Sinnliches Versprechen auf Sizilien
verschlug ihr die Sprache.
„Wie gesagt, sie kennen nichts Herrlicheres, als ein Lamm zu zerfleddern. Und du wolltest, dass ich anhalte, den Wagen parke und dich mitten unter das Wolfspack laufen lasse.“
Erstaunlich, wie Pietro es wieder einmal schaffte, dass sie sich in seiner Welt naiv und ahnungslos vorkam!
Eine Weile saß Marina still da, bis ihr etwas anderes, noch Beunruhigenderes einfiel.
„Haben sie dich auch verfolgt … nachdem ich dich verlasen hatte?“, fragte sie verunsichert.
Diesmal warf Pietro ihr nur einen ironischen Blick zu. „Was hattest du erwartet?“
Unwillkürlich erschauerte sie, Erinnerungen stiegen vor ihr auf. Natürlich hatte sie nicht vergessen, wie gierig die Journalisten und Klatschkolumnisten sich auf Einzelheiten ihrer Beziehung und ihrer Blitzhochzeit gestürzt hatten. Und sie wusste auch, dass Pietro sich damals nach Kräften bemüht hatte, sie vor aufdringlichen Reportern und noch unverschämteren Fragen zu schützen.
„Entschuldige“, brachte sie schuldbewusst hervor.
Pietro hatte stets erbittert darauf geachtet, dass keinerlei Einzelheiten aus seinem Privatleben durchsickerten; es war ihm verhasst, dass die Medien sich auf alles stürzten, was er tat. Wie musste ihm da zumute gewesen sein, als man sein Privatleben nach ihrer Flucht aus dem Palazzo erneut ins Rampenlicht gezerrt hatte?
„Weil die Paparazzi deinetwegen hier sind?“, bemerkte er ruhig. „Sie wären sowieso gekommen, du musst dich also nicht entschuldigen.“
„Oh doch, und nicht nur deswegen. Es tut mir auch leid, dass ich mich nie dafür bedankt habe, wie du mit den Medien fertiggeworden bist, als ich die Fehlgeburt hatte – und dann auch später, nachdem ich dich verlassen hatte.“
Marina wusste nur zu gut, dass die unerwartete Schonung, die ihr damals zuteilgeworden war, Pietros Presseerklärung zu verdanken war, mit der er die Medien von ihr abgelenkt hatte. Schützend hatte er sich zwischen sie und die Paparazzi gestellt und sich zumindest in der Öffentlichkeit als besorgter Ehemann gegeben. Als Prominenter verstand er es, sich im Rampenlicht zu bewegen und öffentlich ein bestimmtes Erscheinungsbild abzugeben, das ihm im Lauf der Jahre zur zweiten Natur geworden war.
So hatten die beharrlichen Paparazzi nur die harte Fassade kennengelernt, die Pietro ihnen präsentierte. Doch eigentlich war er auch zu ihr hinter den Mauern des Castello nicht viel anders gewesen, wie Marina sich eingestehen musste. Er hatte sich so gefühllos und kühl gegeben, dass sie ihn am liebsten geohrfeigt, irgendetwas Verrücktes getan hätte, um ihn zu einer Reaktion zu zwingen. Warum hatte er ihr nicht wenigstens gestanden, dass er über den Verlust des Babys maßlos enttäuscht war?
Als sie es ihm damals vorgehalten hatte, war seine Miene erstarrt.
„Enttäuscht?“, hatte er erwidert. „Ja. Natürlich bin ich enttäuscht. Ich hatte auf einen Stammhalter und Erben gehofft.“
„Und das ist alles, was dich interessiert?“
„Nein.“ Er hatte den Kopf geschüttelt, sie innerlich nicht an sich herangelassen. „Ich bin enttäuscht, weil wir in diese Lage geraten sind. Wir hätten warten sollen … Ich hätte warten sollen, Marina.“
Sie hätte sich zurückhalten, ihm die Frage nicht stellen dürfen, doch sie hatte nicht anders gekonnt. „Und warum hast du nicht gewartet?“
„Das ist doch klar. Du warst schwanger. Wenn wir noch länger gewartet hätten, wäre bekannt geworden, dass du ein Baby erwartest. Was ich getan habe, war letztlich Schadensbegrenzung.“
In dem Augenblick war etwas in Marina zerbrochen. Irgendwie hatte sie Pietro von diesem Moment an aus ihrem Herzen verbannt, sich gegen ihn abgeschottet und in ihrem Zimmer eingeschlossen, um mit ihrem Schmerz allein zu sein. Und mit ihrem Verhalten hatte sie ihn nur noch weiter fortgetrieben. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, es zu verbergen. Und ihr war alles gleichgültig gewesen.
„Wenn die Paparazzi jetzt Wind von der Scheidung bekommen, sind sie wie Bluthunde, die eine Ratte wittern. Sie stürzen sich auf jede schmutzige Einzelheit, deren sie habhaft werden können.“
„Aber wieso jetzt? Ich meine …“
Pietro warf ihr einen anklagenden Blick zu. Er wusste offenbar genau, warum sie es nicht über sich brachte, es auszusprechen.
„Warum wir uns jetzt erst scheiden lassen? Liegt das nicht auf der Hand?“
Nicht für mich. Hilflos schüttelte Marina den Kopf und suchte nach den richtigen Worten, während sie starr
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