Sinnliche Versuchung in Italien
Mutter.“
Er streichelte ihre Hand. „Und die wäre?“
„Sie hat sich lange Sorgen um mich gemacht. Deshalb habe ich ihr schon vor Kurzem am Telefon gestanden, dass ich einen Mann kennengelernt habe, der mein Leben verändert hat. Als ich dann nach Hause kam, musste ich ihr natürlich mehr von dir berichten. Dabei habe ich in den höchsten Tönen von dir geschwärmt.“
„Was hast du zum Beispiel gesagt?“
„Dass du ein Gott mit schwarzem Haar und graugrünen Augen bist.“
Er lachte, und dann küsste er sie.
Schließlich seufzte sie zufrieden auf. „Ich liebe dich, Lucca.“
„Und du bist mein Ein und Alles, Annabelle“, flüsterte er. „Ich muss dir auch etwas gestehen. Schon in der ersten Nacht – ich hatte mich gerade von dem Schreck erholt, dass mich eine wild gewordene Person aus meinem eigenen Haus vertreiben wollte – dachte ich, dich könnte mir der Himmel geschickt haben, und bald wusste ich, dass du die Frau bist, auf die ich immer gewartet hatte. Doch ich fühlte mich nicht in der Lage, dir das zu geben, was du verdienst. Außerdem befürchtete ich, dass du mir nach den schlechten Erfahrungen mit deinem ersten Mann nicht vertrauen könntest.“
„Liebling …“ Sie streichelte seine Wange. „Du musst noch eine Menge über mich lernen.“
„Das glaube ich auch. Ich werde mir Mühe geben. Eine Frage solltest du mir aber noch beantworten.“
„Ob ich bereit bin, die Frau eines Landwirts zu werden? Nichts lieber als das, Lucca. Ich freue mich darauf. Und weißt du was? Dass dein Herz schon immer der Landwirtschaft gehört hat, habe ich sofort gemerkt.“
„Woran denn?“
„Am ersten Morgen, als ich die Blumen gepflückt habe, ist mir das klar geworden, denn vor der Tür stand kein Auto. Außerdem hatte ich auch nachts keins kommen gehört. Ich wäre sonst wach geworden. Ich habe nämlich aufgrund der vielen Nachtdienste, die ich gemacht habe, einen leichten Schlaf. Du musstest dich also zu Fuß von der Straße hergeschleppt haben. Wer aber tut denn so etwas, wenn er in hundsmiserabler Verfassung ist? Doch nur einer, der an seinem Stück Land ebenso hängt wie an seinem Haus. Deshalb war ich später nicht sehr überrascht, als ich von deinen Plänen erfuhr.“
Sie kuschelte sich an ihn. „Bevor ich durch deinen Sturz aufgewacht bin, bin ich mit dem Gedanken eingeschlafen, hier am richtigen Ort zu sein. Mir kam es vor, als hätte das alte Gemäuer all die Liebe und das Glück seiner früheren Bewohner wie Wärme gespeichert, die es nun an mich abgab. Später habe ich dann beobachtet, wie rasch du dich trotz deiner Schmerzen erholt hast. Es hatte den Anschein, als gäben dir das Haus und das umliegende Land Frieden und Kraft. Wenn du dich umgeschaut hast, sind deine Gesichtszüge weich geworden, und die Blumen, die ich gepflückt hatte, schienen zu dir zu sprechen.“
Er nickte. „Meine Mutter brachte jeden Morgen frische aus dem Garten. So wie du.“
Er zog sie an sich. „Annabelle, lass mich bitte nie wieder allein.“
„Das schwöre ich.“ Sie beugte sich über ihn und presste die Lippen auf seine.
Ein paar Wochen später prüfte Annabelle nervös, ob die Spaghettiträger ihres orangefarbenen Cocktailkleides nicht verrutscht waren. Ihr Haar durfte sie nicht mehr berühren, denn es fiel ihr kunstvoll frisiert über eine Schulter. Sie bebte vor Aufregung und hatte das Gefühl, als würden das Diamantcollier um ihren Hals und das Armband an ihrem Handgelenk, die kühl auf ihrer Haut lagen, ihr noch die letzte Wärme rauben. Die größte Sorge bereiteten ihr jedoch die mit Strass besetzten hochhackigen Sandaletten, denn wenn sich gleich der Vorhang hob, sollte sie mit dem schwarzen Amalfi – Cabriolet in die Mitte der Halle fahren. Was wäre, wenn sie mit dem Fuß abrutschte oder sich ein Absatz verkantete?
Sie wusste, dass draußen die Fernsehkameras bereitstanden. Guilio erwartete sie auch schon dort und würde ihr weitere Anweisungen geben.
„… live aus Mailand, aus dem Ausstellungsraum der Amalfi – Werke, wird gleich der Firmeninhaber Guilio Cavezzali sein neuestes Automobil der Öffentlichkeit vorstellen …“, hörte sie den Moderator eines britischen Fernsehsenders sagen. Was seine italienischen Kollegen erzählten, konnte sie ebenso wenig verstehen wie das Stimmengewirr der anderen ausländischen Berichterstatter. Sie standen nicht weit von ihr entfernt und bereiteten ihre Zuschauer in halb Europa auf das kommende Ereignis vor.
Irgendwo da draußen,
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