Sinnliche Traeume auf Kyrene
Ihre Aufmerksamkeit erregt.“ Er lächelte belustigt. „Eigentlich bin ich es nicht gewöhnt, dass man mich so vollständig ignoriert. Ich habe Sie schon mehrmals etwas gefragt, aber Sie haben nichts gehört.“
„Ich habe an die Ruinen gedacht“, log sie. „Darüber, wie ich sie wohl malen würde.“
„So wie damals, als Sie mich nackt gesehen haben?“
Sie mied seinen provokanten Blick. „Ich denke, wir sollten dieses unglückliche Zusammentreffen vergessen.“ „Unmöglich“, meinte Thorne im Brustton der Überzeugung. Diana war da vollkommen seiner Meinung, und sie war dankbar, als ein Ruf etwas weiter oben sie einer Antwort enthob.
„Wer als Erster die Wiese überquert hat, ist Sieger!“, rief Amy und gab ihrem Pferd die Sporen.
John Yates fluchte irgendetwas über lästige, wilde Rangen, aber auch er hieb seinem Pferd die Fersen in die Flanken und schoss hinter dem Mädchen her.
Sofort nahm auch Diana voll Freude die Zügel auf, um mitzumachen. Ein Rennen war eine willkommene Ablenkung von dem allzu verwirrenden Mann neben ihr.
Thome wachte plötzlich auf. Sein Herz raste.
Schon wieder hatte er von Diana Sheridan geträumt, in lebhaften erotischen Bildern, und zurück blieb nichts als ein heftig brennender Schmerz. Immer noch war er wie im Fieber, und sein nackter Körper war schweißbedeckt.
Gereizt warf Thorne die Bettdecke zurück und ging das Fenster öffnen. Seit Dianas Ankunft hatte er Schlafschwierigkeiten, weil er wusste, sie war in seinem Haus. Dabei hatte er sie absichtlich in einem anderen Flügel des Hauses einquartiert, um nicht in Versuchung geführt zu werden.
Sie war eine verbotene Frucht für ihn.
Er bezweifelte, dass sie immer noch Jungfrau war. Sicher hatte ihr Mitgiftjäger sie verführt. Eine so schöne Frau hatte sich sicher heimlich Liebhaber genommen während all der Jahre. Doch er wäre ein Schuft, wenn er es ausnutzen würde, dass sie unter seinem Dach wohnte.
Lange stand Thorne am offenen Fenster und ließ den frischen Nachtwind über seinen überhitzten Körper streichen und die Erinnerung an den Traum verjagen. Die Frühlingsnächte auf Kyrene waren noch kühl genug, um einen zu erfrischen. Doch er wusste, dass er so bald nicht mehr einschlafen würde. Als er sich etwas beruhigt hatte, warf er sich seinen Morgenmantel über und verließ das Zimmer. Er hatte vor, in sein Studierzimmer zu gehen, um sich dort einen ordentlichen Brandy einzuschenken.
Diana biss vor Konzentration auf ihrer Unterlippe hemm, während ihr Stift über den Skizzenblock flog. Sie hatte nicht schlafen können. Ihr Kopf war voller Bilder. Nachdem sie sich Stunden in den Kissen hin und her geworfen hatte, war sie aufgestanden. Sie musste ihre Ideen auf Papier festhalten.
Alles schlief offenbar, als sie die Treppe zur Bibliothek hinunterstieg. Thornes Villa schien jeglichen Komfort zu bieten, doch die Bibliothek mit ihren vielen ledergebundenen Büchern strahlte etwas aus, das die Kreativität förderte. Außerdem gab es dort genügend gut platzierte Lampen, die für ausreichend Licht sorgten.
Die letzten drei Tage war Diana so beschäftigt gewesen, dass sie gar keine Zeit zum Malen gefunden hatte. Darüber hinaus hatte sie Thorne nicht mit der Frage belästigen wollen, ob er ihr einen der Räume des Hauses zur Verfügung stellen würde. Sie brauchte einen Ort, wo sie ihre Staffelei aufstellen und auch Schmutz machen konnte, ohne befürchten zu müssen, dass sie die eleganten Möbel ruinierte. Aber sie würde sowieso nur noch ein paar Tage hierbleiben. So lange musste sie sich eben mit Kohle und Stift Skizzen machen, um nichts zu vergessen.
Es ärgerte sie allerdings, dass in ihrem Kopf ausschließlich Bilder von diesem niederträchtigen Casanova herumspukten.
Thome in der Bucht schwimmend, wie sie ihn das erste Mal gesehen hatte.
Thome, wie er nackt in den heißen Quellen ein Bad nimmt.
Thome, wie er mit windzerzaustem Haar auf der Klippe steht und über das tiefblaue Meer blickt.
An dem letzten Bild arbeitete sie im Augenblick und versuchte, diese Vitalität einzufangen, die so typisch für ihn war. Nicht zu vergessen seine Unverschämtheit und Verwegenheit.
Ihr Stift bewegte sich wie von selbst. Sein leises Kratzen war der einzige Laut, der in der Stille zu hören war.
Diana hatte die Zeit vergessen, als sie mit einem Mal spürte, dass sie nicht mehr allein war. Erschrocken blickte sie auf und sah Thorne in der Tür stehen.
„Ich habe Licht gesehen“, meinte er und trat
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