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Sinnliches Erwachen

Sinnliches Erwachen

Titel: Sinnliches Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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Böse. Ja. Es war ein Dämon mit im Zimmer. So hat der andere Krieger ihn genannt.“
    „Ja. Dämonen streben nach der Vernichtung der Menschheit.“
    „Warum?“
    „Weil sie den Höchsten verabscheuen und Er euch liebt. Auf keine andere Weise können sie Ihm etwas anhaben, also zerstören sie das, was Er behüten will.“
    „Warum?“, fragte sie erneut und wurde dann rot. „Tut mir leid. Ich hör mich an wie eine Vierjährige. Wer ist der Höchste? Warum will Er mich – uns – behüten?“
    Statt ihr darauf schon zu antworten, fragte er: „Hast du mittlerweile herausbekommen, was ich bin?“
    Unter ihren dichten Wimpern hervor spähte sie zu ihm empor. „Na ja, ich weiß, dass dein Freund ein Engel ist.“
    „Aber ich nicht?“
    „Du hast keine Flügel.“
    Sie hatte ihn nicht beleidigen wollen. Das wusste er. Sie hatte schlicht eine Tatsache festgestellt. Auch das wusste er. Und trotzdem schien ihm eine Rasierklinge die Brust von innen aufzuschaben. „Ich werde den oberen Teil meines Gewands ablegen. Nicht, um dir wehzutun oder dich in Versuchung zu führen …“, wenn das überhaupt möglich war. „Sondern um dir zu beweisen, was ich bin. In Ordnung?“
    „I-In Ordnung.“
    Er stand auf und zog sich mit plötzlich bebenden Händen das Gewand von den Schultern. Dann wandte er sich um, um ihr die Narben und Tätowierungen auf seinem Rücken zu zeigen.
    Sie keuchte auf. Aus … Abscheu?
    „Oh Koldo. Du bist so wunderschön.“
    Nein, nicht Abscheu. Erstaunen.
    Wie war das möglich? Geschätzt und bewundert wurden nur Flügel, nicht blasse Imitationen. Und doch hatte er sechs Tage damit verbracht, sich die Rückseite seines Körpers tätowieren zu lassen, bis alles außer seinem Rückgrat mit Bildern von Federn und Daunen bedeckt war.
    Zu jenem Zeitpunkt, als er das hatte machen lassen, waren seine Selbstheilungskräfte bereits voll ausgebildet gewesen, und sie hatten Ambrosia in die Tinte mischen müssen, um sicherzustellen, dass die Farben nicht verblassten. Ambrosia, wie seine Mutter sie immer in ihren Wein gerührt hatte. Ambrosia, wie die Blumen, die er ihr gepflückt hatte.
    Ambrosia, die Droge der Unsterblichen.
    Cornelia hatte das Leben mit ihrem ungewollten Sohn so sehr gehasst, dass sie sich betäubt hatte, um es ertragen zu können.
    „Du bist verletzt worden“, stellte Nicola fest, als sie die Narben unter den Tattoos erkannte. „Wie?“
    „Folter.“
    „Oh Koldo. Es tut mir so leid.“
    Er war sich nicht sicher, was er darauf antworten sollte. Er wusste nur, dass er sich wünschte, sie würde aufstehen, die Hände ausstrecken und mit den Fingerspitzen über das vernarbte Gewebe streichen.
    Doch sie tat es nicht. Vermutlich war es auch besser so.
    Vermutlich? Nein. Definitiv. Er war sich nicht sicher, wie er reagieren würde.
    Dann hakte sie nach. „Also bist du auch ein Engel?“
    Mit einer knappen Bewegung zog er sich das Gewand wieder um die Schultern und drehte sich langsam zu ihr um. Die Teetasse hatte sie neben sich auf den Tisch gestellt, und der Dampf, der aus der Tasse aufstieg, umspielte sie, hüllte sie in einen traumartigen Schleier.
    Ich muss ihr nah sein.
    Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte er gegen diesen Drang angekämpft. Aber nach dem, was sie gerade durchgestanden hatte, gestattete er sich, zurück zur Couch zu gehen und sich wieder zwischen ihre Knie zu hocken. „In vielerlei Hinsicht bin ich wie die Engel, ja, aber ich bin keiner. Ich bin ein Himmelsgesandter.“
    „Ein Himmelsgesandter“, wiederholte sie. „Was soll das heißen?“
    „Ich werde es dir erklären, so gut ich kann, aber dafür muss ich ganz von vorn anfangen.“
    Eifrig nickte sie. „Ich bitte darum.“
    Dann mal los. Er hoffte, sie war bereit dafür. „Vor langer Zeit war der Schönste unter allen Cherubim Luzifer, und ihm wurde ein Drittel aller Engel des Höchsten unterstellt. Eines Tages gestattete er sich einen Funken Stolz … dann noch einen … und noch einen und noch einen, bis er seine Selbstgefälligkeit nährte wie ein Baby an der Brust seiner Mutter.“
    „Das Wort kenne ich. Cherubim “, sagte sie mit gerunzelter Stirn. „Die Einzahl ist Cherub , oder? Eine Art von richtigen Engeln. Und der Höchste ist euer Anführer, nehme ich an.“
    „Beides richtig.“
    „Aber ich dachte, Cherubim wären klein, wie Kleinkinder. Und okay, ich sag’s jetzt einfach – tragen die nicht sogar Windeln?“
    „Luzifer ist größer als ich, aber die Vorstellung von ihm in Windeln gefällt

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