Sinnliches Erwachen
Haar trug sie mit einem breiten Pony, um die Narbe zu verdecken.
„Gebt dem Mann doch mal die Chance, es zu erklären“, tadelte Annabelle.
Erwartungsvoll starrten die Frauen ihn an.
Koldo hatte keine Ahnung, was sie angestellt hatten, dass sie in Zacharels Unheilsarmee gelandet waren – außer ihre nervenzerfetzenden Persönlichkeiten waren der ausschlaggebende Faktor gewesen.
Er wandte sich an Annabelle und setzte an: „Meine … Frau …“ Moment. War es das, was Nicola für ihn war? Er war sich nicht sicher, vor allem, wenn er bedachte, dass sie schon bald auf ein Date mit einem anderen Mann gehen würde. Und spürte er da gerade seine Zähne schärfer werden, wie die seines Vaters, wenn er wütend wurde?
Von jetzt an würde er vorsichtiger sein müssen.
„Ich habe eine Freundin“, fuhr er etwas barscher als beabsichtigt fort und bremste sich von Neuem. Auch das war sie nicht. „Es gibt da eine Menschenfrau, und sie braucht neue Kleidung.“
Aufgeregt riefen die Himmelsgesandten durcheinander. Ronen sprang allen Ernstes auf und ab und klatschte in die Hände. „Das ist der saftigste Klatsch aller Zeiten“, behauptete sie. „Koldo hat ‘ne Froooindin .“
„Ich wette, die ist drei Meter groß und dreihundert Kilo pure Muskelmasse“, rief Charlotte aus.
„Raus hier. Na los, ich will ein bisschen Privatsphäre“, befahl Annabelle und scheuchte die Kriegerinnen hinaus.
Murrend und Grimassen ziehend gehorchten sie.
„Okay, damit ich dich richtig verstehe“, begann Annabelle. „Anstelle deiner Frau, Freundin, Menschenfrau willst du lieber mich mitnehmen, um diese Kleider auszusuchen und zu kaufen?“
Ja. In diesem Augenblick musste er ihre Gefühle verletzen. Zerstörte vielleicht ihr gerade gefundenes Glück. „Ich will nicht warten“, presste er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Und es stimmte. Er wollte es hinter sich bringen, es aus dem Weg schaffen. „Und … ich weiß nicht, was Frauen gefällt.“
Ihre Hand flatterte zu ihrem Herzen, dann grinste sie. „Zacharel hatte mit mir mal dasselbe Problem. Warum kaufst du ihr nicht einfach das, was dir an ihr gefallen würde?“
„Ich werde ihr das kaufen, was mir gefällt, ja …“, weil er nicht anders konnte, „… aber ich möchte, dass sie eine Auswahl hat.“ Er musste das richtig machen. Auf diese Weise hätte sie keinen Grund, sein Geschenk abzulehnen.
„Kennst du überhaupt ihre Größe?“
Er hob die Hände. „Sie ist winzig, ungefähr so. Zierlich.“
Annabelle lachte, ein vollkommen sorgenfreier Klang. „Oh Mann, du bist so was von am Arsch, Kumpel. Aber ja, okay. Ich helfe dir.“
Erleichterung war so berauschend wie eine Droge. „Für eine angemessene Gegenleistung, nehme ich an.“
„Auf keinen Fall. Ich weiß, dass ihr Jungs das gern so macht, aber das hier gibt’s ganz umsonst. Lad mich einfach zur Hochzeit ein, dann sind wir quitt.“
14. KAPITEL
„Die musst du probieren.“ Bevor Nicola protestieren konnte, schob Laila ihr eine halbe Praline in den Mund.
Schokolade enthielt Koffein, deshalb gönnte sie sich nur ganz selten mal einen Happen. Aber wenn es so weit war … Die zart schmelzende Köstlichkeit überwältigte sie einfach, und sie schloss die Augen, um es richtig zu genießen. Was ein Fehler war. Im Augenblick spazierten sie und ihre Schwester nämlich einen gepflasterten Weg im Park entlang, und zwei Sekunden später lief sie gegen einen Mülleimer.
Das Scheppern weckte Lailas Aufmerksamkeit, und ihre Zwillingsschwester brach in lautes Gelächter aus. „Co-Co Lane wird zu Oskar aus der Mülltonne.“
Leere Verpackungen, halb aufgegessene Sandwiches und durchweichte Pappbecher purzelten über den Gehweg, und trotzdem lächelte Nicola, während sie das Chaos beseitigte. Wie herrlich das Vergnügen ihrer Schwester klang. Als sie fertig war, wühlte sie das Desinfektionsgel aus ihrer Handtasche und rieb sich die Hände ein.
„Du hast da Schoki am Kinn“, bemerkte Laila, während sie versuchte, sich zu beruhigen, und scheiterte. Das Grau ihrer Augen schimmerte hinreißend. Die Sonne warf helle, goldene Strahlen auf Haut, die seit Monaten kein Tageslicht gesehen hatte, und erleuchtete sie, ließ sie vor Gesundheit und Vitalität förmlich glühen.
Nicola wischte sich mit den Fingerspitzen übers Gesicht. „Besser?“
„Definitiv. Jetzt bist du fast so hübsch wie ich.“ Mit einer aufgesetzten Eitelkeit, die sie nie wirklich besessen hatte, musterte Laila ihre brüchigen
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