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Sinnliches Erwachen

Sinnliches Erwachen

Titel: Sinnliches Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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Mutter?
    Niemals!
    Diese Bedingungen waren nicht vom Höchsten angeordnet worden – er hielt nicht einmal etwas davon. Doch Germanus weigerte sich, „mit einer Tradition zu brechen, die die Himmelsgesandten seit ihren Anfängen begleitet“. Mit deren Hilfe sie das Ausmaß ihrer Entschlossenheit beweisen konnten. Also siegte wieder einmal der freie Wille, und der Brauch wurde Jahr um Jahr fortgesetzt. Für Koldo gab es keinen Weg daran vorbei.
    Plötzlich öffnete sich die einzige Tür, und Nicola trat ein. Koldo richtete sich auf und versteifte sich bei ihrem Anblick. Er runzelte die Stirn. Auf diese Weise hatte sein Körper bisher nur kurz vor einer Schlacht reagiert. Warum geschah das auch bei ihr?
    Wenigstens hatte sie keine Ahnung, dass er da war. Er befand sich in der Anderswelt, sie in der natürlichen, und so war er vor ihren Blicken verborgen.
    Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß, dann gleich noch einmal – wesentlich langsamer. Die rotblonde Lockenpracht trug sie wieder zu einem Pferdeschwanz gebunden, der ihr lang und dick über die Schulter fiel. Unter den Augen hatte sie dunkle Ringe, und ihre Wangen waren gerötet. Ihre Lippen sahen leicht geschwollen aus, als hätte sie darauf herumgekaut. Trotz der Hitze draußen hatte sie sich ein fadenscheiniges rosa Jäckchen um die Schultern gelegt und am Hals eng zusammengezogen.
    Sie war winzig, genau wie er sie in Erinnerung hatte, herzzerreißend zierlich. Neben ihr wirkte er riesig. Mit einer einzigen Handbewegung hätte er sie entzweibrechen können.
    Ich darf sie niemals anfassen, bläute er sich ein.
    Aus irgendeinem Grund verstärkte sich die Anspannung in seinem Innern noch weiter.
    Hinter ihr lauerten dieselben zwei Dämonen wie beim letzten Mal, immer dicht auf ihren Fersen. Bei Koldos Anblick spien sie eine Flut von schmutzigen Flüchen aus.
    „Warum bist du hier?“
    „Was willst du damit erreichen?“
    Er ignorierte sie, woraufhin sie offenbar beschlossen, mit ihm dasselbe zu tun. Vielleicht hofften sie, er würde auch dieses zweite Mal einfach verschwinden.
    „Hey La-La“, sagte das Mädchen leise. „Ich bin’s, Co-Co. Sie haben mir gesagt, dass dein Zustand sich verschlechtert hat.“
    Ihre Worte waren wie eingehüllt in einen dicken, grimmigen Schutzpanzer, und trotzdem streichelte ihre Stimme über seine Haut. Wie eine kitzelnde Feder. Eine samtene, zärtliche Berührung. Genießerisch sog er die Empfindung in sich auf und … mochte sie sogar?
    Nicola schob den kleinsten Stuhl ans Bett, wobei sie schwer mit seinem Gewicht kämpfen musste. Höhnisch kicherten die Dämonen. Zornerfüllt machte Koldo einen Schritt in ihre Richtung, um ihr zu helfen, doch augenblicklich zwang er sich, stehen zu bleiben. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich ihr zu zeigen. Damit würde er sie nur verängstigen.
    Auch die Dämonen hatten seinen abgebrochenen Hilfsversuch bemerkt und schielten sauer zu ihm herüber. So viel zu ihrem Plan, ihn zu ignorieren.
    „Du bist hier nicht willkommen, Koldo“, drohte der Grzech.
    Wer einem Dämon antwortete, lud ihn nur ein, die Gelegenheit zum Gespräch zu ergreifen. Gespräche boten Gelegenheit zum Lügen. So töricht war Koldo nicht. Aber dass die Kreatur seinen Namen kannte, überraschte ihn nicht. Bei den Unmengen von Dämonen, die Koldo über die Jahrhunderte getötet hatte, kannte ihn die gesamte Unterwelt.
    „Wir können dich zwingen , zu verschwinden“, behauptete der Paura.
    Also gut. Dann war er eben töricht. „Versuch’s doch.“ Was auch passierte, sie würden scheitern.
    Nicola streckte die Hand aus und tätschelte sanft die Finger ihrer Schwester. „Oh, hab ich’s schon erzählt? Blaine hat das Rennen gewonnen.“
    Die Gerätschaften piepsten monoton vor sich hin, das komatöse Mädchen regte sich nicht, zuckte nicht einmal.
    Seufzend lehnte Nicola sich auf ihrem Stuhl zurück und begann, von den kleinen und großen Herausforderungen ihres Arbeitstags zu erzählen.
    Diesmal helfe ich ihr, beschloss Koldo. Als Erstes müsste er etwas unternehmen, um sicherzustellen, dass sie ihm zuhörte und auch tatsächlich nach seinen Wortenhandelte.
    Das war der einzige Weg für sie, aus dieser Geschichte herauszukommen.
    Und vielleicht war es auch für ihn der einzige Weg. Mit ihrer Rettung könnte er vielleicht irgendwie Wiedergutmachung leisten.
    Wiedergutmachung. Laut hallte das Wort durch seinen Kopf. Manchmal sehnte er sich danach, aber verdient hatte er sie nicht. Manchmal, wenn er die Augen

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