Sinnliche Versuchung in Italien
könnte …“
Die letzten Worte gingen im Applaus der Gäste unter. Sie waren aufgestanden und jubelten Guilio zu. Nur Lucca blieb sitzen, fassungslos über die anerkennende Rede seines Vaters.
Guilio kam zu ihm und reichte ihm die Hand. „Willkommen zu Hause, figlio mio .“
„ Grazie, papà . Ich bin überwältigt“, sagte Lucca heiser, erhob sich und küsste seinen Vater auf beide Wangen. Dann legte er ihm den Arm um die Schultern. „Jeder Sohn sollte einen Vater wie Guilio Cavezzali haben.“
Jetzt trampelten die Gäste mit den Füßen vor Begeisterung.
„Es würde mich nicht wundern, wenn mamma uns jetzt sehen könnte. Sie wäre auf dich noch stolzer als auf mich. Ich danke dir von Herzen und bin froh, dass ich wieder zu Hause bin. Bei dir und Maria.“ Er drückte Guilio an sich und ging dann zu seinem Platz zurück.
Nachdem sich der Applaus endlich gelegt hatte, setzten sich alle wieder hin. Guilio räusperte sich. „Als Erstes will ich euch den Amalfi-MB-Viper in einer Diashow vorführen. Diese Fotos werden in einem Kalender erscheinen, den alle Händler im August erhalten, wenn der Wagen auf den Markt kommt. Außerdem soll er an jeden Käufer des Cabriolets verschenkt werden. Er wird, davon bin ich überzeugt, eine Mund-zu-Mund-Propaganda auslösen. Basilio, könntest du bitte das Licht löschen und mit der Vorführung beginnen?“
Gespannt auf das neueste Model seines Vaters, blickte Lucca auf die helle Leinwand. Das erste Foto zeigte überlebensgroß, begleitet von einem Oh der Gäste, ein schneeweißes Cabriolet vor dem Flugzeugtyp, den er wie seine Westentasche kannte. Die schnittige Form des Sportwagens war fantastisch. Er war ein wahres Meisterstück seines Vaters.
Doch mehr als das Auto zog die bildschöne Frau seine Aufmerksamkeit auf sich, die wie hingegossen auf dem perlfarbenen Ledersitz saß und offensichtlich nach dem Piloten Ausschau hielt.
Annabelle!
Das Blut rauschte ihm in den Ohren.
Die Aufnahme war bestimmt kurz vor Sonnenaufgang auf der Luftwaffenbasis bei Rom gemacht worden. Vielleicht sogar an dem Tag, an dem er dort angekommen war. Wieder musste er an die nächtliche Begegnung auf dem Flur denken. In jeder Hinsicht hatte er Annabelle verkannt.
Auf dem Foto trug sie ein elegantes weinrotes Cocktailkleid mit Spaghettiträgern. Ihre Haut schimmerte sanft, und der Glanz ihres gewellten hellblonden Haars schien den des Diamantcolliers zu übertreffen. Mit ihren violetten Augen schaute sie ihn geheimnisvoll an.
Ihr bezaubernder Anblick machte ihn sprachlos. Anderen schien es ebenso zu gehen, denn es herrschte tiefes Schweigen. Dann rief jemand: Bravo, und andere stimmten mit ein. Schließlich sprangen wieder alle auf, um begeistert zu klatschen.
Dieses Foto sollte also in dem Kalender erscheinen, den sich einmal Tausende von Menschen anschauen und darüber sprechen würden. Es erfüllte Lucca mit Freude und Stolz, dass sein Vater ihm diesen Wagen gewidmet hatte, und er bewunderte ihn dafür, mit welcher Treffsicherheit er Annabelle als Model für die Werbekampagne ausgesucht hatte. Ein besseres hätte er nicht finden können.
Inzwischen bestürmten die Händler seinen Vater mit Fragen. Sie wollten wissen, wo er das atemberaubende Model versteckt halten und ob es für Werbeaktionen zu den einzelnen Niederlassungen reisen würde. Schließlich interessierte es sie auch, ob es für weitere Aufnahmen zur Verfügung stehe und ob sie diese auf ihren Websites veröffentlichen könnten.
Es herrschte die einstimmige Meinung, dass der Sportwagen ein Verkaufsschlager werden würde. Nicht zuletzt wegen dieser Frau. Man wollte auch wissen, wo sie zu finden sei.
Guilio hüllte sich jedoch in Schweigen und lächelte nur.
Noch ehe sich Luccas Aufregung gelegt hatte, erschien das nächste Bild auf der Leinwand. So kannte er Annabelle. Genau so erlebte er sie, wenn sie auf der Terrasse saß, versunken in den Anblick von Landschaft und Meer. Auf dem Foto beugte sie sich aus dem Wagen und schaute hinunter ins Wasser. Ihre natürliche Ausstrahlung sprang wie ein Funke auf das Publikum über, und wieder brach ohrenbetäubender Beifall los. Diesmal klatschte auch Lucca.
Auf allen nun folgenden Aufnahmen entdeckte er etwas anderes, das ihn in Annabelles Bann zog. Jeder Wechsel der Autofarbe, ihrer Kleidung oder des Hintergrundmotivs brachte eine neue Seite von ihr zum Vorschein. Besonders gefiel ihm das Foto, auf dem sie einen Korb mit Sonnenblumen hielt. Es erinnerte ihn an den ersten
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