Sinnliches Erwachen
fuhr der Krieger wieder zu ihr herum, ein besorgtes Flackern in den goldenen Augen. „Ja?“
„Ich will nach Hause. Würdest du … bitte … die Tür aufmachen?“ Sie presste die Lippen zusammen, und ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie sich an die Worte erinnerte, die sie an Mr Ritter gerichtet hatte … Lassen Sie mich raus. Sofort . Stattdessen hatte er sie verspottet. Sie belächelt. Von Neuem begann ihr Kinn zu zittern, doch diesmal nicht, weil ihr die Tränen kamen, sondern vor Kälte. Trotz der Wärme des Kriegers spürte sie, wie sich Eiskristalle in ihren Adern bildeten, als der Schock einer schwerwiegenden Erkenntnis wich. Von jetzt an würde ihr Leben nie wieder sein wie vorher.
„Irgendwie hat er das Büro von innen abgeschlossen“, fügte sie hinzu, „und ich hab die Tür nicht aufgekriegt.“
Wieder verzerrte Zorn Koldos Züge, doch seine Stimme klang sanft, als er sagte: „Es tut mir leid, dass ich nicht früher hier war. Ich bring dich nach Hause.“ Vor Erleichterung wurden ihr die Knie weich.
„Danke.“
„Mach die Beweise für die Kameras ausfindig“, befahl Koldo seinem blonden Gefährten, „und sorg dafür, dass die Justiz von seinen Verbrechen erfährt. Allen seinen Verbrechen. Wenn er nicht spätestens morgen früh in einer Zelle sitzt, komme ich zurück und bringe zu Ende, was ich angefangen habe, da kannst du dir sicher sein.“
„Natürlich. Übrigens“, setzte der andere hinzu, „Zacharel hat gerade in meinem Kopf gesprochen.“
Steif nickte Koldo. „In meinem auch.“
„Dann weißt du ja, dass wir einander los sind.“
„Und dass das Mädchen jetzt unter meiner Obhut steht. Ja.“
Tatsächlich?
„Macht Sinn“, befand Thane. „Du weißt es sofort, wenn sie in Schwierigkeiten ist.“
Tatsächlich?
Koldo knackte mit dem Kiefergelenk.
„Bis zur nächsten Schlacht, Krieger.“ Thane breitete die Flügel aus und katapultierte sich, Mr Ritter unter den Arm geklemmt, in die Luft.
11. KAPITEL
Unter meiner Obhut, dachte Koldo. Von jetzt an wäre alles, was Nicola tat, als hätte er es selbst getan. Wenn sie einen Menschen tötete, würde man ihn zur Rechenschaft ziehen. Wenn ein Dämon sie tötete, wäre es, als hätte er selbst ihr den Todesstoß versetzt.
Sein Leben und das ihre waren jetzt unwiderruflich miteinander verknüpft.
Als Koldos Befehlshaber hatte Zacharel die Berechtigung, jemanden, egal wen, in Koldos Obhut zu geben. Genau, wie Germanus die Berechtigung hatte, Koldo in Zacharels Obhut zu geben. Aber warum hatte Zacharel das getan? Was um alles in der Welt erhoffte der Elitekrieger sich davon?
Wie die Antwort auch lauten mochte, Koldo würde Zacharel später befragen müssen. Jetzt wollte er erst einmal die tief erschütterte Nicola in Sicherheit wissen. Und er musste dringend seinen Jähzorn unter Kontrolle bekommen.
So sanft wie nur möglich zog er die bebende Nicola auf die Beine und in seine Arme. „Schließ die Augen.“ Was immer er festhielt, konnte er teleportieren, und so konnte er sie durch bloße Gedankenkraft nach Hause bringen. Im einen Moment waren sie im Büro des Supermarkts, im nächsten standen sie in ihrem Wohnzimmer.
Sofort ließ er die Arme fallen, und sie stolperte zurück. Als sie das Gleichgewicht wiederfand, erfasste ihr Blick die vertraute Umgebung, und ihr fiel die Kinnlade hinunter.
„Ich bin zu Hause. Aber wie hast du … Wir haben keinen Schritt getan, und … es hat nur eine Sekunde gedauert!“
„Man nennt das beamen. Das habe ich jedes Mal gemacht, wenn ich zu dir gekommen bin und dich wieder verlassen habe. Diesmal habe ich dich mitgenommen.“
Unsicher flatterte ihre Hand zu ihrem Hals. „Da, wo ich herkomme, nimmt ein fremder Mann eine Frau nicht ohne gewisse Absichten mit in ihre eigene Wohnung.“
Dazu würde er nichts sagen. Nicht nach allem, was sie heute durchgemacht hatte. „Aber ich komme woandersher, nicht wahr?“
„Sch-schätze schon.“
Er war schon einmal hier gewesen, aber trotzdem blickte er sich um, nahm Details in sich auf, die er beim letzten Mal ignoriert hatte. Das Haus war klein und mit Sicherheit einsturzgefährdet, aber es war sauber. Vergilbte Tapeten schälten sich von den Wänden, doch es war kein Fleck darauf zu sehen. Wo der Teppich herausgerissen war, hatte sie den Fußboden passend gestrichen, damit er nicht so herausstach.
Diese Behausung würde ihrer niemals würdig sein.
Er sollte sie in eine seiner Wohnungen verfrachten.
Ja, dachte er. Nie zuvor hatte er
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