Sinnliche Traeume auf Kyrene
ihren schnatternden und kichernden Freundinnen unterhielt -und das maliziöse Lächeln sah, das ihr diese hinterhältige, kleine Schönheit über die Menge hinweg schenkte - wusste Diana, dass der Moment ihres Absturzes gekommen war.
Sobald der Prinz mit all seiner katzbuckelnden Entourage im Schlepptau den Ball verlassen hatte, zog Diana Amy aus der Gruppe ihrer Verehrer und ging mit ihr in die Bibliothek, wo sie unter sich sein konnten. Dort legte Diana ihr Geständnis ab.
Amy hörte sich, von Sekunde zu Sekunde blasser werdend, alles an. Am Schluss war ihr die Verzweiflung anzusehen.
„Oh Diana“, flüsterte sie, „das kann all unsere Chancen zunichte machen - meine und Cecilys. Du weißt, wie entscheidend dieser Ball für uns ist. Und jetzt ...“, ihre blauen Augen füllten sich mit Tränen, „... das kann Schande über uns alle bringen.“
„Es tut mir so leid“, erwiderte Diana leise voller Scham und Kummer. „Ich hätte mir über all das klar sein müssen, bevor ich mit Thorne wegging.“
„Es erscheint mir ein wenig scheinheilig“, meinte Amy mit zitternder Unterlippe, während ihr dicke Tränen über das Gesicht liefen. „Du hast mich oft genug wegen meines Mangels an Anstand gescholten, und jetzt benimmst du dich selbst wie ein liederliches Frauenzimmer.“
Diana wusste, dass Amy voll bitterer Enttäuschung wild um sich schlug, doch sie konnte nichts zu ihrer Verteidigung Vor bringen. Aber dann atmete sie tief durch. Es war ihre Aufgabe gewesen, ihre Cousine zu schützen und zu lenken, und dafür brauchte sie sich nicht zu entschuldigen.
„Mein Benehmen, ob scheinheilig oder nicht, steht hier nicht zur Debatte“, erklärte sie ruhig. „Mein Hauptanliegen war, dich vor dem Fehler zu bewahren, den ich gemacht habe, Amy. Wenn ich versucht habe, dich zu zügeln, so war das nur zu deinem eigenen Nutzen.“
Erstaunlicherweise schien diese Erklärung Amy wieder etwas aufzurichten. Sie hörte jäh auf zu schluchzen und wischte sich wütend die Tränen fort. „Du brauchst nicht zu fürchten, dass mir noch etwas an Reginald Kneighly liegt. Ich habe ihm gesagt, dass es zwischen uns aus ist. Er hat mich ein Mal zu oft vernachlässigt.“
Diana spürte eine Welle der Erleichterung.
„Du kannst nicht wütender auf mich sein, als ich es selbst auf mich bin“, meinte Diana schließlich. „Aber ich hoffe, ich kann verhindern, dass dieser Skandal auch nur im Geringsten auf dich abfärbt. Als Erstes werde ich morgen Lady Hennessys Haus verlassen und von da an in meinem Studio wohnen.“ „Vielleicht wäre es das Beste“, stimmte Amy ihr mit unglücklichem Gesicht zu. „Das kann den Verrat an Lady Hennessys Freundlichkeit natürlich nicht wieder gutmachen ...“ Amy drehte sich abrupt um und lief kopfschüttelnd aus der Bibliothek.
Allein geblieben litt Diana unter der bitteren Wahrheit von
Amys anklagenden Worten. Nicht nur, dass sie das gesellschaftliche Debüt der Mädchen gefährdet hatte, auch die Countess hatte sie verraten.
Für den Rest der Nacht vermied Diana jede Vertraulichkeit mit Thorne und lehnte es ab, sich in seiner Begleitung sehen zu lassen. Aber den vielen Blicken nach zu urteilen, die sie trafen, war der Schaden bereits angerichtet. Innerhalb weniger Stunden war sie für die Gesellschaft zur Aussätzigen geworden.
Es war vier Uhr am Morgen, als die letzten Gäste in ihren Kutschen davonfuhren. Diana hatte sich gezwungen, bis zum bitteren Ende auf dem Ball zu bleiben. Sie war entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen, und sie wollte auch noch unter vier Augen mit Lady Hennessy reden, bevor sie sich zurückzog.
Während die müden Diener unzählige Kerzen löschten, gingen die beiden Frauen gemeinsam die Treppen hinauf.
„Ich denke, der Ball war ,grandios', wie die Mädchen gerne sagen“, meinte die alte Dame, als sie den ersten Stock erreicht hatten. „Besser als ich es mir hätte träumen lassen. Prinnys Anwesenheit hat den Erfolg besiegelt, meinen Sie nicht auch?“ „Es war ein bedeutender Erfolg“, stimmte Diana ihr zu. „Aber Judith, ich fürchte, es gibt da ein schreckliches Problem ...“ Offensichtlich hatte Lady Hennessy bereits von dem Aufruhr gehört, denn sie lächelte Diana mitfühlend an und tätschelte ihr die Hand. „Thome hat mir schon davon erzählt, meine Liebe. Ich weiß, dass es Sie beunruhigt, aber ich wage zu sagen, dass nach einem guten Schlaf am nächsten Morgen alles schon viel besser aussieht.“
Diana wollte aber nicht erst dann
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