Sinnlicher Maskenball in Venedig
erklärte Nico.
Überrascht sah Tina von ihrem Laptop auf. Sie hatte gerade wieder einmal einige kleine Investitionen getätigt. Die Zeitung lag neben ihr, aber sie hatte noch nicht einmal einen Blick hineingeworfen. Normalerweise las sie sie beim Frühstück. Heute Morgen gingen ihr allerdings zu viele Dinge durch den Kopf. Die Erinnerung an letzte Nacht ließ sie noch immer erröten.
Es war schon spät, als Nico zu ihr ins Bett gekommen war. Sie hatte so getan, als würde sie schlafen. Insgeheim hoffte sie, er würde sie trotzdem streicheln, doch er fasste sie nicht an. Bis sie sich schließlich zu ihm umdrehte und ihm die Hand auf die Brust legte. Er zeigte keine Regung.
Erst als sie die Finger über seinen Bauch und dann zwischen seine Schenkel gleiten ließ, begann er auf einmal zu stöhnen. Und als hätte sie einen Schalter in ihm umgelegt, zog er sie plötzlich fest in seine Arme und murmelte ihren Namen.
„Schlaf mit mir, Nico. Bitte. Ich will dich so sehr“, flehte sie ihn an.
Was dann folgte, war die wohl leidenschaftlichste Nacht, die sie je miteinander erlebt hatten. Er nahm sich alle Zeit der Welt, um ihren Körper zu erkunden und zu liebkosen, mit den Händen, den Lippen und der Zunge. Und als er ihre empfindsamste Stelle liebkoste, begann sie zu beben.
Er hörte nicht auf, bis sie ihn anflehte, sie zu erlösen. Und dann war er in sie hineingeglitten, und sie hatte festgestellt, dass es noch immer Sphären gab, in die sie bisher nie gelangt war.
Denn es fühlte sich anders an, wenn man wusste, dass man den Mann, der den eigenen Körper so gut kannte, wirklich liebte. Anders war vielleicht nicht das richtige Wort. Es war intensiver, aufregender. Und es brach einem das Herz. Vor allem wenn der Mann, den man liebte, diese Gefühle nicht erwiderte.
Als Tina ihn jetzt ansah, konnte sie es nicht fassen. Warum hatte sie es zugelassen? Warum hatte sie sich von einem Moment auf den nächsten in diesen Mann verliebt?
Sie hatte die ganze Zeit geglaubt, alles unter Kontrolle zu haben. Sie hatte sich geirrt.
„Das freut mich“, antwortete sie schließlich. „Ich hatte noch gar keine Zeit, mir alles genau anzusehen.“
Ihm würde es sicher auch guttun. Die Schatten unter seinen Augen waren nicht zu übersehen. Nico hatte die letzten Tage viel zu viel gearbeitet. Die Ruhe auf der Insel war für sie beide genau das Richtige. Außerdem musste sie dort nicht befürchten, dass ihr Bruder plötzlich auftauchte.
„Wir fahren nach dem Mittagessen“, erklärte Nico knapp.
Für den Rest des Vormittags war Tina mit Packen beschäftigt. Sie schickte eine SMS an Lucia, die ihr versprach, sich jeden Tag über Nicos Handy zu melden.
Als der Helikopter dieses Mal zur Landung auf der Insel ansetzte, betrachtete Tina die Umgebung genauer. Das Wasser des Sees war kristallklar. An einigen Stellen leuchtete es durch das Schmelzwasser aus den Bergen türkis.
Die Sonne stand hoch am Himmel, und überall waren Segelboote und Windsurfer unterwegs. Auf den Booten sonnten sich die Leute und legten die Hände über die Augen, um zu dem Helikopter aufzusehen, der über sie hinwegflog.
„Was für ein wunderschöner Ort“, rief Tina begeistert. „Bestimmt beneiden dich alle, weil du in der Festung wohnst.“
Nico lachte. „Bestimmt. Ich habe auch schon öfter darüber nachgedacht, sie für Touristen zu öffnen. Aber das war, bevor ich dich geheiratet habe. Jetzt möchte ich lieber, dass sie unser gemeinsamer Rückzugsort vor dem Rest der Welt ist.“
Seine Worte lösten ein warmes Gefühl in ihr aus. Und es gefiel ihr, dass er unser gesagt hatte.
Schnell blickte sie wieder aus dem Fenster, um sich abzulenken, während der Helikopter langsam auf dem Landeplatz aufsetzte. Die Emotionen drohten sie schon wieder zu überwältigen. Fast fürchtete sie, in Tränen auszubrechen, wenn Nico sie jetzt ansehen würde.
Am liebsten hätte sie nach seiner Hand gegriffen und ihm gesagt, dass sie ihn liebte. Stattdessen winkte sie Giuseppe zu, der am Rand des Landeplatzes auf sie wartete. Sein Haar wehte durch den Wind der Rotoren wild in alle Richtungen.
„Signora“, begrüßte er sie und beugte sich über ihre Hand, als sie ausgestiegen und außer Reichweite der Rotoren waren. „Ich gratuliere Ihnen zur Hochzeit und heiße Sie erneut willkommen im Castello di Casari. Dieses Mal sind Sie die Hausherrin.“
„Danke, Giuseppe“, sagte Tina und strahlte den alten Mann an. Es ist wirklich ein ganz wunderbarer Tag heute, dachte
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