Sintflut
Festung liegenden Gebäude. Die Infanterieregimenter marschierten rings um die Mauern herum und suchten sich die besten Positionen aus. Bald fielen sie über Czenstochowka, das Klosterdörfchen, her, wo sich die Bauern in ihren Scheunen versteckt hatten.
Ein Finnenregiment machte den ersten Angriff auf die unbewaffneten Bauern. Wer Widerstand leistete, wurde auf der Stelle getötet, die anderen trieb man aufs Feld, wo die Reiterei über sie herfiel und sie nach allen Richtungen zerstreute.
An den Toren des Klosters erschienen Müllers Abgesandte, Die Belagerten antworteten jedoch, angesichts der Raserei der Soldaten in Czenstochowka, mit Kanonenschüssen.
Salven erschütterten unausgesetzt die Luft, die Mauern zitterten, und die Scheiben der Kirche klirrten in ihren Metallrahmen. Glühende Kanonenkugeln, unheilverkündende Parabeln beschreibend, fielen auf die von den Schweden besetzten Gebäude und zerschmetterten die Dächer. Überall, wo sie hinfielen, hinterließen sie ihre Spuren in von Flammen durchzuckten Rauchsäulen.
Das Dorf Czenstochowka fing Feuer und bildete ein Flammenmeer.
Die schwedischen Regimenter zogen sich in großer Unordnung zurück. Müller war verwundert. Einen solchen Empfang und solche gute Bedienung der Kanonen hatte er nicht erwartet.
Inzwischen brach die Nacht herein. Und da Müller seine Truppen wieder in Ordnung bringen wollte, so sandte er einen Trompeter mit dem Vorschlag um Waffenstillstand.
Die Mönche willigten schnell ein.
Die Schweden ruhten während der ganzen Nacht nicht.
Sie stellten ihre Batterien auf, richteten ihr Lager ein und warfen Schanzen auf. Trotz ihrer langjährigen Erfahrung und Tapferkeit erwarteten die Soldaten den folgenden Tag ohne besondere Freude, da sie am Tage eine so empfindliche Schlappe erlitten hatten. Selbst wenn der nächste Morgen ihnen einen Sieg brächte, so verhieß er ihnen dennoch keinen Ruhm. Was bedeutete die Einnahme einer so schwachen Festung, wie das Kloster war, für den Eroberer so großer Festungen. Allein die Hoffnung auf eine reiche Beute hielt ein wenig die Gemüter aufrecht; denn die quälende Unruhe, mit der die polnischen verbündeten Truppen sich Jasna-Gora näherten, begann sich auch allmählich den Schweden mitzuteilen. Sie unterschied sich nur dadurch, daß die einen bei dem Gedanken an eine Entweihung der Heiligtümer zitterten, während die anderen vor etwas Unbestimmtem, was sie nicht erklären konnten und deshalb einfach für Hexerei hielten, Furcht hatten. Wie sollten auch die einfachen Soldaten anders denken, wenn selbst Burchard Müller so dachte!
Alle, hatten bemerkt, daß, als Müller sich der Kirche der heiligen Barbara näherte, sein Gaul plötzlich stehen blieb, zurückwankte, unruhig zu schnaufen begann und um keinen Preis einen Schritt vorwärts gegangen wäre. Der alte General hatte mit keiner Miene gezeigt, daß er dem irgend welche Beachtung schenkte, aber am nächsten Tage stellte er an jene Stelle den Fürsten von Hessen, während er sich selbst mit den schweren Kanonen nach der nördlichen Seite, nach Czenstochowka, zurückzog, wo er die ganze Nacht hindurch Schanzen aufwerfen ließ, um von dort aus am Morgen den Angriff zu beginnen.
Kaum brach der folgende Tag an, als die Schweden mit dem Bombardement anfingen. Sie wollten nicht gleich eine Bresche in die Mauer schießen, um im Sturm einzudringen, sondern sie wollten nur das Kloster mit Kanonenkugeln überschütten, Feuer anlegen, die Geschütze zerstören und die Mannschaften, die sie bedienten, töten, kurz, möglichst viel Unruhe und Schrecken verbreiten.
Auf den Klostermauern erschien wieder eine Prozession. Nichts stärkte den Mut der Verteidiger mehr, als der Anblick der heiligen Sakramente und der ihnen ruhig folgenden Mönche. – Die Kanonen des Klosters antworteten Schlag auf Schlag, Donner auf Donner, soweit die Kräfte es erlaubten. Ein Meer von Rauch wogte über dem Kloster. Die Erde schien in ihren Fundamenten zu erzittern.
Was für Minuten! Was für ein Schauspiel für die Leute, die dem Kriege noch nie ins blutige Antlitz geschaut hatten! Und es gab derer viele im Kloster.
Dieses unaufhörliche Dröhnen, das Geknatter der platzenden Bomben, der Rauch, das Heulen der Geschosse, das schreckliche Pfeifen der Granaten, das Klirren springender Fensterscheiben, – ein Chaos, – eine Hölle! – Und keinen Augenblick Ruhe, keine Zeit für die beklommene Brust frei aufzuatmen, immer ein neuer Hagel von Kugeln, und fortwährend
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