Sinnliches Versprechen auf Sizilien
denn mit jedem Tag hatte Marina sich weiter von ihm entfernt, war immer verschlossener geworden und hatte sich schließlich ganz von ihm angewandt. Auf Anraten des Arztes war er dann sogar aus dem ehelichen Schlafzimmer ausgezogen, um ihr Freiraum und Zeit zu lassen, sich wieder zu fangen. Danach hatte sie nie auch nur angedeutet, dass sie das Ehebett wieder mit ihm teilen wollte.
Natürlich hatte er versucht, sie zurückzugewinnen … mit Küssen und seinem gesamten Repertoire an Verführungskünsten. Seine ganze Kraft und Leidenschaft hatte er ins Bett verlegt. Beim Gedanken daran musste Pietro lächeln. Das konnte Marina ihm unmöglich vorgespielt haben.
Doch diese Zeit war nur ein vorübergehender Waffenstillstand während des langsamen Verfalls ihrer Beziehung gewesen. Und noch vor wenigen Augenblicken hatte er gehofft, eine ähnliche Versöhnung erreicht zu haben. Marina war bei seinen Küssen dahingeschmolzen, hatte diese verlangend erwidert, und bis vor wenigen Minuten war es gewesen, als hätte es den Bruch zwischen ihnen nie gegeben. Wenn der verflixte Matteo nicht ausgerechnet in diesem Augenblick an die Tür geklopft hätte …
„Damals hast du mir keine Zeit zum Nachdenken gelassen“, beharrte Marina. „Und jetzt brauche ich keine Bedenkzeit mehr. Ich habe genug über alles nachgedacht – über dich und unsere Ehe. Jetzt will ich nur noch frei sein, ein für alle Mal, und nichts, was du tust, könnte mich bewegen, es mir anders zu überlegen.“
„Vielleicht solltest du dir erst einmal anhören, was ich dir anbiete, ehe du behauptest, gar nichts zu wollen.“
„Aber ich sagte dir doch schon, ich will nicht das Geringste. Nichts von dem da drüben …“
Mit der Hand, an der sie immer noch den Trauring trug, deutete Marina heftig auf die verstreuten Unterlagen auf dem Konferenztisch.
„Und das gilt auch für dein Geld und deine Küsse.“
Ein läppischer Kuss …
Sie wischte sich sogar mit dem Handrücken über die Lippen, als wollte sie die Spuren, seinen Geschmack damit auslöschen.
Aber Teufel noch mal, wie sie sie erwidert hatte! Auch das hatte sie ihm unmöglich vorspielen können.
Ein läppischer Kuss …
Wenn Matteo sie nicht gestört hätte, wäre Marina schwach geworden. Hier und jetzt hätte er sie genommen … auf dem flauschigen roten Teppich – oder an der Wand. Zwischen ihnen war alles wieder wie früher gewesen: das Verlangen, die Ungeduld, die Leidenschaft. Marina hatte ihn begehrt, und er war so verrückt nach ihr gewesen, dass er sich selbst jetzt noch schmerzlich nach ihr sehnte. Er war unglaublich erregt und konnte sich kaum beherrschen.
Ganz gleich, was zwischen ihnen gewesen war, er begehrte sie immer noch so höllisch wie an dem Tag, an dem sie zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten. Vielleicht noch verzweifelter. Nach fast zwei Jahren der Trennung, nach zwanzig endlosen Monaten ohne Marina, kam es ihm vor, als wäre er ohne Essen und Wasser durch die Wüste geirrt.
So hatte er bisher für keine Frau empfunden, und er wollte verdammt sein, wenn er Marina gehen ließ, ohne wenigstens ein einziges, letztes Mal mit ihr geschlafen zu haben. Er begehrte sie bis zum Wahnsinn, und – Tod oder Teufel – er würde sie noch einmal besitzen, ehe sie wieder aus seinem Leben verschwand.
Doch das bedeutete, dass er sie überreden musste zu bleiben. Und wie er Marina kannte, würde es nicht leicht werden. Wenn er hü sagte, forderte sie hott, das wusste er nur zu gut. Sie tat stets das Gegenteil von dem, was er erwartete.
Trotzdem würde er sie nicht ziehen lassen und sich notfalls ihren Wünschen beugen.
„Na gut, Marina. Wie du willst.“
Verblüfft blickte Marina Pietro nach, der sich schulterzuckend abwandte. Hieß das, er gab einfach auf, während sie auf harte Kämpfe gefasst war? Es war unglaublich, wie locker und gleichmütig er zur anderen Seite des Raumes schlenderte.
„Hast du das hier alles gelesen?“
Er schob die Scheidungsunterlagen zusammen, die sie ihm wütend entgegengeschleudert hatte, und sortierte und ordnete sie in der richtigen Reihenfolge. Dann legte er sie in die Mappe, drehte sich damit zu ihr um und sah sie eindringlich an.
„Nein.“
Was sollte das? Wollte er sie in Versuchung führen? Erwartete er, dass sie schwankte und sich in letzter Minute umstimmen ließ? Hoffte er, sie würde noch einmal über die Scheidung nachdenken – oder über die Abfindung, die sie einstreichen könnte? Wie traurig, dass Pietro tatsächlich
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