Sinnliches Versprechen auf Sizilien
verbarrikadieren. Er traute ihr sogar zu, dass sie sich ein Taxi zum Hinterausgang bestellte und zum Flughafen fuhr, ehe er etwas dagegen unternehmen konnte.
Eine Menschenansammlung vor dem Hotel erregte seine Aufmerksamkeit. Auf den Treppenstufen zum Eingang hatte sich eine Schar Neugieriger eingefunden. Und er brauchte die Kameras und Mikrofone nicht erst zu sehen, um zu wissen, wer da sprungbereit wartete. Er hatte genug Erfahrung mit Paparazzi und erkannte sie auf Anhieb.
Irgendwie musste sich herumgesprochen haben, dass Principe Pietro d’Inzeos getrennt lebende Ehefrau zurückgekehrt war, zumindest vorübergehend … und schon witterten die Medienhaie Blut. Außerdem dürfte der Umstand, dass Marina in einem drittklassigen Hotel abgestiegen war, ihren Appetit auf den möglicherweise damit verbundenen Skandal noch gesteigert haben.
„Ich sagte, wir sind da“, wiederholte Marina etwas schärfer, als Pietro schwieg. „Hier ist mein Hotel.“ Sie deutete auf das heruntergekommene Gebäude.
„Das ist mir klar.“
Erst jetzt wandte sie sich ihm zu. Aus den Augenwinkeln fing er ihren entrüsteten Blick auf, da er keinerlei Anstalten machte zu halten, sondern langsam weiterfuhr.
„Würdest du bitte halten, Pietro?“, forderte sie schneidend. „Hier kannst du parken.“
Der gereizte Ton, in dem sie seinen Namen aussprach, erinnerte Pietro daran, wie unglaublich impulsiv und unberechenbar seine Frau sein konnte. Dabei war er damals von ihrer Impulsivität hingerissen gewesen, denn diese hatte dazu geführt, dass Marina im Handumdrehen in seine Arme und dann mit ihm ins Bett gesunken war, ehe sie richtig zum Nachdenken gekommen waren.
Doch im Moment durfte er nicht riskieren, dass Marina die Gunst der Stunde spontan nutzte und zu fliehen versuchte. Geistesgegenwärtig aktivierte er die Zentralverriegelung und registrierte zufrieden das leise Klicken.
Marina atmete scharf ein, sie hatte sofort begriffen, was er vorhatte. „Was, zum Teufel, soll das Spielchen?“, fragte sie empört.
„Es ist kein Spiel“, versicherte Pietro ihr. „Glaub mir, carina , ich meine es sogar sehr ernst. Bei solchen Dingen spiele ich nicht.“
„Was für Dingen?“ Aufgebracht rüttelte Marina am Griff und versuchte vergeblich, die Tür zu öffnen. „Lass mich hier raus!“
„Komm nicht infrage.“
Pietro schüttelte so heftig den Kopf, dass ihm das dunkle Haar in die Stirn fiel. Mit einer kurzen Bewegung warf er es zurück und fuhr beharrlich weiter die Straße entlang.
„Wie gesagt, bellezza , wir müssen uns aussprechen. Allein. Und das werden wir jetzt tun.“
„Im Hotel können wir ebenso gut allein sein und reden.“
„Ja, sicher“, erwiderte er verächtlich. „Am Eingang warten Dutzende skandalsüchtiger Paparazzi, die bereit sind, dich zu zerfleddern, solange du ihnen für die Morgenausgabe einen saftigen Aufmacher lieferst.“
„Paparazzi …“ Marina drehte sich um und versuchte, durch die Heckscheibe zum Hotel zu spähen. „Waren welche da?“
Pietro nickte nur. Am liebsten wäre er schneller gefahren, doch der Regen und der starke Mittagsverkehr machten es unmöglich, sodass er zu seiner Verärgerung nur langsam vorankam. Er konnte es kaum erwarten, das Ende des Viertels zu erreichen, um auf die Küstenstraße einbiegen zu können.
„Ich habe keine gesehen.“
„Dann ist es ja gut, dass ich sie rechtzeitig entdeckt habe“, spottete Pietro. „Sonst wären sie über dich hergefallen wie die Wölfe über ein Lamm.“
„Ach komm!“, wehrte Marina gereizt ab. „So interessant bin ich nun auch wieder nicht. Da wäre höchstens der Umstand …“
„Dass die Principessa d’Inzeo unerwartet auf die Insel zurückgekehrt ist, nachdem sie nach nicht einmal einjähriger Ehe aus dem Palazzo ihres Ehemannes geflüchtet war.“ Er warf ihr einen grimmigen Seitenblick zu. „Hier bietet sich der Boulevardpresse eine einmalige Gelegenheit, die schmutzige Wäsche der Vergangenheit erneut zu waschen und genüsslich in den Trümmern einer Ehe zu graben, die so fantastisch begann und dann aus heiterem Himmel auf dramatische Weise zerbrach.“
„Also …“
„Vor zwei Jahren haben die Medienhaie es nicht geschafft, herauszufinden, warum.“ Pietro lenkte den Wagen um eine scharfe Kurve. „Da würden sie heute umso genüsslicher einen Riesenskandal daraus machen.“
„Aber da ist doch nichts …“ Marina verstummte. Die Vorstellung, dass Paparazzi in ihrem Privatleben herumschnüffeln könnten,
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