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Sinnliches Erwachen

Sinnliches Erwachen

Titel: Sinnliches Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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sein Zorn zu purer Rage, so finsterer, grausamer Rage. Seine Zähne wurden länger, seine Fingernägel schärfer.
    Beherrsch dich. Er brauchte Antworten. Was war hier geschehen? Wo war Jamila? Wie hatten die Dämonen Nicola aus dem Gebäude schaffen können?
    Sie mussten sie entweder hereingelegt oder gewaltsam mitgeschleppt haben. Angesichts der Zerstörung im Büro musste er davon ausgehen, dass es gewaltsam passiert war. Also … warum hatte sie nicht den Höchsten um Hilfe angerufen? Warum hatte sie sich nicht auf ihre Tattoos konzentriert?
    Oder hatte sie das?
    Hatte sie zu spät gehandelt?
    War es eine Mischung aus Gewalt und Betrug gewesen?
    Diesmal wuchs seine Wut wie ein Baum, trieb Äste und Zweige und Blätter, bis er durch das dichte Laub nicht mehr klar sehen konnte. Koldo fegte die Papiere und Akten von Nicolas Schreibtisch zu Boden. Als Nächstes war der Computer dran, und der Monitor bekam einen Sprung. Er hob den Schreibtisch hoch und schleuderte ihn wieder hinab, dass das Holz splitterte. Er riss den Stuhl in Stücke. Schlug noch ein Loch in die Wand. Und dann noch eins und noch eins.
    Hör auf. Du musst aufhören. Das bist nicht du. Nicht mehr.
    Endlich hielt er inne, keuchend und schwitzend. Ich vergeude kostbare Zeit, begriff er.
    Tief atmete er ein und aus, zwang sich, der ruhige, rationale Mann zu werden, den seine Frau brauchte. Nicola konnte noch nicht lange fort sein – noch vor einer Stunde hatte Koldo sie gesehen. Andererseits wusste er nur zu gut, wie viel Schaden sich in dieser Zeit anrichten ließ.
    Ruhig.
    Axel landete neben ihm, warf einen Blick in die Runde und verstand, was vorgefallen war, ohne dass Koldo es ihm hätte erklären müssen. „Wie lautet der neue Plan?“
    Die menschliche Polizei würde möglicherweise beschließen, sich näher mit Nicolas Verschwinden zu befassen, und dieses Dazwischenfunken konnte er nicht gebrauchen. Die Leute würden ihn nur aufhalten. „Räum hier auf.“
    „Äh, sicher nicht. Für so was hab ich Angestellte.“
    „Ruf sie her.“
    „Schon geschehen. Sind in fünf Minuten hier.“
    Steif nickte Koldo, der einzige Dank, den er im Moment zustande brachte.
    „Also, was hast du vor?“, wollte Axel wissen.
    Grob rieb Koldo sich das Gesicht. Wo könnte Nox sie hingebracht haben? Sein Vater war ein Prahlhans, ein Selbstdarsteller, und besessen von Rache. Jegliche Missetat wurde bestraft. Koldos jüngstes Verbrechen war der Mord an dem Boten im Park gewesen …
    Ja. Der Park. Der Schauplatz des Verbrechens.
    „Der Park“, informierte er Axel und teleportierte sich an die Stelle, wo er den Gefolgsmann seines Vaters enthauptet hatte. Zu spät fiel ihm ein, dass er darauf hätte bestehen sollen, dass Axel zurückblieb. Hier könnte der Krieger die Wahrheit über Koldos Vergangenheit entdecken, über seine Herkunft, und den anderen in ihrer Armee davon erzählen.
    Nein. Es spielte keine Rolle. Koldo wollte Nicola in Sicherheit wissen, was es auch kosten mochte.
    Suchend sah er sich um – und als sein Blick auf einen Mann fiel, der hätte tot sein sollen, stockte ihm der Atem.
    Nox. Sein Vater. Die ganze Zeit über war er lebendig gewesen. Daran bestand jetzt kein Zweifel mehr.
    Purer Schock ließ Koldo rückwärtsstolpern. Ja, er hatte es vermutet. Doch jetzt den leibhaftigen Beweis zu sehen, war ein Schlag, auf den er nicht vorbereitet war. Das hätte unmöglich sein sollen.
    Nox stand mitten auf einem Erdhaufen, wo einst ein Baum gewurzelt hatte, und polierte sich in aller Seelenruhe die Fingernägel, während Koldo ihn musterte. Den Mann, der ihm so viele Jahre der Folter beschert hatte. Nox war genau, wie Koldo ihn in Erinnerung hatte. Groß und stark, mit dunklen, bösen Augen.
    Vom Hals abwärts war er mit Tätowierungen übersät, grausigen Bildern, die Geschichten von Schmerz und Leid erzählten. Sie alle waren Siegestrophäen. Manche standen für Feinde, manche für seine weiblichen Eroberungen. Manche für Racheakte. Blut schien zu tropfen. Köpfe schienen zu rollen. Außerdem trug er mehrere Piercings in den Augenbrauen, zwei in der Unterlippe, eins am Kinn.
    Koldo trat aus der Anderswelt hervor, um sich seinem schlimmsten Albtraum zu stellen und die lieblichste Frau zu retten, die ihm je begegnet war. „Wo ist sie?“
    Von oben bis unten betrachtete sein Vater ihn, und Triumph verzerrte seine Züge und enthüllte seinen hässlichen Kern. „Bist du aber ein hübscher Junge.“ Seine Stimme war tief. Heiser.
    Verhasst.
    Der einzige

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