Sinnliches Erwachen
einfach kein Amüsement aufbringen. Er hasste es, dass ihm nur in seinem Club Respekt entgegengebracht wurde. Er hasste es, dass ihn jeder außerhalb verhöhnte und zu so gewalttätigen Ausbrüchen trieb.
Als hätte er diesen Antrieb gebraucht.
Die sind besser als du. Die können tun, was immer ihnen gefällt. Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern , wie es war, unbefleckt von den Übeln des Lebens zu sein.
Aber egal. Er setzte seinen Weg fort.
Irgendwas entdeckt? projizierte er in Björns Gedanken. Ihre Verbindung war so eng, so unzertrennbar, dass die Entfernung keine Rolle spielte.
Nichts. Du?
Nichts.
Irgendwas entdeckt? sandte er an Xerxes.
Ja. Einen Scheiß. Du?
Dasselbe.
Er musste Unfrieden finden und aufhalten, bevor noch mehr Menschenleben ruiniert wurden. Anders als manch anderer seiner Brüder verstand er die Menschen. Er empfand Mitgefühl für ihre Schwächen. Er wollte sie vor den Qualen beschützen, die er selbst erlitten hatte.
Thane beschleunigte seinen Flug. Er musste sich sein weiteres Vorgehen überlegen. Den Kopf freikriegen. Nachdenken. Normalerweise war dazu Sex das Mittel seiner Wahl, aber er war es gewohnt, sich seine Frauen im Club auszusuchen. Dort wussten sie, was er von ihnen erwartete, und gleichzeitig wusste er, dass diese Frauen sowieso bereits die Straße der Verdammnis beschritten hatten. Er wollte sich nicht den Kopf darüber zerbrechen müssen, er könnte ihre Unschuld zerstören.
Doch ihm fehlte die Zeit, erst in den Club und dann wieder hierher zurückzufliegen. Dann würde er wohl das Risiko eingehen und einen Club der Menschen besuchen müssen. Ja, entschied er. Er würde in einen Menschenclub gehen. Er würde sich eine Frau suchen, die wildeste, die er finden konnte, es mit ihr treiben und dann endlich eine Lösung finden. Genau so würde es sein.
27. KAPITEL
„… kann mich nicht beamen“, drang Koldos Stimme bebend vor Erbitterung an Nicolas Ohren. „Du musst die Jagd ohne mich fortsetzen.“
Er konnte sich nicht beamen? Gerade war sie um die Ecke gebogen, in die Küche, wo die Männer sich unterhielten, doch bei diesen Worten erstarrte sie im Türrahmen.
„Das macht mir ja auch gar nichts aus“, antwortete Axel. „Aber ich hab’s dir doch gesagt. Ich komme einfach nicht weiter. Dein Vater hinterlässt keinerlei Spuren.“
„Er hat das alles lange geplant. Mit Sicherheit hat er einen Weg gefunden, einer Entdeckung zu entgehen, bevor er sich uns offenbart hat.“
Keiner der Männer bemerkte sie. Zusammen saßen sie am Tisch. Und wie seltsam sie dabei aussahen. Beide waren sie Krieger durch und durch, und dann so sittsam an den handgeschnitzten Tisch gerückt, vor dem Hintergrund der schwarz-weiß karierten Vorhänge über dem Panoramafenster.
„Aber schlauer als ich ist er nicht“, entgegnete Axel. „Mir fällt schon was ein, um ihn aus seinem Versteck zu locken.“
„Hunger?“, fragte sie und hatte endlich die Aufmerksamkeit der beiden.
Axel straffte die Schultern und nahm Habachtstellung ein. Koldo fuhr sich mit einer Hand über die Kopfhaut, als wäre ihm etwas unangenehm. Wie süß.
Sie trugen identische weiße Hosen und Hemden aus locker sitzendem Stoff, und zusammen sahen sie einfach nur hinreißend aus. Wie beste Freunde, die einen Pakt geschlossen hatten, immer alles gemeinsam zu tun – selbst die gleiche Kleidung zu tragen.
Das müsste ich ihnen mal ins Gesicht sagen. Das wäre ein Spaß. „Also?“, hakte sie nach.
„Wir können uns schon selbst verpflegen“, erklärte Koldo im selben Moment, als Axel meinte: „Ich verhungere.“
„Tja, mir geht’s genau wie Axel“, sagte sie. „Dann will ich uns mal was zaubern.“ In den letzten Tagen hatte sie eine Menge Zeit in der Küche verbracht und immer wieder neue Rezepte ausprobiert, die ihr Koldos Freunde gebracht hatten, und es war herrlich gewesen. Sie hatte ein aufblühendes Talent entdeckt, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Aus schlichtem Mangel an Zeit und Geld hatte sie sich nie den Luxus erlaubt, es überhaupt zu probieren.
Axel grinste zufrieden. Koldo sah finster drein. Geschäftig suchte sie Schalen und Besteck und die Zutaten für einen Avocado-Erdbeer-Salat zusammen, wobei sie in jeder Sekunde Koldos Blick auf sich spürte, zwei weiß glühende Punkte auf ihrem Rücken.
Dachte er an letzte Nacht?
Sie schon. Mit jedem Blick, jeder Berührung hatte sie die Tiefe ihrer Verbindung gespürt. Etwas Unermessliches, Kompromissloses.
„Kann man dich
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