Sinnliches Spiel mit dem Feuer
die Fragen in diesen Blicken. Sie hörte, wie eine Frau scharf und laut: „Was?“ sagte.
Man hatte sie als die Brautjungfer identifiziert, die Nate vor dem Ballsaal geküsst hatte – durch Ausschlussverfahren und ihre verdächtige Abwesenheit, und nun machte die Entdeckung wie ein Lauffeuer die Runde. Alles, was sie jetzt noch tun musste, war, dem Plan zu folgen, genug subtile Hinweise fallen zu lassen, und schon wäre Nates Geheimnis sicher, denn alle würden sich auf Payton stürzen, die doch den Ruf besaß, ein untadeliges Mädchen zu sein.
„Was möchten Sie trinken, Miss?“
Die Bar schenkte nur die besten Labels aus, sowie eine Auswahl von Top-Weinen, inklusive eines hervorragenden italienischen Weißen, den sie zu Hause auch trank. „Den Pinot, bitte.“
Innerhalb von Sekunden hatte sie ein Glas in der Hand, schlenderte auf eine ruhige Ecke zu und nippte.
Doch ein flaues Gefühl im Magen ließ sie aufblicken.
Nate.
Sie fand ihn sofort. Er trug ein makelloses weißes Dinnerjackett und begrüßte wenige Schritte vom Haupteingang entfernt den Besitzer einer renommierten Bank. Als er den Kopf wandte, traf sie sein Blick aus strahlendblauen Augen.
Ganz langsam flackerte ein wilder Funke in diesen Augen auf, und um seine Lippen spielte ein dunkles Lächeln, das sie quer durch den Raum berührte. Payton erschauerte.
An dem Blick war nichts Platonisches. Ganz bestimmt nicht. Und er war auch keine Scharade für die Menge oder ein Mittel, sein Geheimnis zu schützen.
Was für ein Fiasko!
Sie brauchte seine Freundschaft. Sehnte sich ganz verzweifelt danach. Doch die Anziehung, die zwischen ihnen bestand, war keinesfalls erloschen.
Nach einer gemeinsamen Nacht als Freunde weiterzumachen, war eine Sache. Doch wenn diese eine Nacht in eine ganze Reihe von Nächten ausartete, in eine Woche, einen Monat – etwas Endliches, denn mit Nate konnte es nicht um „für immer und ewig“ gehen – was blieb ihr dann, wenn es vorbei war?
Nate begehrte sie. Und sie wollte seine Freundschaft. Zumindest redete sie sich das ein. Wenn sie ganz ehrlich war, hatte sie keinerlei Chance. Denn tief in ihrem Herzen wollte sie wesentlich mehr als das.
„Was zur Hölle geht hier vor, Payton?“ Die Frage kam ruhig und anklagend von einer Person, an die sie bei all dem nicht gedacht hatte.
„Clint.“ Sie wirbelte herum. Als sie den Mann sah, den sie beinahe geheiratet hätte, färbten sich ihre Wangen rot. Er war groß, schlank und vital, ein durch und durch ordentlicher Mann. Zugeknöpft. Steif. Nur an diesem Abend schien die perfekte Fassade einen kleinen Riss bekommen zu haben. „Ich wusste nicht, dass du heute hier sein würdest. Ich dachte …“
Mit einer Handbewegung schnitt er ihr das Wort ab. „Wir sind früher in New York fertig gewesen, deshalb bin ich schon wieder in der Stadt.“ Offensichtlich reichte ihm das an Höflichkeiten, denn er funkelte sie zornig an. „Weißt du, was die Leute sagen?“
Sein Ton gefiel ihr gar nicht – genauso wenig wie sein vorwurfsvoller Blick. Er hatte keinerlei Recht dazu. Bereits vor sechs Monaten hatten sie ihre Beziehung beendet, und sie wusste mit Sicherheit, dass er seitdem nicht nur allein zu Hause gesessen hatte. „Die Leute sagen immer irgendetwas. Es spielt keine Rolle.“
„Für mich spielt es eine Rolle, Payton. Was man über dich sagt, ist mir nicht egal.“
Wichtiger noch: Es färbte auf ihn ab. Darum ging es. Nur darum.
„Was treibst du überhaupt mit Nate Evans?“
Payton umklammerte ihr Weinglas fester. „Nate und ich sind Freunde.“
Clints Augen wurden schmal. Seine Mundwinkel zeigten nach unten. „Nein, das seid ihr nicht. Brandt hasst ihn, und in all den Jahren, die wir zusammen waren, kann ich mich nicht erinnern, dass du mehr als eine flüchtige Begrüßung mit ihm getauscht hättest.“
Sie entschied sich, nichts darauf zu erwidern. Die Sekunden verstrichen, während jeder darauf wartete, dass der andere nachgab. Sie würde nicht diejenige sein.
„Was versuchst du zu beweisen, Payton?“, fragte Clint wütend und packte sie am Ellbogen. Payton wimmerte vor Schmerz und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. „Er ist ein Spieler. Ein Raubtier. Das Letzte, was du für Nate Evans bist, ist eine Freundin. Merk dir meine Worte“, fauchte er, „du bist nichts als ein …“
„Das reicht, Clint“, unterbrach Nate ihn mit tödlicher Ruhe.
Clint ließ sie los. Als er sah, wie sie sich den Arm rieb, weiteten sich seine Augen, und er
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