechselnden Pflegefamilien aufgewachsen. Und später haben sie mich in eine betreute Wohneinrichtung gegeben.“
„Oh, Zach.“ Sie blinzelte ein paar Mal.
„Halb so wild.“ Aufmunternd lächelte er sie an. „Und außerdem ging es gerade nicht um mich.“
„Jetzt aber schon.“
„Lass gut sein, Abigail. Mit geht’s prima, ich bin erwachsen.“
„Aber du hast keine Familie!“
„Ich habe Alex. Und meine Firma.“
„Aber …“
„Komm schon, Bonnie. Hör auf, so ein trauriges Gesicht zu machen.“
„Aber deine Geschichte macht mich nun mal traurig.“
Er verdrehte die Augen. „Du solltest lieber traurig sein, weil du immer noch Ställe
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