Sintflut
Andreas und bekreuzigte ihn:
»Solche wie Sie werden Jasna-Gora nicht ausliefern,« sagte er, »aber ich verbiete Ihnen, Ihr Leben solcher Gefahr auszusetzen. Das Feuer läßt nach, und der Feind verläßt das Feld. Nehmen Sie die Granate, und legen Sie sie zu Füßen der heiligen Jungfrau. Das wird ihr willkommener sein als Ihre kostbaren Edelsteine und Perlen.«
»Vater!« sprach der tiefergriffene Kmicic, »was habe ich Besonderes getan? Für die heilige Jungfrau würde mir keine Marter zu viel sein, für sie würde ich gern sterben!« In Kmicic' Augen glänzten Tränen.
»Gehen Sie hin zu ihr, solange Ihre Augen noch feucht sind. Sie wird Sie unter ihren Schutz nehmen, wird Ihnen Ruhm, Glück, alles geben!«
Der Pater nahm Pan Andreas unter den Arm und führte ihn zur Kirche. Pan Czarniecki sah beiden nach.
»Viele tapfere Ritter habe ich schon gesehen,« sprach er zu sich selbst, »aber dieser Litauer ist einfach der personifizierte Teuf–« Der fromme Pan Piotr schlug sich auf die Lippen, weil er an heiliger Stätte ein so schlechtes Wort hatte sagen wollen. – –
14. Kapitel.
Trotz des Kanonenfeuers unterließen die Schweden es nicht, weitere Friedensverhandlungen anzuknüpfen. Müller schickte den Oberst Kuklinowski ins Kloster, der den Mönchen erklären sollte, daß er den Befehl habe, Czenstochau zu nehmen. Pater Kordecki, dem daran lag, Zeit zu gewinnen, erklärte, daß die Schweden besetzen könnten, was ihnen beliebte, sogar Czenstochau, nur Jasna-Gora müßten sie verschonen, da davon nichts im Befehle stände.
Müller, der begriff, daß er mit Verhandlungen nicht weiter komme, da er es mit erfahrenen Diplomaten zu tun habe, beschloß daher, am folgenden Tage das Bombardement fortzusetzen. Die Schweden hatten in der Nacht neue Schanzen aufgeworfen, und die Jasna-Goraer ihre Mauern besichtigt. Zu ihrer Verwunderung fanden sie dieselben nicht ernstlich beschädigt. Hier und da war der Putz abgefallen und einige Dächer beschädigt, das war alles. Von den Leuten war niemand verwundet worden.
Als der nächste Morgen anbrach, es war ein Sonntag, verkündeten die Kirchenglocken feierlich den Anfang des Gottesdienstes, der ohne jede Störung verlief. Die Schweden erwarteten nämlich bis zum Mittag die Antwort eines zweiten Abgesandten, die jedoch, als sie kam, dasselbe enthielt, wie die dem Oberst Kuklinowski erteilte.
Müller geriet in Wut und befahl, die Kanonade sofort wieder zu eröffnen. Die schwedischen Schanzen waren bald in dunkelblaue Rauchwolken eingehüllt, das Kloster beantwortete den Angriff mit der gleichen Energie. Doch diesmal verursachten die schwedischen Kanonen, die in bessere Positionen gebracht worden waren, größeren Schaden. Mit Pulver gefüllte Bomben, brennende Fackeln, mit Teer getränkte Flachsbündel, alles nur Erdenkliche wurde ins Kloster geschleudert. Wie eine vom langen Fluge ermattete Schar Kraniche sich auf einen Hügel niederläßt, so fielen Schwärme feuriger Abgesandter auf die Kirchtürme und Holzdächer der Gebäude. – Alle, die keinen direkten Anteil an der Schlacht nahmen, waren auf den Klostermauern beschäftigt. Die einen schöpften Wasser aus den Brunnen, die anderen löschten die Brände mit nassen Stücken Segeltuch. Viele Geschosse schlugen durch die Dächer hindurch und fielen in das Innere des Klosters, wo eifrige Hände mit Fässern voll Wasser dem Brande zu wehren suchten. Trotz der übermenschlichen Anstrengungen und der Wachsamkeit war es klar, daß das Kloster früher oder später ein Opfer des Feuers werden mußte. Die von den Mauern geschleuderten Fackeln und brennenden Flachsbündel lagen unten in großen, brennenden Haufen. Die Fensterscheiben sprangen von der Glut, und die Frauen und Kinder erstickten fast vor Rauch und Hitze. Kaum hatten die Verteidiger einen Brand gelöscht, als wieder ein Hagel von Geschossen und brennenden Flachses dieselbe Stelle entzündete. An allen Ecken und Kanten des Klosters flammte es, es schien, als hätte der Himmel eine Flut von Blitzen darauf herniedergesandt. Aber trotzdem es brannte, so verbrannte es doch nicht, trotzdem es krachte, so stürzte es dennoch nicht zusammen. Sogar noch mehr: Inmitten des Feuermeers begann es zu singen, wie die Männer im feurigen Ofen sangen.
Wie gestern erscholl von einem der Türme Gesang und Trompetenklang. Und den Leuten, die bei den Geschützen auf den Mauern standen, denen es schien, als sei alles zu Ende, als löse sich hinter ihren Rücken alles in Brand und
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