Sinnliche Versuchung in Italien
stattfinden. Danach gibt es ein gutes Essen. Leute von der Presse oder dem Fernsehen sind nicht eingeladen. Das geschieht erst zum großen Spektakel im August, wenn wir das Auto der Weltöffentlichkeit vorstellen.“
„Ich verstehe.“
„Als Erstes zeigen wir die Aufnahmen von Ihnen, auch die von heute. Sie werden zu einer Diashow zusammengestellt. Vorher erkläre ich, dass die Fotos für den Kalender bestimmt sind, den wir im August herausbringen. Und dann werde ich eine kleine Rede auf meinen Sohn halten.“
Annabelle spürte, wie ihr die Hände vor Aufregung feucht wurden.
„Wenn das vorbei ist, werde ich Sie hereinbitten und als Amalfi – Girl vorstellen. Und machen Sie sich darauf gefasst, umlagert zu werden. Das Bild, das Sie vor dem Jet zeigt, habe ich nämlich als Plakat drucken lassen. Jeder Gast bekommt ein Exemplar geschenkt. Die Händler werden es in ihren Geschäften aufhängen wollen, um die Kundschaft neugierig zu machen, und Sie wahrscheinlich um Signierung bitten. Sind Sie dazu bereit?“
„Ja, natürlich.“
„Und nun zu Ihrem Auftritt. Ich möchte, dass Sie aussehen, als wären Sie diesem Poster entstiegen. Deshalb müssen Sie das gleiche Kleid und Make-up tragen wie bei den Aufnahmen in Rom. Haben Sie etwas dagegen einzuwenden?“
„Nein, aber wie soll ich …?“
Er lächelte. „Sie kommen am besten schon mittags zu uns. Marcella und ihre Leute werden rechtzeitig da sein, um Sie zurechtzumachen.“ Guilio hatte wirklich an alles gedacht und das Ganze bestens organisiert.
Annabelles Lampenfieber stieg. Inzwischen hatte sie auch heftiges Herzklopfen, und auf die Muscheln, die der Kellner servierte, hatte sie plötzlich keinen Appetit mehr. Doch sie wollte Guilio nicht das Essen verderben. Und schon gar nicht das Fest für seinen Sohn. Sie hatte sich bisher so viel Mühe gegeben. Schlappmachen oder gar kneifen durfte sie nicht. Doch erst jetzt wurde ihr bewusst, wie sehr es sie aufregte, im Mittelpunkt zu stehen. Plötzlich hatte sie sogar Angst, dabei etwas falsch zu machen.
„Maria hat mich vorhin angerufen und mir mitgeteilt, dass Mel bereits eingetroffen ist. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie beide einiges zu besprechen haben.“
Ihr Chef war schon da? Das war gut. Dann hatte sie in den kommenden freien Tagen wenigstens einen vertrauten Menschen, mit dem sie etwas unternehmen konnte und der sie bis zum Samstag etwas ablenkte. Lucca hatte jetzt tagsüber zu tun. Sie wollte ihn nicht davon abhalten, denn Beschäftigung war gut für ihn.
Und nach dem Fest? Dann gehörte er wieder in den Kreis seiner Familie und Freunde. Sie brauchte er dann nicht mehr.
„Ich nehme an, dass Sie mit Mel zurückfliegen wollen. Das steht Ihnen natürlich frei, meine Liebe. Wenn es allerdings nach mir ginge, würden Sie bleiben. Doch da Sie nun einmal so dickköpfig sind wie mein Sohn, muss ich mich wohl damit abfinden, dass ich an Ihrem Entschluss nicht rütteln kann. Jeder bestimmt sein Leben selbst, das habe ich zu respektieren“, meinte er und bat den Kellner um die Rechnung. „Ich habe noch viel zu erledigen.“
Als Lucca morgens aufstand, war Annabelle bereits nicht mehr da, denn sie hatte lange vor Beginn der Party zur Villa seines Vaters fahren wollen, um bei den letzten Vorbereitungen zu helfen. Schließlich wurden auch Geschäftsfreunde erwartet. Eigentlich hatte er vorgehabt, mit ihr zum Einkaufen zu gehen. Darauf, dass sie noch einmal zurückkam, konnte er sich nicht verlassen. Deshalb rief er Fortunato an, damit er ihn abholte.
In den vergangenen Tagen war Annabelle weitaus beschäftigter gewesen als zuvor. Doch sobald das Fest vorbei war, würde sie wohl mehr Zeit haben. Denn inzwischen waren ja auch die Fotoaufnahmen beendet. Er freute sich schon darauf, den ganzen Tag mit ihr zusammen zu sein. Vor allem wollte er von ihr hören, wo er anbauen sollte. Außerdem plante er, das Haus um mindestens ein Zimmer zu erweitern.
Pünktlich um zwölf Uhr stand sein Neffe vor der Tür. Er hatte erst kürzlich den Führerschein gemacht und freute sich, seine Fahrkünste unter Beweis zu stellen. Nachdem sie in einem Szenelokal für Jugendliche eine Kleinigkeit zu Mittag gegessen hatten, liefen sie die einzelnen Geschäfte ab.
Lucca brauchte einen Abendanzug. Damit wollte er seinem Vater zeigen, dass er sich über die Einladung freute. Er selbst machte sich nichts aus eleganter Kleidung, doch er wollte Guilio nicht vor den Kopf stoßen und auch Annabelle überraschen. Sie kannte ihn ja
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