Sinnliche Traeume auf Kyrene
gefährlich.“ Seine Stimme war leise und klang heiser und enttäuscht. „Es ist besser, ich gehe jetzt.“
„Nein, ich sollte diejenige sein, die geht.“
Diana schnappte ihren Skizzenblock und floh aus der Bibliothek. Sie schloss die Tür hinter sich, und in der plötzlichen Dunkelheit lehnte sie sich an die Wand und holte bebend Luft. Lange blieb sie so stehen, immer noch zitternd. Ihr Puls ging viel zu schnell, während sie über ihre missliche Situation nachdachte.
Sie fühlte sich unwiderstehlich zu Thorne hingezogen, das stand außer Frage. Gegen ihren Willen fand sie ihn attraktiver als jeden Mann, den sie je kennengelernt hatte. Und betörender.
Er schien seinen sinnlichen Charme so leicht und selbstverständlich auszuüben, wie er atmete. Er konnte sich ebenso wenig zurückhalten, eine Frau zu verführen, wie er die Farbe seiner Augen wechseln konnte.
Und genauso mühelos erweckte er in einer Frau den Wunsch, sich ihm hinzugeben.
Thorne hatte sie als eine Versuchung bezeichnet. Diana schloss die Augen und schüttelte verstört den Kopf. Er war es, der die reine Versuchung verkörperte.
Doch in einer Hinsicht hatte er recht.
Es war viel zu gefährlich, wenn sie beide miteinander allein waren.
Nach ihrem nächtlichen Treffen in der Bibliothek tat Diana ihr Bestes, nicht mit Thorne allein zu sein. Und doch musste sie öfter mit ihm Zusammentreffen, als ihr lieb war.
Für Diana und Amy erwies sich der Rest der Woche als genauso geschäftig wie der Anfang. An den Abenden nahmen sie an Soupers und Soireen der besseren Gesellschaft auf der Insel teil, und die Tage waren den Anproben der neuen Garderobe gewidmet.
Um Accessoires wie Schuhe, Häubchen, Beutel, Fächer und Taschentücher zu kaufen, würden sie warten, bis sie in London waren. Doch die französische Schneiderin entwarf ihnen Kleider für alle Gelegenheiten - für den Morgen, den Nachmittag, fürs Dinner, für Bälle, für die Reise, zum Spazierengehen und zum Reiten, dazu noch Umhänge und lange Mäntel.
Als Diana protestierte und meinte, die vielen Kleider würden niemals rechtzeitig zu ihrer Abreise fertig werden, antwortete Thorne ihr, dass die Schneiderin sie nach England begleiten und die Zeit auf See ausreichen würde, den größten Teil ihrer Garderobe fertig zu nähen.
Thome hätte ihr auch sagen können, dass er die Französin noch aus einem ganz anderen Grund mitnahm, nämlich zu ihrem Schutz. Je mehr Passagiere das Schiff bevölkerten, desto eher würde es ihm gelingen, die Hände von ihr zu lassen.
Er war überzeugt davon, dass Diana vor ihm geschützt werden musste. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er so heftig auf eine Frau reagiert. Es war lächerlich, denn er hatte sie schließlich erst vor ein paar Tagen zum ersten Mal getroffen.
Die Begegnung in der Bibliothek hatte das Feuer, das in ihm brannte, noch mehr entfacht. In dieser Nacht hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als Diana in die Kissen zu drücken und ihnen beiden die Ekstase zu verschaffen, nach der sie sich so verzehrten.
Diana Sheridan hatte eine außergewöhnliche Wirkung auf ihn.
Sicher spielte dabei eine große Rolle, dass sie sich ihm so vehement widersetzte. Er konnte sich an keine Frau erinnern, die so entschlossen versucht hatte, ihm zu entkommen. Und ihre unüberwindliche Abneigung gegenüber der Ehe gefiel ihm besonders. So brauchte er in dieser Hinsicht keine Befürchtungen zu hegen.
Aber es war nicht nur Diana Sheridans schönes Gesicht und ihr wundervoller Körper. An ihr war etwas Aufregendes, Verlockendes, das ihn gefangen nahm. Je besser er sie kennenlernte, desto mehr faszinierte sie ihn. Besonders die Kraft, mit der sie allen Feindseligkeiten entgegentrat, hatte ihr seinen Respekt und seine Bewunderung eingebracht.
Auf jeden Fall war sie die größte Versuchung, mit der er es je zu tun gehabt hatte.
Doch nun musste er sich nur noch eine kurze Zeit unter Kontrolle haben. So lange würde er sicher sein Verlangen nach Diana unterdrücken können.
Drei Tage später wusste er, dass er schon wieder dabei war, einen Fehler zu begehen. Es war der letzte Abend vor ihrer Abfahrt. Sie hatten nichts Besonderes für diesen Abend geplant, sondern wollten zu Hause zu Abend essen, da ihr Schiff am frühen Morgen Segel setzen würde.
Als Thorne in den Salon kam, ging gerade die Sonne unter, von Diana und ihrer Schutzbefohlenen jedoch fand er keine Spur. Durch die hohen Flügeltüren konnte er aber jenseits des Gartens eine Frau
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