Sinnliche Traeume auf Kyrene
über ihre Schande sprechen und versuchte es noch einmal. „Judith, Sie wissen, dass ich hier nicht länger bleiben kann ... “
„Wir werden morgen darüber reden“, erklärte Lady Hennessy entschieden. „Ich bin so müde, ich könnte auf der Stelle umfallen.“
Diana ärgerte sich, dass sie so rücksichtslos gewesen war und nicht an die Müdigkeit der alten Dame gedacht hatte. So überließ sie die Countess ihrer Kammerzofe und ging ins Bett.
Trotz ihrer Erschöpfung verbrachte Diana eine schlaflose Nacht und schleppte sich am nächsten Morgen gegen zehn Uhr in den Frühstückssalon. Zu ihrem Erstaunen gesellte sich Lady Hennessy kurz darauf zu ihr und verkündete, dass ihre beiden Schützlinge noch im Bett liegen würden.
Sie erlaubte dem Diener, ihr Kaffee, weich gekochte Eier und Toast zu servieren, und entließ ihn dann mit einer höflichen Handbewegung.
„Also, meine Liebe“, sagte sie freundlich, als sie allein waren. „Was hat es mit all dem Wirbel auf sich?“
Noch einmal berichtete Diana, allerdings in etwas gekürzter Form, vom vergangenen Abend, als sie mit Thorne in der Orangerie erwischt worden war.
Lady Hennessy machte ein Gesicht, als hätte sie eine Zitrone verschluckt. „Dieser entsetzliche Marling-Sprössling verdient eine anständige Tracht Prügel! Seit ewigen Zeiten ist das Mädchen schon hinter Thorne her. Aber eine Heirat zwischen ihr und meinem Neffen? Lächerlich! Sie ist ganz grün vor Eifersucht und entschlossen, Sie zu ruinieren, meine Liebe.“
„Das habe ich gemerkt. Aber ich hätte darauf achten müssen, dass mein Verhalten über jeden Tadel erhaben ist.“
„Nun, der Schaden ist schon angerichtet. Was Sie jetzt tun müssen, ist, sofort den Tag Ihrer Eheschließung bekannt zu geben. Je eher Sie Thorne heiraten, desto eher wird das Gerede ein Ende haben.“
Diana verbiss sich die Antwort, die sie instinktiv hatte geben wollen. Sie hegte nicht die Absicht, die Verlobung mit Thorne fortzusetzen, doch das konnte sie Lady Hennessy wohl kaum sagen.
„Ich möchte keinen Druck auf Thorne ausüben“, sagte sie nur. „Ich bin immer noch nicht davon überzeugt, dass er überhaupt irgendjemanden heiraten will, auch wenn er behauptet, dass er mich liebt. Und ich halte es für einen furchtbaren Fehler, zu heiraten, wenn man sich der Liebe nicht sicher sein kann. “
„Wenn Sie Thornes lang andauernde Abneigung gegen die Ehe meinen, so brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Er hatte bisher einfach noch nicht die richtige Frau getroffen. All die Damen, die er kennt, sind viel zu zahm für ihn. Und eine von den Tänzerinnen der Oper könnte er natürlich niemals heiraten. Trotz seines rebellischen Charakters weiß Thorne, was er seinem Namen schuldig ist.“
Bevor Diana etwas erwidern konnte, fuhr Lady Hennessy munter fort, während sie sich Marmelade auf den Toast strich: „Außerdem haben Männer seiner Art es nicht gern, wenn sie gejagt werden. Die Frauen haben ihre Köder nach Thorne ausgeworfen, seitdem er keine kurzen Hosen mehr trägt. Wenn Sie wüssten, wie viele übereifrige Mütter ihm ihre Töchter fast nachgeworfen haben.“
Die Countess hüstelte voller Abscheu. „Um alles noch schlimmer zu machen, hat mein Bruder vor Jahren den Riesenfehler gemacht, von Thorne zu verlangen, er solle standesgemäß heiraten - eine politische Verbindung oder auch die Verbindung zweier großer Vermögen - und davon wollte Thorne überhaupt nichts wissen. Ich kann absolut verstehen, warum. Er ist ein Rebell und ein Draufgänger voller Lebenslust, Diana, und eine Vernunftehe wäre wie Fußketten aus Stahl für ihn.“
„Ich kann das auch verstehen, Judith. Deswegen möchte ich mir ja Thornes Liebe absolut sicher sein, bevor wir eine endgültige Verbindung eingehen.“
Lady Hennessy lächelte. „Er will nur einfach keine verwöhnte, dumme Trine heiraten. Er braucht eine Frau, die ihm Paroli bietet. Eine Frau, die er lieben kann.“ Die Countess sah Diana ruhig an. „Ich glaube, Sie könnten diese Frau sein. Selbst wenn Thorne Sie in Wirklichkeit nur als seine Braut vorstellt, um seinem Vater eins auszuwischen.“
„Das wissen Sie?“, fragte Diana bestürzt.
„Ich hatte so meinen Verdacht. Ich durchschaue meinen Tunichtgut von einem Neffen ganz gut.“
Diana zwang sich zu einem Lächeln. „Ich bin gerührt von dem Glauben, den Sie in mich setzen, Judith. Sie sind sehr freundlich ... und sehr klug. Aber Sie sehen doch selbst, warum es zwischen Thorne und mir niemals
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