Sinnliche Stunden mit dir
habe."
Er
stellte sein Glas ab und legte die Arme um sie. "Weißt du
was?"
Erleichtert,
dass er nicht böse auf sie war, lächelte sie. "Was
denn?"
"Ich
glaube, du bist der erste Mensch, der es auch ernst meint, wenn er
sich entschuldigt."
Sie
wusste, er hatte ihr verziehen. "Ich meine es sehr ernst. Bitte
sei nicht mehr böse auf mich. Ich weiß, wie deine Familie
ist, und verstehe gut, dass du an engeren Kontakten nicht
interessiert bist. Ich bin nur außer mir, weil ich es nicht
ertragen kann, dass jemand Nick etwas antut."
"Ich
habe ihm ein paar Kniffe gezeigt."
"Was
für Kniffe?"
"Wie
er sich selbst verteidigen kann."
Sie
schluckte. Auch das hatte Nick ihr verheimlicht. Früher hatte er
ihr immer alles erzählt. "Und?"
"Er
ist ein Naturtalent."
"Aber
er ist doch nicht sehr kräftig."
"Er
hat seine Kräfte doch nie ausprobieren können."
Jackson umarmte sie, als wisse er, dass sie diese Worte verletzten.
"Hab Vertrauen zu ihm, Andrea. Er ist ein ganz besonderer
Junge."
Er
mochte den Jungen, das war offensichtlich. "Aber ich will nicht,
dass er sich prügelt."
"Ich
weiß, cara mia ."
Er drückte sie leicht an sich, und sie hätte ihn am
liebsten geküsst. "Überlass das mir."
Wieso
eigentlich? Bisher hatte sie für Nick sehr gut allein sorgen
können. Aber sie sah schweren Herzens ein, dass er sich im
letzten Jahr verändert hatte und dass sie ihn oft nicht
verstand. Ganz offensichtlich brauchte er ein männliches
Vorbild, an dem er sich orientieren konnte. Sie hatte schon daran
gedacht, ihn bei den Pfadfindern oder einer ähnlichen Gruppe
anzumelden, aber nun würde er mit einem Mann zusammenleben, der
bereit war, sich um ihn zu kümmern. Etwas Besseres konnte dem
Jungen wahrscheinlich gar nicht passieren.
Jackson
war klar, dass er viel von Andrea verlangte. Was wusste er schon von
Kindern? Bonnie hatte ihn um die Gelegenheit gebracht, selbst ein
Kind aufzuziehen. Da Andrea schwieg, befürchtete er eine
Zurückweisung. Vielleicht sollte er sein Angebot lieber
zurückziehen. Aber dann musste er wieder an das strahlende
Gesicht des Jungen denken, als er ihm die Judogriffe gezeigt hatte.
Und er wusste, dass er das Richtige vorhatte, auch wenn Andrea das
noch nicht einsehen wollte.
"Sieh
mal", fing er wieder an, aber sie hob die Hand.
"Sei
bitte ruhig. Ich muss nachdenken."
Was
sollte das nun wieder? Meist waren die Menschen froh, wenn er ihnen
seine Hilfe anbot. Aber da ging es auch nicht um das Glück eines
kleinen Jungen.
"Okay",
sagte Andrea plötzlich.
"Was
ist okay?"
"Du
wirst bestimmt einen guten Einfluss auf ihn haben. Es ist zwar bitter
für mich, dass ich ihm nicht mehr das geben kann, was er
braucht, aber darüber werde ich schon hinwegkommen. Bitte hab
Verständnis dafür, dass ich so lange darüber
nachdenken musste. Aber Nicks Glück steht auf dem Spiel. Du
wirst ihm doch nie wehtun, oder?"
"Manchmal
kann das schon passieren, ohne dass es meine Absicht ist."
"Das
kommt doch bei jedem mal vor. Aber du darfst Nick nie wissentlich
unglücklich machen." Sie schwieg. "Und falls wir uns
nach einem Jahr trennen", sagte sie dann leise, "versprichst
du mir bitte, dass du dich weiter um ihn kümmerst?"
"Ich
verspreche es." Der Junge gehörte jetzt zu ihm, so wie
Andrea zu ihm gehörte. Und zum ersten Mal kam ihm der Gedanke,
dass er sie auch dann nicht verlassen könnte, wenn sie ihm kein
Kind schenkte.
Denn
sie war seine Frau.
6.
Kapitel
"Gut,
ich glaube dir", stellte Andrea fest.
Jackson
sah sie überrascht an. "Du hast aber viel Vertrauen zu
mir."
"Stimmt."
Eine
lange Zeit standen sie einander schweigend gegenüber. "Und
wie ist es mit uns?" nahm er schließlich das Gespräch
wieder auf.
"Was
soll mit uns sein?"
"Kannst
du mir auch als Mann vertrauen?"
Sie
betrachtete nachdenklich ihre Füße. "Das ist nicht
einfach."
"Warum
nicht?"
"Ich
habe zu viele schreckliche Erinnerungen."
"Geht
es um Nicks Vater?" Andrea war eine sehr sensible Frau, das
wusste Jackson. Ihren Andeutungen hatte er entnehmen können,
dass sie zwar nicht verstand, weshalb ihre Mutter diesen Schuft
geliebt hatte. Aber sie konnte nachempfinden, wie sehr ihre Mutter
unter der Gleichgültigkeit von Lance gelitten hatte. Die
schlechten Erfahrungen aus ihrer Kindheit und Jugend hatten ihr Bild
von der Ehe geprägt, schlimmer noch, mit dem Begriff Liebe
verband sie generell Tränen und Einsamkeit. Das geht mir ja auch
nicht sehr viel anders, dachte Jackson verbittert.
"Meine
Mutter hat zwei Männer geliebt.
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