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Sintflut (German Edition)

Sintflut (German Edition)

Titel: Sintflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Schulze
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Flavio noch den armen Martin Fleischmann ermordet habe, und sie glaubte mir. Es tut mir leid, dass Menschen sterben mussten, aber ich hatte nichts damit zu tun.
    Ich habe ihr alles erzählt, was sie wissen wollte. Wie ich Ludovico kennenlernte, wie er mir den Schatz zeigte, wie das Erbeben kam, wie es meinem Traum erst mal ein Ende machte und wie mich nach Ludovicos Tod sein Enkel Flavio besuchte. Wie ich Paula kennenlernte, die sich – ohne es zu wissen – ganz massiv in meine Angelegenheiten einmischte. Was das mit Paula gewesen sei, fragte sie ganz zum Schluss. Auf diese Frage hatte ich schon gewartet, obwohl ich wünschte, sie hätte sie nicht gestellt.
    Was war das mit Paula? Zuerst war es großartig. Ich lernte sie in einem Archäologieseminar kennen. Eines Tages, sie war noch Studentin und ich hatte die Uni gerade aufgegeben, fand sie bei mir einen Aufsatz über die Hamangia-Kultur in Rumänien. Sie war fasziniert von dem Thema und von dem Rätsel, das es umgab. Ich konnte sagen, was ich wollte, sie war nicht mehr davon abzubringen. Sie verstand nicht, warum ich sie plötzlich dauernd kritisierte, schob es auf meine angeblichen Schwierigkeiten mit Frauen, die ihren eigenen Kopf haben. Das konnte mir nur recht sein, denn so entging ihr, warum ich sie wirklich bekämpfte: Sie durfte nicht herausfinden, was in Rumänien verborgen war.
     
    Sie war meine Konkurrentin geworden. Sie machte Schluss mit mir, weil sie mich nicht mehr ertragen konnte, aber ich wollte unbedingt an ihr dran bleiben, um zu wissen, was sie weiter vorhatte. Sollte sie wirklich in Rumänien forschen, würde sie auf die Arche Noah stoßen, das war unvermeidlich. Und von da bis zum Schatz war es nicht mehr weit, sie brauchte nur eine undichte Stelle zu finden.
    Ich hatte gehofft, mit ihr in Kontakt zu bleiben, aber Paula wollte nicht. Einige Wochen nach der Trennung erschien ich uneingeladen auf einem Fest in ihrer damaligen Wohngemeinschaft. Ich wollte einen letzten Versuch machen, sie umzustimmen. Sie war wütend, weil ich einfach so gekommen war, beherrschte sich aber und ließ sich sogar zu einer Plauderei herab. An dem Abend sah ich Marlene zum ersten Mal. »Ist das da drüben die Schwester, von der du mir erzählt hast?«, fragte ich schließlich, weil ich von der Ähnlichkeit der beiden fasziniert war. Paula nickte. »Sie ist Polizistin«, setzte sie etwas betreten hinzu, als ob es ihr peinlich wäre.
    Es war ein Leichtes für mich, Marlene aufzuspüren und ans Telefon zu bekommen. Ich wollte sie näher kennenlernen, aber nur aus strategischen Gründen. Das war gemein, doch ich konnte es mir nicht leisten, Paula aus den Augen zu verlieren. Als ich mit meiner Beichte an dieser Stelle angekommen war, war Marlene so außer sich, dass sie aus dem Zimmer stürmte und erst drei Tage später wiederkam.
    Meine Motive waren null und nichtig, sobald ich mit ihr zusammen war. Es erwischte mich furchtbar. Zu Paula hatte ich eine Kampfbeziehung gehabt, mit Marlene war es das Gegenteil. Wir würden immer Freunde sein, da war ich mir ganz sicher. Bis dahin hatte ich nicht an so etwas wie die große Liebe geglaubt, und es fällt mir auch heute noch schwer, das Wort überhaupt in den Mund zu nehmen, aber genau das war es zwischen uns. War es und ist es auch noch, es ist nur nicht mehr so einfach wie früher. Und das ist ausschließlich meine Schuld.
    All die Jahre spielte ich ein doppeltes Spiel, das verübelt sie mir am meisten. Sie kann einfach nicht verstehen, dass ich mich ihr nicht anvertraut habe. Aber dann hätte sie Paula alles erzählt. Sie streitet das ab, aber ich weiß es besser. Sie hätte mit diesem Konflikt nicht leben können. Ich konnte es, und so war wenigstens ein Teil von mir da, wo er hingehörte, nämlich bei ihr. Der andere Teil fuhr ab und zu nach Rumänien, stöberte mit Flavio zwischen den Felsbrocken herum und suchte den zweiten Zugang.
    Als Paula ihren Doktortitel hatte und den Forschungsauftrag für Rumänien beantragte, wusste ich, dass die Jahre meiner geduldigen Suche vorbei waren. Dann sollte ausgerechnet auf dem Berg hinter Pluton ein Hotel gebaut werden, und auch dort brachen hektische Zeiten aus. Ich hatte unendlich viel Zeit und erhebliche Mittel investiert, genau wie Schliemann, bevor er das Gold von Troja fand. Und genau wie er würde ich so leicht nicht aufgeben. Als Flavio berichtete, Paula sei nach Pluton geholt worden, beschloss ich, gegen sie vorzugehen. Die Chance dazu ergab sich eher beiläufig.
    Flavio

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