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Sinnliches Erwachen

Sinnliches Erwachen

Titel: Sinnliches Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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zum breiten Eingangsportal führten. Laut hallten seine Stiefel auf den Pflastersteinen. Im Innern des Palasts waren die Wände mit Fresken von den Siegen des Höchsten geschmückt. Schlachten gegen Dämonen, Menschenleben, die gerettet worden waren. Kämpfe von Gut gegen Böse, Richtig gegen Falsch, Liebe gegen Hass. Zum ersten Mal verstand Koldo, warum der Höchste so unermüdlich um die Rettung der Menschen gekämpft hatte. Es gab nichts Kostbareres als ein von Hingabe erfülltes Menschenherz.
    Zwei Wachen waren vor dem Eingang zur Kammer des Tribunals postiert, ihre Flügel waren von einem leuchtenden Himmelblau. Engel halfen sowohl Menschen als auch Gesandten. Beide Männer hielten ein Schwert vor die Tür gestreckt, sodass die Klingen sich in der Mitte kreuzten.
    Koldo blieb vor ihnen stehen und nannte seinen Namen, wie es der Brauch verlangte.
    „Grata“, riefen sie und schlugen die Schwerter klingend aneinander, bevor sie sie mit einer Drehung des Handgelenks hinter dem Rücken verschwinden ließen und so den Weg freimachten.
    Koldo eilte vorwärts, stieß die Türen auf. Ein azurblauer Teppich erstreckte sich bis in die Mitte der geräumigen Kammer. Über ihm erhob sich ein kristallenes Gewölbe, durch dessen Scheiben Engel und Wolken zu sehen waren. Die Wände waren mit weißem Samt ausgekleidet, der Fußboden bestand aus poliertem Ebenholz. Die einzigen Möbel waren ein halbmondförmiger Tisch und sieben Stühle. Sieben Ratsmitglieder blickten erwartungsvoll auf ihn herab, jeder in einem anders gefärbten Schmuckgewand. Rot, blau, grün, gelb, blaugrün, magenta und violett. Ein luxuriöser Regenbogen. Der Höchste beschenkte Sein Volk mit grenzenlosem Reichtum.
    Vier Männer, drei Frauen, und sie alle sahen aus, als befänden sie sich am Ende eines menschlichen Lebens – Koldo war sich nicht sicher, warum. Das war niemand, auch wenn sich alle einig waren, dass es nichts mit innerer Verdorbenheit zu tun hatte wie bei den Nefas. Wie einst Germanus hatten auch diese Wesen silbriges Haar und faltige Haut.
    Nichtsdestotrotz besaßen sie Mächte, die Koldo sich nicht einmal vorstellen konnte.
    Grüßend beugte er den Kopf.
    „So schnell stehst du schon wieder vor uns“, begann Dominicus.
    „Das überrascht mich“, bemerkte Isabella.
    „Ich brauche das Wasser des Lebens“, verkündete Koldo.
    Adeodatus neigte den Kopf zur Seite und musterte ihn nachdenklich. „Und du willst es einem Menschen geben, nicht einem Kameraden.“
    Dass sie sein Ziel kannten, überraschte ihn nicht. So war es immer. „Ja.“
    „Warum?“, fragte Christa.
    Koldo erzählte ihnen die gesamte Geschichte. Wie er Nicola begegnet war, was mit ihr geschehen war, was mit ihrer Schwester geschehen war.
    „Eine hat zugehört und eine nicht“, stellte Benedictus fest. „Interessant.“
    „Warum sollte Laila Lane eine zweite Chance bekommen?“, wollte Katherina wissen.
    „Weil sie sie verdient? Nein“, antwortete Koldo. „Weil sie selbst sich eine wünscht? Nein. Sondern weil ich, ein Diener des Höchsten, darum bitte.“
    Ein langsames Lächeln erhellte Dominicus’ gesamtes Gesicht. „Du hast an Selbstvertrauen dazugewonnen, seit du das letzte Mal hier warst. Das gefällt mir.“
    Beim letzten Mal war er für Zacharel und Annabelle gekommen. Beim letzten Mal hatte er Zorn und Hass in der Brust getragen, war entschlossen gewesen, zu tun, was immer nötig war, um seine Mutter gefangen zu nehmen. Mit gesenktem Kopf und leiser Stimme hatte er sein Anliegen vorgetragen, zu ängstlich, man könnte es ihm abschlagen.
    Heute wusste er, dass sie ihn nicht unverrichteter Dinge fortschicken würden. Er kannte seine Rechte. Wusste, dass er in den Büchern des Höchsten gut dastand, denn seinen Zorn hatte er fahren lassen, seine Vergangenheit fortgewischt. Auf seinem Pfad gab es keine Hindernisse. Was er wollte, erbat er um der Liebe willen. Und es entsprach immer den Wünschen des Höchsten, zu heilen. Niemals wollte Er, dass jemand litt, nicht einmal, um eine Lektion zu lernen.
    „Es besteht kein Bedarf, uns zurückzuziehen und zu beraten. Deine Bitte wird dir gewährt“, erklärte Christa mit einem Nicken.
    Wie er von vornherein gewusst hatte. Jetzt galt es, die Details festzulegen. „Was muss ich opfern? Ich werde euch geben, was immer ihr verlangt, aber es ist mein Wunsch, euch daran zu erinnern, dass dies nicht der Art des Höchsten entspricht. Er verlangt nichts weiter als Respekt gegenüber seinen Gesetzen.“
    „Doch wir

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