Sinnliches Erwachen
Gegensatz zu seinem Mund bildeten, der zu einer eisigen Linie zusammengepresst war.
„Zacharel“, sagte Koldo und neigte mit steifer Ehrerbietung den Kopf. An Nicola gerichtet, fügte er leise hinzu: „Er sieht immer so aus. Hab keine Angst.“
Nicola ließ die Beine sinken. Hart hämmerte ihr Herz, doch der Rhythmus war gleichmäßig und stark. Ihre Kleidung saß, nichts war verrutscht, und trotzdem fühlte sie sich wie eine Sechzehnjährige, die mit heruntergelassener Hose erwischt worden war.
Der Neuankömmling musterte sie. „Du blühst auf. Das ist gut.“
„Du kennst mich?“, fragte sie überrascht und verwirrt. Diesen Mann hatte sie noch nie gesehen. Und er war keiner, den ein Mädchen je vergessen könnte. Nein, er war einer, von dem ein Mädchen für den Rest ihres Lebens träumte – entweder sehnsüchtig seufzend oder panisch schluchzend.
„Ich habe das Interesse eines gewissen Kriegers an dir bemerkt und es mir daraufhin zur Aufgabe gemacht, alles über dich in Erfahrung zu bringen.“ Dieser berauschende jadegrüne Blick wechselte zu Koldo, bevor sie etwas erwidern konnte. Nicht dass sie gewusst hätte, was sie sagen sollte. „Im Himmel ist deine Anwesenheit erwünscht.“
Eine angespannte Pause ging in ein ausgedehntes unbehagliches Schweigenüber, bevor Koldo schließlich noch einmal nickte.
Axel und Zacharel gingen davon und ließen sie allein mit ihrem Krieger.
„Ich muss gehen“, sagte er.
Sie hob die Hand und legte sie an seine Wange, spürte das Kitzeln seines weichen Barts auf ihrer Haut. „Das verstehe ich. Sieh nur zu, dass du schnell wieder nach Hause kommst. Ich werde hier sein, und dann können wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben.“
Er beugte sich vor und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. „Soeben hast du dafür gesorgt, dass ich garantiert zum frühestmöglichen Zeitpunkt zurückkehren werde. Und mach dir keine Sorgen um böswillige Eindringlinge. Axel hat dafür gesorgt, dass andere Himmelsgesandte kommen und gehen können, aber niemand sonst kommt durch meine Wolke.“
In der nächsten Sekunde verschwand er und versetzte Nicola einen gehörigen Schrecken. Dann tauchte er wieder auf, mit tief erstaunter Miene.
„Ich hab mich gebeamt“, stellte er fest.
„Ich weiß. Hab’s gesehen.“ Also hatte er die Fähigkeit doch nicht verloren.
„Aber ich hab’s zweimal gemacht. Nicht bloß gerade eben, sondern schon vorhin, als du vom Laufband gestürzt bist und ich dich aufgefangen hab. Ich war viel zu versunken in dem, was danach kam, um es zu bemerken – erst als ich im Himmel aufgetaucht bin, ist es mir bewusst geworden.“
Seine Mundwinkel hoben sich zu einem langsamen, sinnlichen Lächeln, gaben perfekte weiße Zähne frei, verliehen seinem gesamten Gesicht ein Strahlen. Sie konnte ihn nur überwältigt anstarren, mit wild umherwirbelnden Gedanken und wackligen Knien.
„Ich kann dich beschützen“, sagte er.
„Auch das wusste ich schon.“
„Ich bin nicht hilflos.“
In einem Versuch, ihn aufzuziehen, fragte sie: „Spielen wir ‚Stell das Offensichtliche fest’? Wenn ja, dann rate mal. Ich kann auf dem Laufband trainieren. Ich kann mein Haar zum Pferdeschwanz binden. Ich bin ein Mädchen.“
Lachend drückte er ihr noch einen Kuss auf den Mund. Und dann teleportierte er sich zum dritten Mal fort. Sie blieb schwindlig zurück. Dieses Lachen … Es war eingerostet, aber herzhaft gewesen. Rau, aber hinreißend.
Würde sie sich je an diese Anziehungskraft gewöhnen?
Nicola schnappte sich ein Glas Wasser, bevor sie ins Schlafzimmer ihrer Schwester ging, wo Laila immer noch auf und ab wanderte.
„Du bist nicht in den Fitnessraum gekommen“, tadelte sie.
„Tut mir leid, entschuldige“, antwortete Laila. „Ich hab die Zeit vergessen.“
Nicola öffnete den Mund, um etwas zu erwidern – doch in diesem Augenblick entdeckte sie zwei kleine Affengesichter, die über Lailas Schultern spähten. Als sie Nicola sahen, grinsten sie selbstgefällig.
Sie machte einen Schritt nach vorn, aber da duckten sie sich weg. Laila schien nichts zu ahnen. Hastig ging Nicola einmal um sie herum, doch von den Kreaturen war keine Spur mehr zu sehen.
In ihr erwachte ein Gefühl der Dringlichkeit. „Such dir eine Beschäftigung, La-La. Irgendwas. Egal was. Ich mache auch mit. Diese ständige Besorgnis muss ein Ende finden. Jetzt .“
„Aber … ich muss nachdenken.“
„Worüber?“
„Alles! Wir sind so schwach, Nicola. Wir
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