Sinnlicher Maskenball in Venedig
ihre Seele blicken. Das war natürlich Unsinn. Aber er hatte ziemlich gut geraten.
„Außerdem“, fuhr er fort, „bist du nicht in Gefahr. Du bist bloß in einer schwierigen Situation, in die du dich selbst gebracht hast.“
„Es gehören immer zwei Leute dazu, ein Baby zu machen“, erinnerte sie ihn und schenkte der Frau, die ihr den Kaffee brachte, ein Lächeln.
Sein Handy klingelte erneut, doch er drückte den Anrufer weg. Wer dieser wohl sein mochte? Eigentlich konnte es ja nur eine Frau sein. Einen Geschäftspartner würde er nicht einfach ignorieren.
Der Gedanke löste ein seltsames Gefühl in ihr aus. Sie mochte es gar nicht näher ergründen. Bisher hatte sie sich noch gar keine Gedanken darüber gemacht, dass Nico auch ein Liebesleben hatte.
Seit ihrer gemeinsamen Nacht vor zwei Monaten hatte sie jedenfalls nichts über ihn in den Klatschzeitschriften gelesen. Das hieß natürlich nicht, dass bei ihm gerade nichts lief.
Leichte Übelkeit stellte sich bei ihr ein, und Tina schob die Kaffeetasse von sich. Dieses Mal waren ganz sicher nicht die Schwangerschaftshormone schuld.
„Du kannst ihn trinken“, ermutigte Nico sie. „Er ist entkoffeiniert.“
Erstaunt sah sie auf. Er hatte daran gedacht. Aus irgendeinem Grund berührte es sie. Dabei hatte er sicher keine romantischen Ambitionen gehabt. Es war eine rein praktische Maßnahme gewesen.
„Danke, dass du mitdenkst.“
Das Lächeln, das er ihr schenkte, ließ sie noch unsicherer werden. Wie sollte sie es bloß auf Dauer schaffen, in seiner Nähe nicht die Kontrolle zu verlieren? Er bedrohte sie und ihre Familie. Und sie entwickelte romantische Gefühle für ihn. Es war einfach absurd. Und es durfte nicht sein.
„Ich habe heute Morgen mal ein paar Stunden lang über Schwangerschaft recherchiert. Ich muss ja zugeben, dass ich bisher keinen blassen Schimmer hatte, worauf man da alles achten muss.“
Sie zog die Augenbrauen hoch. Er schien sich wirklich Sorgen zu machen.
„Geht mir genauso“, gab sie zurück. „Ich wollte mich eigentlich mal mit Faith darüber unterhalten.“
Nico schien zu überlegen. „Es gibt da ein Forum für Schwangere“, informierte er sie schließlich. „Da kann man Fragen stellen und die verschiedenen Phasen der Schwangerschaft nachverfolgen. Es ist ziemlich interessant.“
Tina trank einen Schluck Kaffee. Jetzt war sie wirklich beeindruckt. Dass er so besorgt um sie war, löste Wärme in ihr aus. Es gefiel ihr eigentlich überhaupt nicht. Es passte nicht zu dem Nico, der ihr mit einem Kampf um das Sorgerecht und der Zerstörung von Renzos Unternehmen drohte. Doch wenn er so mit ihr sprach wie jetzt, dann musste sie sofort an den alten Nico denken, der alle Ferien bei ihnen in der Garage verbracht hatte. Damals war er so nett und lustig gewesen.
Sie würde es so gern sehen, dass er und Renzo wieder Freunde wurden. War ihr Streit wirklich so schlimm gewesen, dass man einander nicht verzeihen konnte?
„Ich werde es mir einmal ansehen“, erwiderte sie und mied dabei seinen Blick.
Das Frühstück wurde serviert, und Tina aß mit gutem Appetit.
„Ich hatte schon befürchtet, das Frühstück verschlafen zu haben“, meinte sie nach einer Weile. „Ich habe heute so unglaublich lange geschlafen.“
Nico lächelte sie an. „Solange du hier bist, wirst du nie das Frühstück verpassen, cara . Es wird nämlich erst dann serviert, wenn du so weit bist.“
Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu. Dabei gab es überhaupt keinen Grund dafür. Niccolo Gavretti ging es nicht um sie , es ging ihm um sein Kind, das war alles.
Trotzdem war sie es nicht gewohnt, so im Mittelpunkt zu stehen. Ihre Mutter und Renzo liebten sie, das wusste Tina. Aber es war immer Renzo gewesen, um den sich alles drehte. Weil er der Mann in der Familie war. Weil er älter war. Weil er erfolgreich war. Sie hatte immer in seinem Schatten gestanden. Sie hatte nie richtig die Gelegenheit gehabt, auch einmal zu glänzen.
„Danke“, sagte sie ein wenig befangen.
Wieder klingelte sein Handy, wieder drückte Nico den Anrufer weg. Die Person am anderen Ende tat ihr fast etwas leid.
„Eine schwangere Frau braucht viel Schlaf. Mach dir also keine Gedanken, wenn du mal etwas später aufstehst. Wir werden auf jeden Fall mit dem Frühstück auf dich warten.“
Die Art, wie er schwangere Frau ausgesprochen hatte, ließ Tina erröten. Warum eigentlich?
„Außerdem bin ich eine Nachteule“, fuhr er fort. „Ich schlafe selbst gern aus.“ Er griff
Weitere Kostenlose Bücher