Sinnliches Erwachen
ein Grinsen auf den Lippen.
„Was doch nur passend ist. Schließlich hat er jetzt einen Menschen in seinem Herzen.“ Er hatte vorgehabt, es langsam angehen zu lassen, jeden Moment auszukosten, sie Schritt für Schritt zum Höhepunkt zu führen, damit ihr Körper nicht überfordert aufgab. Stattdessen hatte sein eigener Körper ihn gedrängt, sich schneller zu bewegen, mehr zu tun, alles zu tun, was sie ihm gestatten würde. Er war verloren gewesen in einer Welt der fleischlichen Gelüste – allerdings sehr zielgerichteter Gelüste. Mit keiner anderen hätte er diese Dinge tun wollen. Das hatte er schon vorher vermutet, doch jetzt wusste er es ohne jeden Zweifel. Er war zu verwundbar gewesen, während sie sich liebten, ohne jede Deckung.
„Wenn ich unsere gemeinsame Nacht mit einem Wort beschreiben müsste, würdeich sagen … hmm.“ Sie knabberte an ihrer Unterlippe. „Genussvoll, schätze ich.“
„Genussvoll. Schätzt du?“
Ein leises Kichern perlte aus ihr hervor – die Art von Kichern, die er hatte hören wollen. „Ganz genau. Du brauchst Übung. Selah.“
Ein spielerisches Knurren entrang sich seiner Brust. „Darüber werde ich nicht lange nachdenken, sondern ich fange sofort damit an.“ Er rollte sich auf sie, blickte mit finsterer Miene auf sie hinunter. „Aber bevor ich dich die Bedeutung von Ekstase lehre – noch einmal –, wirst du mir sagen, wie du dich fühlst.“
„Perfekt.“
„Keine Schwäche?“
„Nein. Ich bin geheilt.“ Ihre Augen wurden groß. „Bin ich wirklich. Koldo, ich bin tatsächlich geheilt! Mein Herz hat nicht einmal aufgemuckt.“
Sie … hatte recht. Nicht ein einziges Mal hatte sie irgendwelche Symptome einer Herzschwäche gezeigt. Ihre Ausdauer hatte sogar seine übertroffen. „Das Gift ist verflogen.“
„Ja! Aber ich glaube, es ist mehr als das. Ich fühle mich so rein. So … stark.“
Ja, das klang tatsächlich, als wäre mehr geschehen. Als wäre in ihr das Wasser des Lebens selbst entsprungen, ein Quell der Gesundheit und Vitalität. Aber das würde bedeuten, dass sie eine Himmelsgesandte war.
Er hatte gehört, dass das passieren konnte. Aber … war sie tatsächlich eine Gesandte?
„Ich bin so froh“, sagte er.
„Ich …“ Plötzlich runzelte sie die Stirn und rieb sich die Brust. „Irgendwas stimmt nicht. Ich muss nach Laila sehen.“
So oft, wie er gespürt hatte, wenn Nicola sich in Gefahr befand, wusste er es besser, als ihre Instinkte einfach so abzutun. „Natürlich.“ Er stand auf und zog das Gewand an, das er zerrissen hatte. Auch wenn es sich wieder in seinem ursprünglichen makellosen Zustand befand, war es doch anders, als er es gewohnt war. Der Rücken stand offen, und erst als er die Arme in die Ärmel schob, fügte sich der Stoff um seine Flügel herum zusammen.
Er zog Nicola auf die Beine und streifte ihr das Gewand über den Kopf, womit er ihre verführerischen Kurven bedeckte – definitiv eine Tragödie. Dann gab er ihr einen Kuss auf die Schläfe und sagte: „Was auch immer geschieht, wir stehen es gemeinsam durch.“
„Ich weiß.“ Sie war ruhig, hatte Farbe in den Wangen – willkommene Zeichen ihres neu erwachten Wohlbefindens.
Koldo teleportierte sie in Zacharels Wolke, aus der Romantik seiner eigenen Wohnung in die Funktionalität derer seines Anführers. „Zacharel“, rief er.
„Hier hinten. Beeilt euch. Ich wollte dich gerade rufen.“
Augenblicklich eilte Nicola los und zog Koldo hinter sich her. Im Wohnzimmer hockten Zacharel und Annabelle vor der Couch, auf der Laila immer noch lag. Ihre Haut hatte einen gelblichen Ton angenommen, und sie warf sich stöhnend hin und her. Ihre Zähne waren blutverschmiert. Sie musste sich auf die Zunge gebissen haben.
Nicola stürzte vor, stieß das Paar zur Seite und kniete sich neben ihre Schwester. „Oh, Liebling. Nein.“
Zacharel fing Koldos Blick auf. Er erhob sich und ging zu ihm. „Ihr Herz ist stehen geblieben, aber ich konnte sie wiederbeleben“, erklärte der Krieger leise. „Lange wird sie nicht mehr durchhalten.“
„Wag es ja nicht, so was zu sagen“, spie Nicola in Zacharels Richtung und kämpfte sichtlich mit den Tränen.
In Koldos Brust zog sich etwas zusammen. Stumm betrachtete er die Zwillingsschwester seiner Frau. Zu seiner Überraschung gestattete ihm der Höchste ein weiteres Mal einen Blick durch Haut und Fleisch bis in ihren Geist.
In ihr hausten jetzt zwei Dämonen.
Irgendwie hatten sie es an ihrer Abwehr vorbeigeschafft. Koldo
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