Sintflut
genügten, um Boguslaw entgegenzutreten. Der Hetman sandte zu all diesen Boten aus; bald aber trafen Nachrichten ein, die alle wie ein Blitz aus heiterem Himmel überraschten.
Im Schloß war man just zu einer Beratung versammelt, als plötzlich der Offizier du jour eintrat und dem Hetman einen Brief überbrachte.
Kaum hatte Sapieha ihn geöffnet, als sein Gesicht sich veränderte, und er mit dumpfer Stimme sagte:
»Mein Verwandter ist unterhalb Jaworows von Boguslaw aufs Haupt geschlagen.«
Im gleichen Augenblicke öffnete sich die Tür von neuem, und ins Zimmer traten zwei mit Schmutz bespritzte Soldaten in gänzlich zerrissener Kleidung.
»Ihr seid aus Horotkiewicz' Regiment?«
»Jawohl.«
»Und wo ist er jetzt?«
»Das wissen wir nicht, – vielleicht tot. – Unser Banner ist vom Fürsten Boguslaw zertrümmert. Wir sind aus der Gefangenschaft entflohen!«
»Und wo hat man euch überfallen?«
»Bei Tykocin.«
»Warum habt ihr nicht in der Festung Zuflucht gesucht?«
»Die Festung ist genommen.«
Der Hetman bedeckte seine Augen mit der Hand, dann fuhr er sich über die Stirn.
»Fürst Boguslaw,« fuhren die Soldaten fort, »schlug noch eine Abteilung, die unter der Führung des Pan Kotczyc stand.«
»Panna Borzobohata!« entschlüpfte es Kmicic' Lippen.
Es entstand eine größere Pause. Boguslaws Erfolge verblüffte alle Anwesenden. So weit hatte es Sapiehas gerühmte Vorsicht gebracht!
Sapieha seinerseits fühlte keine Schuld auf sich, er kam zuerst zu sich und sagte:
»Das sind alles Zufälligkeiten, die in jedem Kriege vorkommen. Die Banner tun mir leid; aber wir müssen dieses Unglück verschmerzen. Der Fürst kommt zu uns. Ziehen wir dem teuren Gaste entgegen! Man gebe sofort das Signal zum Sammeln! Morgen bei Tagesanbruch brechen wir auf!«
17. Kapitel.
Sapieha rückte in Eilmärschen vor, und bald standen sich die beiden Kriegsscharen gegenüber. Eine Schlacht war unvermeidlich. Kmicic umschwärmte mit seinen Tataren Boguslaws Lager von allen Seiten und versetzte dadurch den Fürsten in den Glauben, daß er umzingelt sei. Zu alledem war Boguslaw krank, und obwohl die Astrologen, denen er blindlings glaubte, ihm versicherten, daß ihm nichts Ernstes drohe, konnte er das Gefühl einer Unsicherheit nicht los werden.
Kmicic sperrte ihm sämtliche Zufuhrwege zu seinem Lager ab, so daß kein einziger Proviantwagen zu ihm konnte. Der Fürst sah ein, daß er eine Schlacht annehmen müsse, ehe noch seine Soldaten den letzten Zwieback verzehrt hätten.
Zuerst jedoch, so beschloß er als ein in Listen und Intrigen geübter Mann, wollte er es mit Unterhandlungen versuchen. Er sandte deshalb den einzigen Mann, für den der sonst niemandem gutgesinnte Fürst eine unbesiegbare Schwäche hatte, seinen Freund Pan Sakowicz, in Sapiehas Lager.
Pan Sakowicz betrat das Quartier des Hetman mit stolz erhobenem Kopfe, so wie ein Sieger, der gekommen ist, dem Besiegten die Friedensbedingungen zu diktieren. Sapieha sah sofort, mit wem er es zu tun hatte, und seinen Mund umspielte ein feines Lächeln.
»Mein Herr, der Fürst zu Birze, der Oberstallmeister des litauischen Großfürstentums und Hauptbefehlshaber der Armee Seiner Hoheit des Electors, schickt mich, Ihnen seine Hochachtung zu bezeugen und mich nach Ihrer Gesundheit zu erkundigen.«
»Danken Sie dem Fürsten in meinem Namen und sagen Sie ihm, daß Sie mich gesund angetroffen haben.«
»Ich habe ein Schreiben für Sie.«
Sapieha nahm den Brief, brach ihn auf und sagte lässig:
»Schade um die Zeit! – Ich verstehe eigentlich nicht, was dem Fürsten beliebt? – Kapituliert er, oder will er das Glück versuchen?«
Sakowicz' Gesicht nahm einen erstaunten Ausdruck an.
»Wir kapitulieren? Ich denke, der Fürst fordert Ihre Kapitulation. Der Fürst wäre schon längst zum Angriff vorgegangen, wenn er nicht Bruderblut schonen wollte.«
»O, das bezweifle ich gar nicht!«
»Der Fürst kann die Feindseligkeiten der Sapiehas gegen die Radziwills durchaus nicht begreifen, er wundert sich, wie Sie aus persönlicher Rache einen Bruderkrieg entfachen können.«
»Pfui!« sagte Kmicic laut, der hinter dem Sessel des Hetman stand.
Der Hetman zog seine Brauen zusammen.
»Sie irren, Pan Sakowicz. Ich bin nicht ein Feind der Radziwills, sondern der Verräter. Der beste Beweis dafür ist die Anwesenheit des Fürsten Michael-Kasimir Radziwill in meinem Lager. Sprechen Sie, was wünschen Sie eigentlich?«
»Pan Hetman, ich bleibe bei meiner Meinung. Man haßt
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