Sinnlicher Maskenball in Venedig
gelassen hatte, sodass sie ein wenig von seiner gebräunten Haut erkennen konnte. Sie erinnerte sich, wie sie sie geküsst hatte in Venedig, zuerst zögernd, dann fordernd.
Er zog eine Augenbraue hoch, während er sie betrachtete. Sie wusste, ihr war schon wieder das Blut ins Gesicht gestiegen. Was er wohl dachte? Dabei war es ja eigentlich völlig egal. Er war ihr egal.
Gedankenverloren trommelte er mit den Fingern auf der Sessellehne. „Macht das einen Unterschied?“, meinte er dann. „Das Ergebnis wird ja das Gleiche sein.“
„Herrje! Eine Frau möchte gefragt werden, Nico. Das gehört nun einmal dazu“, antwortete Tina ungeduldig.
„Heißt das, du bist endlich vernünftig geworden?“
Vernünftig? War sie überhaupt noch in der Lage, vernünftige Entscheidungen zu treffen? Hatte sie nicht bereits vor zwei Monaten den Verstand verloren?
„Versprich mir, weder meiner Familie noch D’Angeli Motors irgendeinen Schaden zuzufügen“, forderte sie ihn auf. Sie war furchtbar nervös. Sie durfte jetzt keinen Fehler machen.
Spöttisch verzog Nico den Mund. „Solange Renzo mich in Ruhe lässt, werde ich ihm auch kein Haar krümmen.“
Tina schloss die Augen. Innerlich begann sie zu zittern. Sollte sie sich wirklich darauf einlassen?
Natürlich. Sie hatte keine andere Wahl. Nico kam aus einer adligen Familie, war unglaublich reich und hatte einen Weltmeistertitel. Und nun, da er das Erbe seines Vaters angetreten hatte, übte er viel mehr Macht aus. Zweifellos könnte er Renzo mit dem kleinen Finger auslöschen, wenn er wollte.
„Dann frag mich“, bat sie ihn.
Sie hatte eigentlich nicht erwartet, dass er es auf die konventionelle Art tun würde. Ehe sie sich’s versah, kniete er vor ihr auf dem steinernen Boden und legte ihr eine Hand an die Wange, während er mit der anderen nach ihrer Hand griff und sie an sein Herz führte. Es war eine große Geste, auch wenn sie nicht aufrichtig gemeint war.
Instinktiv schmiegte Tina die Wange an seine Hand, obwohl sie es gar nicht wollte. Aber seine Berührung war so zärtlich, so warm. Und sie hatte sich seit ihrer gemeinsamen Nacht danach gesehnt, ihn zu spüren. Die Erkenntnis erstaunte und erschreckte Tina zugleich.
Verdammt, was passierte hier bloß mit ihr?
„Valentina D’Angeli“, murmelte er und strich ihr sanft über Nacken und Schulter. „Willst du mich heiraten?“
Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. Sie musste verrückt sein. Verrückt, dass sie sich auf diese Sache einließ.
Aber es war das einzig Richtige. Für ihre Familie. Für ihr Baby.
„Ja“, flüsterte sie. „Ja, ich will.“
7. KAPITEL
Tina schloss die Augen, als Nico sich zu ihr herabbeugte. Bereitwillig hob sie das Kinn, in der Erwartung, dass er sie küssen würde. Oh, wie sehnte sie sich danach! Es war nicht richtig, sie wusste es, und doch … Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit sie seine Lippen gespürt hatte.
Aber sie hatte sich zu früh gefreut. Er küsste sie nicht. Jedenfalls nicht auf den Mund. Seine Lippen streiften bloß sanft ihre Wange.
Enttäuscht sah sie zu ihm auf, während er sie zu sich hochzog.
„Komm, wir haben viel zu tun, tesoro “, erklärte er. „Und du musst noch packen.“
Tina blinzelte verwirrt. „Packen? Warum? Fahren wir weg?“
Nico legte ihr die Hände auf die Schultern und ließ sie dann über ihre bloßen Arme gleiten, sodass ein erregendes Prickeln sie überlief. „Wir fahren nach Gibraltar“, sagte er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.
Sie spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. „Gibraltar?“
„Du weißt doch, warum Paare dorthin fahren, oder, Tina?“, fragte er ungeduldig.
Sie schüttelte den Kopf, obwohl sie die Antwort wusste. Die Bedeutung seiner Worte wurde ihr erst jetzt klar.
„Ich … Ja, ich weiß, warum“, sagte sie stockend. „Aber warum müssen wir denn …? Ich dachte …“
Sein mitleidiger Blick sagte ihr, dass Nico genau wusste, was sie gedacht hatte. Sie hatte damit gerechnet, ganz konventionell zu heiraten. Sie würde ein Kleid aussuchen. Dann würden sie Blumen und eine Hochzeitstorte bestellen. Und ihre Familien einladen.
Sie war eben eine junge Frau. Und sie träumte wie alle jungen Frauen von einer typischen Märchenhochzeit.
Aber es sollte nicht sein. Sie würde einen Mann heiraten, den sie kaum kannte. In Gibraltar. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden wäre sie Signora Gavretti. Nein, die Marchesa di Casari.
Ihre Knie wurden weich. Hätte Nico
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