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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Trompeten geblasen und aus Kanonen und Musketen geschossen. Pan Sapieha veranstaltete ein glänzendes Mahl, und die Nacht verging unter fröhlichen Rufen und Trinksprüchen.
    Pan Kmicic wohnte dem Festmahle nicht bei, und der Großhetman lenkte wie beiläufig das Gespräch auf die Perfidie aller Radziwills im allgemeinen.
    »Sie alle waren in der Kunst, Intrigen zu schmieden, äußerst geschickt,« sagte Sapieha, »aber Boguslaw übertrifft seinen Vetter darin bei weitem! – Panowie! Sie haben wohl alle von Kmicic gehört? Stellen Sie sich nur vor, das Gerücht, das Boguslaw über ihn verbreitet hat, das ist eine gemeine Lüge!«
    »Kmicic förderte aber doch Janusz' Pläne!«
    »Ja, aber später erkannte er die Wahrheit, und als ein Mann von hitzigem Temperament ergriff er Boguslaw, um ihn dem Könige auszuliefern. Der Fürst entkam ihm leider und klügelte sich diese niederträchtige Rache aus. Kmicic floh nach Czenstochau, wo er Wunder der Tapferkeit verrichtete, und später deckte er mit seinem eigenen Leben das des Königs.«
    Und dieselben Offiziere, die eine Minute vorher bereit waren, Kmicic zu steinigen, begannen jetzt sehr wohlwollend über ihn zu sprechen.
    »Der Fürst Oberstallmeister warf durch seine Verleumdung einen schwarzen Fleck auf alle Soldaten!«
    »Und wenn der Pan Hetman die Gewähr übernimmt, so wird sich wohl alles so zugetragen haben. – Die Gesundheit des Pan Hetmem!«
    Es fehlte nicht viel, und man hätte wahrscheinlich auch die Gesundheit Kmicic' getrunken. Übrigens fielen auch einige feindliche Äußerungen über Kmicic, zumeist aus den Reihen der früheren Radziwillschen Offiziere. Als Sapieha das hörte, bemerkte er ruhig:
    »Und wissen Sie, Panowie, wieso ich gerade heute an diesen Kmicic gedacht habe? Der königliche Abgesandte Babinicz ähnelt ihm wie ein Tropfen Wasser dem anderen. Im ersten Augenblicke habe ich selbst mich getäuscht.«
    Hier sah Sapieha seine Gäste der Reihe nach streng an, dann fuhr er fort:
    »Und wenn Kmicic auch selbst hierher käme, da er sich gebessert, so würde ich ihn vor jeder Unannehmlichkeit zu schützen wissen. Ich hoffe, daß der Abgesandte des Königs, seiner Ähnlichkeit mit Kmicic wegen, keiner solchen begegnet. Das bemerke ich ausdrücklich für die Herren Rittmeister des Landsturms, wo die Disziplin am schwächsten ist.«
    Anna Borzobohata sandte Sapieha am folgenden Tage in Begleitung des Pan Kotczyc nach Grodno, wo sich des Wojewoden Familie aufhielt.

16. Kapitel.
    Nach Anna Borzobohatas Abreise verblieb Sapiehas Armee noch eine ganze Woche in Biala. Kmicic ruhte sich mit seinen Tataren in dem benachbarten Dorfe Rokitno aus.
    Inzwischen war auch der Besitzer von Biala, Fürst Michal-Kasimir Radziwill, ein mächtiger Magnat, der aber seinen Birzaner Verwandten durchaus nicht ähnelte, zu Sapieha gekommen. Nicht weniger ehrgeizig als Janusz und Boguslaw, stand er doch auf seiten des Königs und brachte jetzt dem Hetman eine bedeutende Hilfe, trotzdem seine ungeheuren Besitzungen stark während des letzten Krieges gelitten hatten.
    Pan Sapieha begrüßte den Fürsten mit großer Freude in seinem Lager. Er wußte, welchen Eindruck es in ganz Polen machen mußte, wenn Radziwill sich gegen Radziwill erhob, und in welchem Lichte Boguslaws Handlungen nun erscheinen mußten. Der Hetman zweifelte nicht mehr an einem Siege, obwohl er seiner Gewohnheit nach langsam überlegte und seine Offiziere täglich zu Beratungen versammelte.
    Der Fürst riet sogleich nach seiner Ankunft, gegen Boguslaw loszuschlagen und sich in keine Unterhandlungen mit ihm einzulassen. Der Hetman aber dachte anders. Er vermutete, daß Boguslaws Plan dahin ging, ihn aufzuhalten und zu hindern, sich mit Czarniecki zu vereinigen, der während dessen von Karl-Gustav und dem Elektor geschlagen werden sollte. Um dies zu vereiteln, wollte er zwei bis drei Regimenter zurücklassen, die Boguslaw beobachten sollten, während er selbst mit dem Rest des Heeres versuchen wollte, mit Czarniecki zusammen zu kommen. Der Hetman konnte ohne besonderen Schaden für sich mehrere Regimenter entbehren, um so mehr, als nicht alle seine Kräfte in der Umgegend von Biala versammelt waren: So stand der junge Pan Christoph Sapieha mit zwei leichten Bannern und einem Regiment Infanterie in Jaworow, Horotkiewicz bei Tykocin mit einem halben Regiment Dragoner, fünfhundert Freiwilligen und einem Banner, das den Namen des Wojewoden selbst trug. Außerdem lag noch in Bialystok Infanterie.
    Diese Kräfte

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