Sinnliches Versprechen auf Sizilien
dem Gespräch unter vier Augen, das angeblich so wichtig war? Damit hatte sie nicht gerechnet.
„Ja …“, brachte sie unsicher hervor und überlegte fieberhaft, was Pietro jetzt wieder vorhaben könnte.
Mit ihm allein zu sein hatte sie um jeden Preis vermeiden wollen. Doch wenn er darauf bestand, konnte sie kaum hoffen, Sizilien gleich wieder mit den Scheidungspapieren und ihrer Freiheit zu verlassen, die sie so herbeisehnte.
Für wenige Augenblicke hatte sie geschwankt, als Pietro sie in die Arme nahm und küsste – aber letztlich hatte es ihr nur gezeigt, dass sie die Scheidung endlich durchziehen musste … dass diese überfällig war. Sie musste fort von Pietro und seinem gefährlichen Einfluss und sich ein neues, eigenes Leben aufbauen, ehe er wieder Macht über sie gewann. Ehe er sie erneut in seinen Bann zog und sie im Taumel der Leidenschaft mit sich riss, die sie vom ersten Tag an zueinandergetrieben hatte.
Andererseits … wenn sie das Ganze nur kurz durchsprachen, war doch eigentlich weiter nichts dabei. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, dachte Marina. Und mit Pietros Verführungskünsten war sie bestens vertraut. Dennoch musste sie teuflisch auf der Hut sein, wie sein Kuss eben gezeigt hatte.
Also erklärte sie: „Na gut. Wenn es unbedingt sein muss.“
„Buono …“
Pietro lächelte triumphierend. Dann nahm er den Regenmantel, den sie bei ihrer Ankunft über einen Stuhl gelegt hatte, schüttelte ihn leicht aus und hielt ihn ihr so hin, dass sie hineinschlüpfen konnte.
„Wohin fahren wir?“
„Erst bringe ich dich zu deinem Hotel zurück.“
„Das ist nicht nötig.“
Sie beobachtete sein Mienenspiel und wäre am liebsten einen Schritt zurückgewichen … mehr als einen sogar. Aber damit hätte sie verraten, dass sie sich selbst nicht traute, und das konnte sie sich nicht leisten.
„Es ist sogar dringend notwendig. Wenn du so durch den Regen läufst, bist du nachher völlig durchgeweicht.“ Mit dem Kopf deutete Pietro zum Fenster, gegen das der Regen immer noch trommelte. „Ein Gentleman lässt nicht zu, dass seine Frau draußen nass wird, wenn er sie fahren kann.“
Wusste er, dass seine Worte „lässt nicht zu“ ihr gewaltig gegen den Strich gingen? Vermutlich. Genau deshalb hatte er sich wohl so ausgedrückt, denn seine blauen Augen funkelten zufrieden.
Es schien ihn zu amüsieren, dass sie sich nur mühsam beherrschte.
„Wovor hast du Angst, cara ?“, fragte er sinnlich, während er ihr in den Mantel half, und wieder spürte sie, dass er sie bewusst herausforderte.
„Vor nichts!“
Gereizt schlüpfte sie in die Ärmel und ließ notgedrungen zu, dass Pietro den Mantel zurechtzog. Sie kam sich wie eine Marionette vor – auf Gedeih und Verderb der Gnade des Mannes ausgeliefert, der mit ihr machte, was er wollte.
„Sehe ich aus, als ob ich Angst hätte?“
„Nein.“
Sein zufriedenes Lächeln verriet, dass Pietro genau wusste, was in ihr vorging. Sie focht einen inneren Kampf aus, genau wie er beabsichtigt hatte. Fürsorglich glättete er den Kragen, hob ihr immer noch zusammengedrehtes Haar an und legte es ihr über die Schultern. Marina musste an sich halten, um sich nicht anmerken zu lassen, dass sie sich überrumpelt fühlte.
Geschickt hatte Pietro sie dazu gebracht, genau das zu tun, was er wollte. Er wusste, dass sie ihre Angst um nichts in der Welt eingestehen würde. Und jetzt saß sie in der Falle, musste ihm wohl oder übel folgen und das hier durchstehen, bis sie sich ausgesprochen hatten.
Dennoch … allzu problematisch konnte es eigentlich nicht werden. Schließlich würden sie sich an einem öffentlichen Ort unterhalten – in der Hotelbar oder im Restaurant. Dort würde sie sicher sein. Sicher vor Pietro.
Was sie dabei dachte und empfand, stand auf einem anderen Blatt.
Seine bloße Nähe beunruhigte und erregte sie – der Duft seiner Haut, die leichten Berührungen seiner Hände, seiner Fingerspitzen an ihrem Haar oder den Schultern, während er ihr den Mantel zurechtzupfte. Nur zu gut erinnerte sie sich, wie er sie überall gestreichelt hatte …
Entschlossen verdrängte Marina diese Gedanken. Sie verabschiedete sich höflich von Matteo und seiner Sekretärin und bedankte sich für ihre Mühe, obwohl sie sicher war, dass Pietro wartete und vor Ungeduld fast platzte.
„Vielen Dank für Ihre Hilfe in dieser Angelegenheit“, betonte sie abschließend nochmals und schüttelte dem Anwalt die Hand.
„Es war mir ein Vergnügen …“
Selbst
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