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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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vielen anderen Befehlen auch verbieten, mich jemals vor irgend etwas zu warnen.« Ketling lächelte traurig.
    »Alles, wozu mich mein Schwur und mein einmal gegebenes Wort verpflichtet, alles das halte ich heilig. Aber verbrecherischen Plänen zu helfen, dazu habe ich mich nicht verpflichtet. Und nun, jetzt, als ehrlicher Mann, überlasse ich Ihnen diese Pistole. Verteidigen Sie sich, – die Gefahr ist nahe. – Wenn es nötig ist, so töten Sie ihn! Dann ist meine Verpflichtung zu Ende, und ich werde Ihnen beistehen!«
    Er verbeugte sich und wollte gehen, aber Alexandra hielt ihn zurück.
    »Kavalier, verlassen Sie Ihren Dienst! Verteidigen Sie eine gerechte Sache! Treten Sie für ein unterdrücktes Volk ein. – Mit reinem Herzen und reiner Seele können Sie sich dieser Sache weihen!«
    »Ich hätte schon längst um meinen Abschied gebeten«, antwortete Ketling, »wenn ich nicht gewußt hätte, daß Sie dann hier ohne jeden Schutz wären. Jetzt aber ist es dazu zu spät! – Kehrte der Fürst als Sieger zurück, so würde ich keine Minute schwanken, nun aber, wo er geschlagen und der Feind ihm vielleicht auf den Fersen folgt, wäre ich ein Feigling, wenn ich ihn verließe. – Leben Sie wohl! Diese Pistole durchdringt selbst den stärksten Panzer!«
    An demselben Abend kam der Fürst mit Sakowicz in Tauroggen an, wo er zwei bis drei Tage zu verweilen gedachte. Dann wollte er nach Preußen zum Kurfürsten und zu Steinbock, die ihn mit frischen Truppen versehen konnten. Am folgenden Morgen trat Sakowicz beim Fürsten Boguslaw ein; der Fürst sah ihn an und sagte:
    »Nun, alles ist zum Teufel gegangen!«
    »Alles ist zum Teufel gegangen!« wiederholte Sakowicz.
    »Hätte ich mehr leichte Reiterei gehabt und wäre dieser Babinicz nicht erschienen, so hätte die Sache eine andere Wendung genommen. – Hör', schwatz aber zu niemandem etwas davon. Es ist nicht nötig, seinen Ruhm zu verbreiten.«
    »Ich werde es schon keinem erzählen; aber für die Offiziere stehe ich nicht ein. Sie haben ja beliebt, den Orszaer Fahnenträger allen vorzustellen, als er Ihnen zu Füßen lag.« –
    »Die Deutschen behalten doch nicht die polnischen Namen »Kmicic« oder »Babinicz«, das ist ihnen egal. – Wenn ich ihn nur zu fassen bekäme. Und er war in meinen Händen, und ich habe ihn herausgelassen, das ärgert mich mehr noch als die verlorene Schlacht.«
    »Ja, Sie hatten ihn in Ihren Händen, aber mich hatten Sie für ihn als Pfand gegeben.«
    »Mein Lieber, ich muß dir offen gestehen, man kann dir ruhig das Fell über die Ohren ziehen, wenn ich mir dafür mit Kmicic' Fell meine Trommel beziehen lassen kann.«
    »Ich danke dir, mein Freund. Auf besseres konnte ich bei dir auch nicht rechnen.«
    Der Fürst lachte.
    »Und wie du gequietscht hättest auf Sapiehas Bratenspieß! Alle deine Schelmenstücke wären dir aus dem Leibe geschmolzen worden! Ma foi! Das hätte ich gern mit ansehen mögen!«
    »Und ich meinerseits möchte dich gern in Kmicic' Händen sehen. Eure Gesichter sind ja verschieden, aber sonst seid ihr euch einander ganz ähnlich. Und ihr macht auch beide ein und derselben den Hof. – Nur hat sie einen feinen Instinkt; sie merkt sehr wohl, daß er kräftiger und im Kriegswesen erfahrener ist als du.«
    »Du warst ja immer dumm. Freilich, deiner Dummheit wegen habe ich dich auch liebgewonnen. Aber jetzt ist dein Verstand dir schon ganz in die Hacken gerutscht!«
    »Ja, bei uns leider sitzt der Verstand immer in den Fersen. Erinnere dich nur, wie du erst unlängst dem Pan Sapieha, um vor ihm zu glänzen, deine Fersen zeigtest. – Bei Gott! Ich glaube, ich gehe bald von dir zu ihm über.«
    »Gewiß, damit man dich an einen Strick knüpft!«
    »Ja, an denselben, mit dem man alle Radziwills zusammen fesselt.«
    »Genug!«
    »Zu Befehl, Euer Durchlaucht!«
    »Mehrere Soldaten müssen erschossen werden, – die am meisten krakehlen, – und Ordnung muß hergestellt werden.«
    »Ich habe schon befohlen, sechs Mann zu hängen!«
    »Da hast du gut getan! Höre mal, willst du in Tauroggen bleiben?«
    »Wen sollten Sie sonst hier lassen? Die Soldaten fürchten mich und wissen, daß mit mir nicht gut Kirschen essen ist.«
    »Wirst du aber auch mit den Konföderierten fertig werden?«
    »Ich werde jede Kiefer Smudiens mit mehreren von ihnen schmücken. Zwei Regimenter werde ich neu aus Bauern formieren und ihnen die nötige Schulung beibringen. Nur gebrauche ich dazu etwas Geld.«
    »Was ich entbehren kann, werde ich dir hier

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