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Sinnliches Erwachen

Sinnliches Erwachen

Titel: Sinnliches Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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keinem hatte er Antworten bekommen.
    Wo war ihr Anführer?
    Frustriert hob er ab, flog hinauf, hinauf, hinauf zum Ausgang seiner Höhle und legte dann die Flügel an, um durch den engen Durchlass zu gleiten. Licht strömte herein, verjagte die Dunkelheit und wies den Weg in den draußen wartenden Wald. Schon nach kurzer Zeit war er im Freien, in der Luft, hoch über dem rauschenden Fluss, den riesigen, üppigen Bäumen und den schneebedeckten Bergkuppen.
    Der Schwefelgestank verflog, und die schwarzroten Blutflecken verschwanden, als seine Robe sich selbst und seinen Leib reinigte. Die Hitze fiel von ihm ab wie ein Wintermantel, und kühle Luft schlug ihm entgegen. Doch nichts konnte das Gefühl des Scheiterns vertreiben.
    Hinter ihm ertönte ein Rascheln.
    Er rief sein Feuerschwert herbei, noch während er sich umwandte – doch da war niemand. Die Sonne war im Untergehen begriffen und färbte die Wolken rosa und lila, das Blau des Himmels wurde langsam dunkler. Gerade kamen die ersten Sterne zum Vorschein. Er schwebte auf der Stelle, schlug gleichmäßig und anmutig mit den Flügeln und suchte die Umgebung ab. Doch … noch immer konnte er niemanden entdecken.
    „Zeig dich, du Feigling“, befahl er. „Kämpfe.“
    Stille.
    Aufgebracht katapultierte er sich so schnell er irgend konnte in die Höhe. Dann hielt er wieder an und suchte die Wolken nach einer Spur von Bewegung ab. Von rechts hörte er ein Rauschen … Er runzelte die Stirn. Was war das? Was auch immer es war, kurz darauf hörte er Gelächter. Er änderte den Kurs, um schließlich vier geflügelte Krieger zu entdecken, die zwischen den Wolken Ball spielten. Einer warf den Ball, während ein anderer ihn aufzuhalten versuchte. Einer fing den Ball, während ein anderer ihn aufzuhalten versuchte.
    Football. Im Himmel. Wer hätte das gedacht? Aber … Wie glücklich sie wirkten. Wie zufrieden.
    Sie gehörten nicht zu Zacharels Armee, sondern zu der von Lysander. Einen der Männer erkannte Thane. Brendon war sein Name, und er war schon oft in Thanes Club gewesen.
    Thane hielt an und schwebte ein paar Meter von ihnen entfernt in der Luft. Vielleicht hatten sie etwas über jenen hochrangigen Dämon gehört, das ihm bisher entgangen war. Grüßend rief er sie an.
    Sie unterbrachen das Spiel, und alle vier blickten zu ihm herüber. Im ersten Moment lächelten sie. Doch schnell verblasste ihr Lächeln, als sie seine Identität feststellten.
    „Du gehörst zur Unheilsarmee“, sagte einer.
    Allmählich verabscheute Thane diesen Namen. „Das stimmt.“
    „Was hast du hier zu suchen?“, fuhr ihn ein anderer an. „Das ist unser Territorium.“
    „Solche wie du sind hier unerwünscht“, erklärte Brendon, während er auf seine Füße hinabstarrte.
    Der Vierte blieb stumm, doch sein finsterer Blick sprach Bände.
    Verurteilung und Geringschätzung von Mitgliedern seiner eigenen Art, obwohl sie keine Ahnung hatten, was ihn zu dem gemacht hatte, der er war. Sie hatten keine Ahnung, was er hatte tun müssen, um zu überleben. Keine Ahnung von der Qual und der Schuld und der Scham, die ihn auf Schritt und Tritt verfolgten – selbst wenn er sich einredete, er würde sein Leben genießen, ihm würde gefallen, was er war. Und so war es auch.
    Es gefiel ihm. Weil es ihm gefallen musste.
    Die vier kreisten ihn ein, kamen immer näher, blockierten ihn. Er hätte Brendonsspezielle Neigungen erwähnen und ihn einen Heuchler nennen können, und die anderen hätten ihm geglaubt. Wie bei allen Gesandten lag auch in seiner Stimme der Klang der Wahrheit. Doch er schwieg. Er hatte viele, viele Fehler, aber niemals würde er einen Mann vor seinen Freunden in den Dreck ziehen.
    Er wusste, wie wichtig solche Freunde sein konnten.
    „Ihr wollt nicht gegen mich kämpfen“, erklärte er ruhig.
    „Ach nein?“ Erfüllt von Aggression und Siegesgewissheit reckte der Anführer das Kinn. „Und warum nicht?“
    „Ich besitze keine Ehre, und es wird euch nicht gefallen, was ich mit euch anstelle.“ Zum Beweis trat er aus und rammte dem Anführer den Fuß in die Magengrube, dass dieser nach Luft schnappend vornüberklappte. Gleichzeitig drehte er den Oberkörper, zog ein Schwert aus der Luftfalte zu seiner Rechten und schwang es herum, womit er sauber den unteren Teil von Brendons linkem Flügel abtrennte.
    Wie ein Stein stürzte der Krieger hinab, sodass die anderen sich hinterherwerfen mussten, um zu verhindern, dass er als Omelett endete. Thane hätte gern gelacht, aber er konnte

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