Sinnliche Stunden mit dem Fremden (Baccara) (German Edition)
ausmistet.“
„Wir haben Hilfsarbeiter, die die Ställe ausmisten.“
„Schön zu hören. Aber du weißt, was ich meine.“
Eine Weile lang liefen sie schweigend nebeneinander her, dann griff Abigail den Faden erneut auf: „Ich habe heute herausgefunden, dass ich eine Cousine habe, von deren Existenz ich auch nicht die leiseste Ahnung hatte. Niemand in meiner Familie hat von ihr gewusst. Aber sie hat uns gefunden. Hast du jemals nach deiner Familie gesucht?“
„Wieso? Es sind doch alle tot!“
Den Rest des Weges zum Schloss sagte keiner von ihnen ein Wort. Zach hing seinen Gedanken nach. Was sollte es bringen, mögliche Verwandte zu suchen? Sie wären für ihn doch nur Fremde gewesen.
Sein Leben war, was es war. Und er hatte vor, es voll und ganz auszukosten.
Abigail blinzelte gegen den strahlenden Sonnenschein an und öffnete die Augen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie begriff, dass sie sich auf Zachs Sofa befand. Auf dem Couchtisch vor ihr stand der Laptop, und jemand hatte eine weiche Decke über sie gebreitet.
Jetzt erinnerte sie sich auch, dass sie erst gegen fünf Uhr früh weggedöst war, nachdem sie geschuftet hatte, bis die Buchstaben ihr vor den Augen verschwommen waren. Sie war nicht sicher, wie lange sie geschlafen hatte, aber ihr Nacken und ihre Augen schmerzten noch immer.
In der Suite herrschte absolute Stille.
Abigail setzte sich auf, warf einen Blick auf die Uhr und stellte entsetzt fest, dass es schon zehn Uhr war. Hastig schlug sie die Decke zurück und suchte das Badezimmer, wo sie sich frisch machte, so gut es eben ging.
Dann warf sie einen Blick aus dem Fenster. Auf dem Parkplatz standen ein gutes Dutzend Autos, und mehrere Angestellte und Besucher liefen über die Anlage. Da unten war alles voll mit Leuten, die sie möglicherweise erkennen würden. Sie kam sich vor wie eine eingekerkerte Prinzessin.
Ozzy tappte draußen über den Parkettboden, und Abigail öffnete die Badezimmertür, um ihn hereinzulassen.
„Morgen“, hörte sie Zach rufen.
„Warum hast du mich nicht geweckt?“, fragte sie anklagend, während sie das Bad verließ.
„Weil du erschöpft warst. Außerdem habe ich selbst ein bisschen verschlafen“, erwiderte Zach, während er ein Tablett auf dem Sofatisch abstellte.
„Aber ich hätte zurück nach Lyndon fahren müssen!“
Von den Tellern und Schüsseln auf dem Tablett stieg ein köstlicher Duft auf. „Du warst viel zu müde zum Fahren.“
„Aber es ist helllichter Tag! Wie soll ich denn von hier wegkommen, ohne dass mich jemand sieht?“
„Dann wirst du eben bleiben müssen.“
„Ach, jetzt bin ich also auch noch deine Gefangene?!“
Er goss Kaffee aus einer silbernen Thermoskanne in zwei Tassen. „Du hast wirklich einen Hang zum Melodramatischen.“
Der Kaffeeduft zog sie wie magisch an. Sie kam näher. „Dann kann ich gehen?“
„Nicht solange es hell ist.“
„Siehst du? Ich bin überhaupt nicht dramatisch. Ich fasse nur die Fakten zusammen.“
Er grinste. Als wäre ihre Empörung witzig gewesen! „Brauchst du irgendwas?“
„Ja, Kaffee.“ Er reichte ihr eine der Tassen. Erleichtert nahm Abigail einen Schluck.
„Und jetzt setz dich mal für fünf Minuten hin, und iss einen Happen. Du siehst hungrig aus.“
Wo er recht hatte, hatte er recht. Resigniert gab Abigail nach und machte es sich auf dem Sofa bequem. Dann schnappte sie sich eine Scheibe Toast und ein Schälchen Marmelade vom Tablett. „Woher hast du das alles eigentlich?“, fragte sie, nachdem sie abgebissen hatte.
„Lucas möchte hier im Schloss ein kleines Restaurant eröffnen. Ich halte nicht viel davon, aber er meint, dass Craig Mountain dadurch ein richtiges Ausflugsziel werden könnte. Aber unten gibt es schon eine richtige Küche, die die Angestellten auch als Kantine nutzen.“
Nachdenklich biss Abigail von ihrem Toast ab. Nachdem sie den Bissen heruntergeschluckt hatte, erkundigte sie sich: „Zach, wie viele Angestellte bräuchtet ihr deiner Meinung nach für das Restaurant?“
Er hob die Brauen. „Du denkst an eine Sonderregelung wegen der zusätzlichen Arbeitsplätze? Ich kann Lucas mal fragen, aber ich glaube, nicht mehr als zwanzig.“
Sie wusste, dass das im Leben nicht reichen würde. „Das hilft euch nicht mal zusammen mit den zusätzlichen Brauereiangestellten. Ihr müsstet schon ein paar Hundert neue Jobs schaffen.“
„Was ganz klar nicht der Fall sein wird“, erwiderte Zach seufzend und stocherte in seinem Omelette herum.
„Dann
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