Sinnliches Versprechen auf Sizilien
Abschiedsvorstellung. Sex zum Abgewöhnen, wenn du so willst.“
Er kniff die Augen zusammen und betrachtete sie abschätzend, sodass sie sich noch verletzlicher fühlte.
„Das gefällt mir nicht“, erklärte er kalt. „Etwas Schlimmeres könntest du mir kaum sagen.“
„Ich wollte es, und du wolltest es auch. Das wolltest du doch hören, stimmt’s? Na gut, wir haben es getan … und jetzt ist es vorbei.“
„Nichts ist vorbei.“
Fast drohend kam Pietro auf sie zu, und eine Gänsehaut überlief sie.
„Natürlich ist es vorbei. Du hast mich herbestellt, um die Scheidung abzuwickeln. Alle erforderlichen Papiere hattest du vorbereiten lassen, sodass ich sie nur noch zu unterschreiben brauchte.“
„Vielleicht habe ich es mir anders überlegt.“
Seine Erklärung traf Marina wie ein Messerstich ins Herz. Pietro wollte sie zurückholen, weil er sie als Bettgefährtin vermisste …
„Dafür ist es zu spät“, schleuderte sie ihm entgegen.
Langsam schüttelte er den Kopf, ohne den Blick von ihr abzuwenden. „Nichts ist zu spät. Noch haben wir nichts unterschrieben. Vor dem Gesetz sind wir immer noch Mann und Frau und können uns mit dem Entwöhnen alle Zeit der Welt lassen.“
„ Entwöhnen ? Das klingt, als wären wir süchtig nacheinander. Ich muss mich nicht entwöhnen. Für mich ist es endgültig vorbei! Einmal hat mir vollauf genügt.“
Sie sah, dass Pietro ihr widersprechen wollte, und beeilte sich, ihm zuvorzukommen. „Außerdem wäre es sowieso zu spät gewesen – schon lange bevor ich nach Sizilien gekommen bin, noch ehe du mir den Brief geschickt hast. Unsere Ehe war längst gescheitert.“
„Aha. Jetzt kommen wir endlich zur Sache. Darf ich dich daran erinnern, dass du es warst, die unsere Ehe aufgegeben hat? Du bist einfach davongelaufen … wie du vor allem geflohen bist, was in unserer Beziehung schiefgelaufen ist.“
„Ich hatte das Baby …“
„Ich weiß, dass du das Baby verloren hast.“ Resigniert hob er die Hände. Noch nie hatte sie seine Augen so dunkel, seine Züge so kalt und niedergeschlagen erlebt. Obwohl er einen Meter von ihr entfernt stehen geblieben war, gähnte zwischen ihnen ein tiefer, unüberbrückbarer Abgrund.
„Natürlich habe ich nicht vergessen, dass du die Fehlgeburt hattest.“
„Davor konnte ich nicht weglaufen.“
„Nein. Aber vor mir. Und das hast du getan, Marina.“
„Ich war so unglücklich, dass ich …“
„Du warst untröstlich – und das war ja auch verständlich! – und wolltest von mir nichts mehr wissen. Ich durfte dich nicht mehr anrühren.“
„Das hätte ich nicht ertragen, ich wollte es nicht mehr!“
Sie hatte panische Angst davor gehabt, dass Pietro versuchen würde, sie mit Sex aus ihrer Verzweiflung zu reißen. Und sie hatte vor ihm verbergen wollen, wie schrecklich ihr zumute war, und mit ihrem Kummer, ihren Tränen allein sein wollen – später hatte sie sich dann ihm und den anderen gegenüber tapfer zu zeigen versucht. Doch irgendwie hatte sie es nicht geschafft, die Kluft zu überbrücken, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte. Nur ein Gedanke hatte sie beherrscht: Nachdem sie Pietro den ersehnten Erben nicht schenken konnte, gab es nichts mehr, das sie zusammenhielt.
„Also …“ Marina verstummte, als Pietro wütend zum Bad eilte, die Tür aufriss und ihr mit einer Kopfbewegung bedeutete hineinzugehen.
„Zieh dich an!“, forderte er aufgebracht. „So kann ich mit dir nicht reden.“
Irgendwie schaffte sie es, würdevoll an ihm vorbeizugehen und die Badezimmertür hinter sich zu schließen. Jetzt musste sie sich erst einmal anziehen.
Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich und zog sich schleunigst an, obwohl ihre Hände bebten. Vor ihren Augen verschwamm alles, sie konnte die Knöpfe, den Verschluss ihrer Baumwollhose kaum erkennen.
Es war ein Fehler gewesen, ihrem Verlangen nachzugeben und trotz aller Vorsätze mit Pietro zu schlafen. Sie fröstelte, als sie an den kalten Ausdruck in seinen Augen, seine grausame Antwort dachte.
Aber schmerzte seine Reaktion nicht deshalb so, weil er sie damals wegen ihrer Ängste ausgelacht hatte?
Zornig wirbelte Marina herum und ging zur Tür. Auf einmal hatte sie den Mut, diese Dinge endlich offen auszusprechen. Heute würde sie Pietro reinen Wein einschenken, ihm schonungslos sagen, was sie zur Flucht getrieben hatte.
Sie griff nach der Türklinke, blieb jedoch stehen und blickte auf die Holzpaneele, die sie von Pietro trennten. Sie waren nicht sehr dick,
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