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Sinnliches Erwachen

Sinnliches Erwachen

Titel: Sinnliches Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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musste seine Mutter gehen lassen. Er durfte nicht länger zurückblicken. Nur noch nach vorn.
    Und je klarer dieser Gedanke wurde, desto weiter brach das Loch in ihm auf, ließ immer mehr Licht in sein Innerstes, das ihn erhellte, durchströmte, bis es die Finsternis schließlich vollkommen auslöschte.
    Sanft und zärtlich küsste er Nicola, und sie öffnete sich ihm. Doch er wusste, dass jetzt nicht der Moment war, um seine Pläne zu enthüllen. Sie waren beide zu aufgewühlt. Und noch hatte er sie nicht so umworben, wie es ihr zustand.
    „Lass uns hier verschwinden“, schlug er vor.
    „Bitte.“
    Er half ihr auf die Füße, bevor er sich neben Laila hockte und sie auf seine Arme hob. Ihr zerbrechliches Gewicht machte sich kaum bemerkbar. „Schmieg dich an mich“, wies er Nicola an, „und schließ die Arme um mich.“
    Sie gehorchte, und er beamte sie in Zacharels Wolke im Himmelreich. Sanft umspielte sie der Dunst, als er rief: „Zacharel? Annabelle?“
    „Ich bin hier hinten“, antwortete Annabelle.
    Der Nebel teilte sich, bildete einen traumartigen Gang, und er eilte hinein.
    Atemlos streckte Nicola die Hand aus. „Was ist das für ein Ort?“ Mehrere Nebelfühler reckten sich ihr entgegen, legten sich um ihre Finger, doch er wusste, dass sie auch die feste Wand dahinter spürte.
    „Die übliche Art, wie Gesandte wohnen“, erwiderte er.
    Annabelle saß im Wohnzimmer über den Couchtisch gebeugt, dessen gesamte Tischplatte mit Büchern bedeckt war. Als sie aufsah, blieb ihr goldener Blick schon bald an Nicola hängen.
    „Und wen haben wir hier?“
    „Meine Frau“, erklärte er und spürte Stolz in seiner Brust knospen. „Das in meinenArmen ist ihre Schwester. Sie brauchen einen Ort, wo sie für eine Weile unterkommen können.“
    Grinsend breitete Annabelle die Arme aus. „Na dann herzlich willkommen in den Hallen von Zachy dem Entzückenden!“
    Erleichtert atmete er auf. Keine Fragen. Keine stotternde Suche nach Antworten.
    „Ich hoffe, wir stören nicht“, schaltete Nicola sich zögernd ein.
    „Überhaupt nicht. Ich erforsche gerade die Sitten und Gebräuche der Himmelsgesandten, da könnte ich ganz gut jemanden gebrauchen, um mit ein paar Ideen zu jonglieren. Ich meine, ich bin verheiratet mit dem Anführer einer Armee, da muss ich schon Bescheid wissen über ihre Gesetze, ihre Stärken und ihre Schwächen.“
    „Ich hab mich auch schon ein bisschen damit auseinandergesetzt“, erzählte Nicola und ließ sich neben der asiatischen Schönheit nieder. Den Blick hielt sie weiter auf ihre Zwillingsschwester gerichtet. „Ich bin übrigens Nicola.“
    „Ich würde ja sagen ‚nett, dich kennenzulernen’, aber das bringt nicht mal annähernd zum Ausdruck, wie ich mich darüber freue. Du bist die erste Menschenfrau seit … überhaupt, die diese Wolke betritt. Ich kann’s kaum erwarten, endlich mal wieder eine normale Unterhaltung zu führen. Und davon mal abgesehen – jede Frau, die es mit Koldo aufnimmt und überlebt, mag ich jetzt schon.“
    Koldo legte Laila behutsam auf die Couch. Ein leises Stöhnen teilte ihre Lippen, und sie rollte sich auf die Seite, doch davon abgesehen blieb sie weiter bewusstlos. Er richtete sich wieder auf.
    „Sie wird doch wieder, nicht wahr?“, fragte Nicola.
    Statt ihr mit der Antwort die Laune zu verderben, erklärte er: „Ich muss da etwas erledigen.“
    „Was denn?“
    „Hier bist du in Sicherheit“, wich er auch dieser Frage aus. „Annabelle ist mindestens genauso sehr eine Kriegerin wie Zacharel.“
    Mit diesen Worten beamte er sich in die Höhle in Südafrika. Auch wenn Cornelia an die gegenüberliegende Wand gekettet war, der feine Nebel der Feuchtigkeit in der Luft hatte sie völlig durchnässt. Das schmutzige, menschengefertigte Gewand klebte ihr am Leib.
    Den Kopf hatte sie auf die Seite gelegt, in einem Versuch, ihn auf ihrer Schulter abzustützen. Unter ihren Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab, ihre Wangen waren eingefallen und ihre Haut faltig. Ihre Lippen waren aufgesprungen.
    Er trat vor sie. Trotz der immer noch brodelnden Wut empfand er plötzlich Mitgefühl ob ihres Zustands – und Reue, weil er es war, der sie hineinversetzt hatte.
    Blinzelnd öffnete sie die Augen. Sobald sie seine Anwesenheit registrierte, spuckte sie ihn an.
    Er wischte sich die Spucke von der Wange.
    „All meine harte Arbeit war umsonst“, schimpfte sie, immer noch wutentbrannt über seine Flügel. „Dir ist ein Geschenk gemacht worden, das du niemals

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