Sinnliche Stunden mit dem Fremden (Baccara) (German Edition)
Grillen zirpten gegen den Verkehrslärm an, der aus der Ferne in den weitläufigen Garten des Hauses drang.
Lisa lehnte sich gegen die Brüstung und hielt sich die Hände vor die Augen.
„Ich verspreche, dass ich nicht schlecht über dich denken werde“, erklärte Abigail ruhig. „Und du bist nicht die Einzige hier, die ein Geheimnis für sich behalten kann.“
Lisa ließ die Hände sinken und öffnete die Augen. „Sicher?“
„Versprochen.“
Mit einem einzigen großen Schluck trank Lisa ihr Glas leer. „Oh, Mann. Ich kann doch nicht …“ Erneut schloss sie die Augen. „Na ja, aber besser, als wenn du denkst, dass ich in Seth verliebt bin.“
„Okay …“ Abigail wartete ab. Was konnte so schlimm daran sein, Seth attraktiv zu finden?
„Weil er nämlich mein Cousin ist.“ Lisa öffnete die Augen und sah Abigail direkt an. „Und du bist meine Cousine.“
„Was?“ Abigail verstand gerade überhaupt nichts mehr.
„Weißt du, wer Nicole Aldrich ist?“, fragte Lisa.
„Ja, die jüngere Schwester meiner Mutter. Aber sie ist mit siebzehn von zu Hause weggelaufen und sehr jung gestorben. Bei einem Autounfall. Deswegen kann ich mich überhaupt nicht mehr an sie erinnern. Und aus irgendeinem Grund redet kaum jemand über sie.“
„Sie war erst achtzehn, als sie kurz nach meiner Geburt gestorben ist. Etwa eine Woche vor dem Unfall hat sie mich anonym vor einem Kloster ausgesetzt.“
„Sie hat dich einfach so ausgesetzt? Und du bist bei Nonnen aufgewachsen?“ In Abigails Kopf drehte sich angesichts so vieler neuer Informationen alles.
Lisa schüttelte den Kopf. „Nein, nach kurzer Zeit wurde ich von einer ganz großartigen Familie adoptiert. Ich habe erst vor zwei Jahren angefangen, nach euch zu suchen. Aber es gab nur wenige Hinweise, deswegen hat es ziemlich lange gedauert, euch zu finden.“
Abigail hielt inne und ließ die Informationen sacken. Lisa war ihre Cousine? Ihr wurde ganz warm ums Herz. Lächelnd umarmte sie Lisa. „Aber warum hast du uns denn nichts davon gesagt?“
„Weil ich unsicher war, wie ihr reagiert.“
Abigail ließ sie los und suchte ihren Blick. „Ich freue mich riesig. Und ich frage mich ernsthaft, wie du etwas anderes annehmen konntest.“
Lisa lachte verlegen auf. „Na ja, anfangs wusste ich ja kaum etwas über euch. Eigentlich bin ich nur nach Lyndon gekommen, um euch kennenzulernen. Aber als ich bei euch im Büro aufgetaucht bin, haben alle gemeint, ich wäre eine von den freiwilligen Wahlhelferinnen. Und da dachte ich, das wäre eigentlich keine schlechte Idee, um euch besser kennenzulernen, ohne gleich ein Riesenchaos zu veranstalten. Und dann habe ich erfahren, was mit eurem Vater geschehen ist, und wollte nicht noch mehr Aufruhr verursachen. Und als Nächstes hat Seth mir einen festen Job angeboten, und weil ich die Arbeit hier so liebe, habe ich Ja gesagt, und jetzt habe ich Angst, dass er mich feuert, wenn er alles herausfindet.“
„Du befürchtest, dass Seth dich feuert, weil du seine Cousine bist?“
„Nein. Weil ich ihn heimlich ausspioniert habe.“
„Möglicherweise feuert er dich ja, weil du ihn angelogen hast“, ertönte plötzlich Seths tiefe Stimme hinter ihnen.
Lisa fuhr herum, und auch Abigail wandte sich zu Seth um, der mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnte.
„Ich habe dich nie belogen“, versicherte Lisa.
„Aber die Wahrheit hast du mir auch nicht gesagt.“
Abigail schlug ihrem Bruder auf den Arm. „Das sind schöne Neuigkeiten, Seth.“
„Trotzdem hat Lisa sich hier einfach so eingeschlichen.“
„Hau ab, Seth“, wies Abigail ihn zurecht und nahm Lisas Hand. „Wenn du schon nicht nett zu unserer neuen Cousine sein kannst, dann lass sie wenigstens in Frieden.“
„Ich gehe nirgendwo hin.“
„Tut mir leid, wie das alles gelaufen ist“, gab Lisa zerknirscht zu. „Ich hatte einfach Angst, was passiert, wenn du alles erfährst.“
Seths Miene wurde etwas weicher. Er seufzte und sagte: „Ich verstehe.“ Dann ließ er die Arme sinken und schenkte Lisa ein Lächeln. „Ich hatte mich von Anfang an gewundert, dass du mir so besonders sympathisch bist.“
Lisa begann zu lächeln und blinzelte ein paar Mal. „Ist das so?“
„Müssen deine guten Gene sein.“
„Ja, müssen sie wohl.“
Nachdenklich legte Seth sich die Hand ans Kinn. „Wie wohl die anderen reagieren, wenn sie von dir erfahren?“
Der Welpe kam durch die Verandatür gehumpelt.
„Und du fährst morgen schon zurück auf die
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