Sinnlicher Maskenball in Venedig
durch die Lichter vereinzelter Boote erhellt wurde. Am anderen Ende konnte man die Umrisse der spanischen Stadt Algeciras erkennen.
„Es gibt nur ein Schlafzimmer, cara “, sagte er, als sie neben ihn auf den Balkon trat.
Demonstrativ verschränkte sie die Arme vor der Brust. Ihr Herz klopfte, als hätte sie gerade drei Kaffee hintereinander getrunken.
„Mir geht das alles zu schnell, Nico. Ich habe erst heute Nachmittag in die Heirat eingewilligt. Und jetzt sind wir schon hier. Und dann erwartest du auch noch, dass ich im selben Zimmer mit dir schlafe.“
Er warf ihr einen seltsamen Blick von der Seite zu, den sie nicht deuten konnte. Wahrscheinlich war er genervt, weil sie ihm schon wieder Ärger machte.
„Das war die einzige freie Suite, Tina. Wir werden schon klarkommen, oder?“
Seine Stimme klang kalt und distanziert. Es kam Tina nicht so vor, als würde er auch nur ansatzweise daran denken, in dieser Nacht mit ihr zu schlafen. Ganz im Gegensatz zu ihr. Sie erinnerte sich unwillkürlich an ihre letzte gemeinsame Nacht in einem Hotel. Ihre Wangen begannen zu glühen.
Dieser Raum hier war mit all dem modernen Chrom und Glas, den Flokatis und den schwarzen Ledersofas zwar nicht mit dem eleganten Zimmer zu vergleichen, das sie in Venedig gemietet hatten. Dennoch konnte sie an nichts anderes denken als an diesen perfekten Moment, in dem sie zu der Erkenntnis gelangt war, wie süchtig guter Sex machen konnte.
„Immerhin gibt es eine große Couch“, murmelte sie.
Seine Miene verriet nichts. „Ja, immerhin.“
Tina hoffte, ihr Gesicht war nicht so rot, wie es sich anfühlte. „Da kann ich drauf schlafen“, bot sie an. „Ich bin kleiner als du.“
Mit einem Mal stieß Nico sich vom Balkongeländer ab und kam auf sie zu. Unwillkürlich wich sie zurück, als er vor ihr stehen blieb. Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um zu ihm aufzusehen, und ärgerte sich, weil sie nicht ihre Stilettos trug.
Sie zuckte zusammen, als er den Arm hob und mit einer ihrer Strähnen zu spielen begann.
„Willst du das denn wirklich?“
Schnell nickte sie.
Er schien nicht überzeugt zu sein.
„Ich … ich habe dich nur geheiratet, damit du meine Familie in Ruhe lässt“, erklärte sie stockend.
Nico lachte und wickelte die Strähne um seine Hand, bis Tina gezwungen war, einen Schritt auf ihn zu zu machen.
„Ich verstehe. Du gibst dich mir als Opferlamm hin, richtig?“
„Nein!“, protestierte sie.
„Hast du etwa geglaubt, wir würden nach unserer Hochzeit nicht miteinander schlafen?“
In seiner Stimme schwang ein harter Unterton mit, der ihr Angst machte.
„Das habe ich nie gesagt. Aber es sind zwei verschiedene Dinge, oder? Nur weil wir eine Zweckehe eingehen, heißt es nicht automatisch, dass wir ein konventionelles Eheleben führen, mit allem, was dazugehört, oder? Schließlich kennen wir uns fast gar nicht“, stieß sie hastig hervor.
„In Venedig kannten wir uns auch nicht. Soweit ich mich erinnere, war es gerade deswegen so aufregend. Ich kann uns ja zwei Masken besorgen, wenn es dann einfacher für dich ist.“
Schnell senkte sie den Kopf, damit Nico ihren Gesichtsausdruck nicht sah. Nicht weil sie sich schämte, sondern damit er ihr die Erregung, die seine Worte ausgelöst hatten, nicht anmerkte.
„Das war etwas anderes“, murmelte sie schließlich verlegen.
„Ich verstehe nicht, warum Sex in einer Nacht anders sein sollte als Sex in einer anderen Nacht“, meinte er.
Sie konnte ihm nicht sagen, was sie wirklich dachte. Dass sie ihm schon jetzt verfallen war. Wenn sie noch eine Nacht mit ihm verbrachte, was würde dann mit ihr passieren? Dann hätte sie in seiner Gegenwart überhaupt keine Kontrolle mehr über sich.
„Ich … ich bin einfach noch nicht so weit“, stieß sie hervor und wagte nicht, ihn anzusehen. „Es liegt nicht an dir, sondern an mir.“
Er schwieg einen Moment und schien über ihre Worte nachzudenken. „Das ist ja interessant“, murmelte er.
Ohne ein weiteres Wort ging er zurück ins Zimmer. Verwirrt blickte Tina ihm nach. Ihr gingen so viele Dinge durch den Kopf. Dinge, für die sie keine Worte fand. Eines wusste sie jedoch sicher – sie würde alles dafür tun, um nicht auch noch sich selbst zu verlieren.
Sie beobachtete, wie er eine Flasche aus der Minibar nahm und sich ein Glas Scotch einschenkte, bevor er wieder zu ihr auf den Balkon trat.
„Eines solltest du aber wissen, cara “, erklärte er. „Ich kann meine Libido ziemlich gut
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