Sinnliches Versprechen auf Sizilien
aber die Tür war abgeschlossen, eine sichere Barriere.
Er wartete im Schlafzimmer auf sie …
Was hatte er gestern im Wagen gesagt? Hotels haben Türen mit Schlössern, und ich hatte schon immer etwas dagegen, dass man mir eine vor der Nase zuschlägt und abschließt.
Der verbitterte Ton, in dem Pietro ihr das vorgehalten hatte, ließ Marina erschauern. Schockiert begriff sie, ihre Knie drohten nachzugeben, Halt suchend griff sie nach dem Waschbecken.
So hatte er es also empfunden! Sie hatte ihm das Gefühl gegeben, ausgeschlossen und nicht mehr erwünscht zu sein.
Pietro war ihr nachgeeilt und hatte sie trösten wollen – und vor verschlossener Tür gestanden.
Wie oft mochte er versucht haben, an sie heranzukommen, sie zu verstehen? Und wie oft hatte sie ihn abgewiesen? Seine Frau hatte nichts mehr von ihm wissen wollen und war vor ihm geflüchtet, dennoch war er ihr gefolgt …
Kurz entschlossen packte Marina den Türknauf und drehte ihn. Es war überfällig, dass sie sich endlich rückhaltlos mit ihrem Nochehemann aussprach.
9. KAPITEL
Pietro stand am Schlafzimmerfenster, als Marina aus dem Bad zurückkehrte. Während sie fort war, hatte er versucht, im Raum notdürftig Ordnung zu schaffen. Er hatte die Kissen vom Boden aufgehoben, das Bettzeug glatt gezogen und die Tagesdecke darübergebreitet. Und er hatte sich das weiße Hemd übergestreift, das jetzt nicht mehr ganz so blütenweiß und reichlich zerknittert war.
Er hat sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, seinen Gürtel zu schließen, dachte Marina. Von ihr hatte er verlangt, dass sie sich für die Aussprache anzog, während er selbst gar nicht auf den Gedanken gekommen zu sein schien, dass der Anblick seiner nackten Brust sie ablenken könnte.
Aber das würde ihr jetzt nicht mehr passieren. Ein gebranntes Kind scheute das Feuer . Von jetzt an würde sie Pietro kühl und sachlich begegnen. Und falls sie dennoch Zweifeln oder Versuchungen zu erliegen drohte, brauchte sie nur daran zu denken, warum sie ihn verlassen hatte. Das würde sie stark machen und neu aufflammende erotische Gelüste im Keim ersticken.
„Also? Du wolltest mit mir reden“, ging Marina direkt zum Angriff über, sobald Pietro sich zu ihr umdrehte. „Gehen wir nach nebenan und setzen uns.“
Gute Vorsätze hin oder her, sie würde sich sehr viel entspannter fühlen, wenn sie aus dem Schlafzimmer heraus waren. Pietro mochte die Beweise für ihre leidenschaftliche Begegnung notdürftig beseitigt haben, aber damit ließ sich nicht aus der Welt schaffen, was zwischen ihnen gewesen war. Der bloße Anblick des mächtigen Doppelbetts erinnerte Marina erbarmungslos daran.
Im kleinen Wohnzimmer war es schattig und dunkel, die einsetzende Morgendämmerung hatte noch nicht genügend Kraft, um den Raum zu erhellen.
„Hier sieht man ja fast nichts“, stellte Marina gereizt fest und ging zum Lichtschalter.
Prompt bereute sie ihr impulsives Handeln wieder. Die Helligkeit ließ Pietros athletische Gestalt beunruhigend groß und muskulös erscheinen, sein dunkles Haar glänzte und sein Blick war klar und kühl. Er strahlte eine Kraft und Männlichkeit aus, der sie sich nicht entziehen konnte.
„Möchtest du etwas trinken, Marina?“, fragte er höflich. Ihr Ton schien ihm verraten zu haben, dass er vorsichtig vorgehen musste.
„Nein, danke – oder doch, ein Glas Wasser.“ Etwas Kaltes war jetzt genau das Richtige, ihre Kehle fühlte sich auf einmal so trocken an.
Pietro schenkte sich ebenfalls ein Glas Wasser ein und kehrte ans Fenster zurück. Schweigend lehnte er sich an den Sims und trank einige Schlucke, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
Angriff ist die beste Verteidigung, entschied Marina. Aber wie sollte sie anfangen? Ein Blick auf ihren Trauring, der in den ersten Strahlen der Morgensonne aufblitzte, brachte sie auf eine Idee.
„Wenn es nicht mein Ring ist, den du zurückhaben willst, was dann?“, fragte sie.
„Meinen Namen.“
Das hatte sie nicht erwartet, verwirrt schwieg sie. Doch etwas an seinem Ton verriet ihr, dass der Ring nur ein Vorwand war. Worauf wollte Pietro hinaus? Sie hielt inne und stellte ihr Glas vorsichtig auf den Couchtisch zurück.
„Deinen Namen? Gut, das soll mir recht sein. Als Marina Emerson habe ich mich sowieso immer wohler gefühlt als mit dem hochgestochenen Adelstitel D’Inzeo“, log sie tapfer. „Ich habe wohl als Kind zu viele Märchen gelesen, in denen eine Prinzessin mit ihrem Prinzen bis an ihr seliges Ende glücklich
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