Sinnliches Erwachen
jemanden an einen seiner Rückzugsorte eingeladen – auch wenn einige der Krieger sich selbst eingeladen hatten –, doch plötzlich brannte er darauf, Nicola in sein Strandhaus oder auf die Ranch am Fuß des Vulkans zu beamen. Sie mit Samt und Seide und Luxus jeder erdenklichen Art zu umgeben.
Wenn sie protestierte, konnte er sie an ihre Abmachung erinnern. Solange er es für nötig hielt, hatte sie zu tun, was er sagte, wenn er es sagte, ohne Widerrede. Aber …
Er wollte ihre Zustimmung.
„Setz dich. Ich mache Tee.“
„Du bleibst hier?“, quiekte sie.
War das Quieken ein Zeichen von Erleichterung? Oder von Enttäuschung?
„Ich bleibe hier.“ Versuch doch, mich loszuwerden. Wirst schon sehen, was passiert.
Sie schluckte hörbar, dann nickte sie.
Es gefiel ihm nicht, wie blass und zittrig sie war, und auch wenn es ihm widerstrebte, sich selbst für nur eine Sekunde von ihr zu entfernen, tat er es. In der Küche suchte er, bis er die benötigten Dinge fand. Sie hatte einen Topf, eine Pfanne und von allem anderen zwei Exemplare. Es gab ein paar Fertiggerichte, ein paar Dosensuppen, aber darüber hinaus nicht viel. Wie lange lebte sie schon so?
Zu lange, entschied er.
Er musste erst den Zünder des Gasherds reparieren, bevor er Wasser kochen konnte, aber bald darauf hielt sie eine dampfende Tasse Kamillentee in den Händen. Sie saß auf der Couch, die Beine untergeschlagen und eine Decke um die Schultern gelegt. In ihre Wangen war bereits etwas Farbe zurückgekehrt, und das gröbste Zittern war vorüber.
„Danke“, sagte sie, wohlerzogen und höflich und so lieblich, dass es ihn in der Brust schmerzte.
„Gern geschehen. Trink, während ich nach Laila sehe.“
„Ich hab nach ihr gesehen, bevor ich es mir auf der Couch gemütlich gemacht hab“, gestand sie.
Hätte er sich auch denken können. „Und wie geht es ihr?“
„Gut. Sie schläft.“ Nachdem sie kurz über das heiße Getränk gepustet hatte, nahm Nicola einen Schluck. „Wo wir gerade dabei sind, das ist so ziemlich das Einzige, was sie in letzter Zeit tut. Ist das normal?“
„Ja.“ Ihr Körper versuchte, mit ihrem Geist gleichzuziehen. „Mach dir keine Sorgen. Sie wird nicht die gesamte ihr verbleibende Zeit im Bett verbringen.“
Bei seiner Erwähnung der immer weiter tickenden Uhr zuckte Nicola zusammen. „Aber wenn es ihr jetzt besser geht, warum kann das nicht so bleiben?“
Er hörte die Sehnsucht in ihrem Ton und wusste, dies war der perfekte Moment, um sie mit der Anderswelt um sie herum vertraut zu machen.
Koldo kniete sich vor sie. Einige Locken hatten sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst und fielen ihr nun um die Schläfen, rahmten ihr Gesicht ein. Dunkle Ringe zeichneten die zarte Haut unter ihren Augen, und ihre Lippen waren geschwollen. Hatte sie vor Angst darauf herumgekaut? Oder hatte der Kerl sie geschlagen?
Ruhig. „Du wirst nicht mehr in diesem Supermarkt arbeiten. Verstanden?“ Eigentlich war das nicht das, was er hatte sagen wollen, doch die Worte entwichen ihm trotzdem.
„Ach nee. Ich hab schon längst gekündigt.“ Auch mit dieser spitzzüngigen Bemerkung konnte sie die Flut von Verwundbarkeit und Erniedrigung nicht verbergen, die plötzlich ihre Miene überschattete. „Aber ich muss mir so schnell wie möglich einen neuen Job suchen.“
„Nein.“ Er wollte die besten Stücke von ihrer Zeit und Energie, nicht das, was übrig blieb.
„Aber Koldo, ich muss …“
„Dich erholen, genau“, schnitt er ihr das Wort ab.
Nicola senkte den Blick. „Ich sollte mich nicht erholen müssen. Eigentlich wusste ich es besser, als mit ihm da hinten reinzugehen. Ich hatte gleich das Gefühl, ich sollte weglaufen.“
Ihr Geist hatte Dinge wahrgenommen, die ihr Kopf nicht erfassen konnte, und hatte versucht, sie zu warnen. „Warum hast du dieses Gefühl ignoriert?“
„Ich hab mir eingeredet, er hätte bloß vor, mich zu feuern, und ich wollte eine Gelegenheit, es ihm auszureden.“
Ein Fehler, den so viele machten.
Ein Fehler, den auch Koldo schon oft begangen hatte.
„Warum ist mir das passiert?“, fragte sie leise.
Weil sie Hoffnung und Glück gekostet hatte, und weil die Dämonen mit aller Macht versucht hatten, diese wundervollen Gefühle auszulöschen, bevor sie zu spirituellen Waffen werden konnten.
„Die Welt ist bevölkert von Wesen mit einem freien Willen, und der freie Wille macht das vollkommene Gute möglich … genau wie das absolute Böse.“
Bei seinen Worten nickte sie. „Das
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