Sinnliches Erwachen
mieten?“, fragte Axel. „Ich hätte da ein paar Zusatzleistungen im Angebot, die dir garantiert gefallen würden.“
Ein Rascheln von Kleidung, das Quietschen eines Stuhls auf dem Boden. Das Klatschen von Fleisch auf Fleisch.
Nicola wandte sich um und sah zu, wie die zwei Männer sich aufeinanderstürzten und auf die Fliesen knallten.
Ein Knurren aus Koldos Brust. „Sie gehört mir!“
Ein Lachen von Axel. „Und ich darf dich nicht mal mit ihr aufziehen?“
„Nein.“
„Kinder! Es reicht“, tadelte Nicola und klatschte in die Hände, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Ruckartig lösten sie sich voneinander, Koldo wutschnaubend, Axel immer noch grinsend.
„Deine Eifersucht ist echt niedlich“, sagte Axel.
„Komm ja nicht auf die Idee, hier wegzugehen“, schleuderte Koldo in Nicolas Richtung.
Nicht die Augen verdrehen. „Hinsetzen.“
Augenblicklich gehorchten die Männer und nahmen wieder ihre Plätze am Tisch ein.
Sie vermengte die Zutaten in einer großen Schüssel und stellte dann kleinere Schalen vor die Männer. Als sie versuchte, sich auf den Stuhl zwischen ihnen zu setzen, nahm Koldo sie beim Arm und zog sie auf seinen Schoß. Augenblicklich hüllten die Wärme seines Körpers und sein Duft nach Sonnenschein sie ein, fesselten sie.
Drohend blickte er zu Axel hinüber.
Axel grinste.
„Also … du kannst dich nicht beamen“, wandte sie sich an Koldo.
Er versteifte sich. „Nein. Heute Morgen habe ich es wieder versucht. Es hat nicht geklappt.“
„Was ist denn los?“
„Bei diesem letzten Kampf wurde irgendwas mit mir gemacht.“ Hastig schlang Koldo seinen Salat hinunter, stand auf, trat zur Seite und bugsierte sie zurück auf den Stuhl. „Bleib hier. Iss.“ Er gab ihr einen kurzen, festen Kuss und zerrte Axel aus der Küche.
„Aber ich bin noch nicht fertig“, hörte sie den schwarzhaarigen Krieger jammern.
„Jetzt schon.“
Die Hintertür krachte hinter ihnen ins Schloss und verschluckte Axels Antwort.
Was soll ich nur mit diesem Mann anstellen?
Sie ging zum Fenster und beobachtete, wie er Axel in den kleinen Schuppen schob, den sie letzte Woche zusammen gebaut hatten. Befand sich Koldos schmutziges kleines Geheimnis dort drinnen? Wenn ja … was mochte es sein? Eine andere Frau?
Nein, er war nicht der Typ fürs Fremdgehen. Dazu war er viel zu ehrenhaft.
Mit einem Kopfschütteln schob sie den Gedanken beiseite, machte Laila eine Schale Salat fertig, spülte das restliche Geschirr vor und stellte es in die Maschine. Dann marschierte sie ins Zimmer ihrer Schwester. Händeringend tigerte Laila vor dem Bett auf und ab.
„Ich hab was zu essen gemacht“, sagte Nicola.
„Hab keinen Hunger.“ Lailas Haut war bleich, ihre Bewegungen steif.
„Irgendwann musst du aber mal essen.“
Im Tonfall ihrer Schwester schwang Verzweiflung mit, als sie erwiderte: „Wir sind fast umgekommen, Co-Co.“
„Aber nur fast. Wir haben überlebt.“
„Was, wenn sie uns noch mal angreifen?“
„Was, wenn nicht? Du solltest dir keine Sorgen um das machen, was kommt, La-La. Aber falls etwas passiert, solltest du fest damit rechnen, dass du beschützt wirst.“ Im Moment weigerte ihre Schwester sich noch standhaft, sich auf Koldo, die Tattoos oder irgendetwas von dem, was er sagte, einzulassen – obwohl sie wusste, dass er recht hatte!
„Glaubst du das wirklich?“
„Ja.“
„Ich will ja auch so sein wie du. Will ich wirklich. Es ist bloß … Ich habSchwierigkeiten, dieser ganzen Sache zu trauen. Ich meine, bloß wenn ich auf einen Haufen Zahlen starre, soll mir das helfen? Also bitte!“
„Vertrauen ist eine Entscheidung, kein Gefühl.“ Genau wie Vergebung. „Probier’s wenigstens.“
„Ich … Tut mir leid. Nein. Ich kann das nicht.“
Am liebsten hätte Nicola sich auf dem Boden zusammengerollt und geweint. Doch stattdessen sammelte sie sich entschlossen. „Dann sorgst du dich also weiter, und diese Sorge bringt dich irgendwann um. Ist es das, was du willst?“
„Nein.“ Ihre Schwester ließ die Schultern hängen.
Nicola streckte den Arm aus und drückte ihre Hand. „Lass uns was unternehmen, was dich ablenkt.“ Etwas, um sie auf positivere Gedanken zu bringen. Bücher würden nicht reichen, und das Fernsehen könnte das Problem noch verschlimmern. Damit blieb nur … Uff. Etwas, das nach Folter klang. „Wir könnten doch, ich weiß nicht, trainieren oder so. Uns in Form bringen.“
„Ich weiß nicht. Ich …“
„Bitte. Tu’s für mich.“
Laila
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