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Sinnliches Erwachen

Sinnliches Erwachen

Titel: Sinnliches Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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auf zu reden!
    „Dies ist deine letzte Chance, aufzugeben.“
    Unter seinem Auge spürte er einen Muskel zucken.
    „Nun gut“, sagte Clerici.
    Eine Pause … und dann traf ihn der erste Peitschenhieb.
    Leder gegen geschundenes Fleisch, und das Leder trug den Sieg davon, ließ Haut und Gewebefetzen und Blut aufspritzen. Koldo biss die Zähne zusammen. Der zweite Hieb fiel. Der dritte. Der vierte. Sein Kiefer schmerzte so grausam von seiner Anstrengung, die Schreie zurückzuhalten, dass er sich sicher war, ihn sich ausgerenkt zu haben.
    Dieses Mal stellte er sich vor, wie Laila sich von Zacharels Couch erhob und die Krankheit abwarf wie einen unerwünschten Wintermantel. Er malte sich aus, wie die beiden Schwestern einander umarmten, lachten und dann über die Gesetze der spirituellen Welt diskutierten, lernten und wuchsen und die Dämonen auf ihren rechtmäßigen Platz verwiesen – zu ihren Füßen.
    Der fünfte Hieb. Der sechste.
    Es war kein Fleisch mehr auf seinem Rücken, dessen war er sich sicher. Jeder Muskel in seinem Leib war verkrampft, bebte, brannte. Schwarze Punkte blitzten vor seinen Augen.
    Der siebte Hieb. Acht. Neun.
    Zehn. Elf. Zwölf.
    Schließlich konnte Koldo sich nicht länger zurückhalten. Ein markerschütternder Schrei brach aus ihm hervor.
    Dreizehn. Vierzehn. Fünfzehn.
    Abgehackt atmete er durch die Nase ein, kurze, japsende Züge, und durch den Mund wieder aus. Und weiter regneten die Peitschenhiebe auf ihn herab. Er durfte nicht in Ohnmacht fallen. Er musste es allein durch jenes Tor schaffen. Musste es bis zum Wasser schaffen und wieder zurück. Sonst wäre alles andere umsonst gewesen.
    Nach dreißig Hieben schwieg die Peitsche endlich.
    „Vorbei. Es ist vollbracht.“
    Kraftlos hing Koldos Kopf nach vorn, die Wange auf dem Stumpf abgelegt.
    „Vergiss niemals, dass der Höchste dich mit Stärke gerüstet hat“, sagte Clerici zu ihm, bevor er davonschritt.
    Leise quietschend schwang das Tor vor ihm auf. Mit Stärke gerüstet? Ja, das stimmte. Der Code wohnte in seinem Herzen, brannte so heiß wie sein Rücken.
    Er konnte es schaffen.
    Stück für Stück kroch er vorwärts, während immer wieder schwarze Fetzen durch sein Sichtfeld huschten. Als er durch das Tor hindurch war, wich die nackte Erde weichem Gras, das seinen Händen und Knien ein Polster bot. Ja, er konnte es schaffen.
    Das Rauschen von Wasser drang an seine Ohren, und er zwang sich, in Bewegung zu bleiben. Zerfetzte Haut spannte. Verstümmelte Muskeln rissen weiter ein. Einen Meter, zwei … schleppte er sich voran, beamte sich ein Stück, wann immer er die Kraft fand. Bald war die Luft erfüllt vom Sprühnebel des Wassers.
    Es gab zwei Ströme. Den Fluss des Lebens und den Fluss des Todes. Jeder, deres durch das Tor schaffte, hatte die Wahl. Leben oder Tod. Segen oder Fluch. Der eine linderte mit einer kühlen Brise, der andere verkohlte mit einem beißenden Wind. Einer war klar und rein, der andere düster und trüb. Es gab tatsächlich einige, die den Tod gewählt hatten, die entschieden hatten, ihre Verbindung zum Höchsten zu durchtrennen. Die willentlich gefallen waren und nichts mehr mit den Gesetzen des Himmelreichs zu tun haben wollten.
    Am Ufer des Lebensflusses holte Koldo eine kleine Phiole aus einer Luftfalte hervor und füllte sie mit zitternden Händen bis zum Rand. Nicht fallen lassen. Wenn er versuchte, mehr als die ihm gewährte Phiole mitzunehmen, selbst wenn er noch innerhalb der Tore den Inhalt verschüttete und nur nachfüllen wollte, würde der Rat es sofort wissen. Er würde nicht nur alles verlieren, was er bis hierher geopfert hatte, sondern auch das Wasser – und nie wieder würde man ihn diesen Ort betreten lassen.
    Er verschloss die Phiole mit einem Korken. Sobald sie sicher versiegelt war, legte er sie in eine Luftfalte und stieß erleichtert den Atem aus.
    Nun musste er zusehen, dass er die Phiole in Zacharels Wolke schaffte.
    Große Entfernungen schaffte er nicht, also würde er es Stück für Stück angehen müssen. Zuerst kroch er bis zum Tor. Als Nächstes beamte er sich an den Rand der Wolke. Danach teleportierte er sich zur nächsten und zur übernächsten Wolke, sprang immer weiter, gelangte näher und näher an Zacharels Zuhause.
    Nein, erkannte er kurze Zeit später. Gelangte er nicht. Er bewegte sich im Kreis um Clericis Tempel, landete immer nur dort, wo sein Blick gerade hinfiel. Frustration gesellte sich zu einer Fülle anderer Emotionen.
    Er rief sich Zacharels Wolke vor

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