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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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zurücklassen.«
    »Aus der Mitgift? Das heißt, aus dem Gelde des Miecznik?«
    »Wenn ich diesem Miecznik unbemerkt das Genick umdrehen könnte, so wäre ich sehr zufrieden. Wie unvorsichtig war es von mir, ihm den Brief zu schreiben!«
    »Vielleicht gelingt es mir, ihm den Brief abzujagen. Wenn er ihn nur nicht einem seiner Freunde zur Aufbewahrung zugeschickt oder die Panna Alexandra ihn an sich genommen hat! – Wollen Sie nicht eine Attacke auf sie machen?«
    »Später, jetzt muß ich fort. – Außerdem hat mich das verdammte Fieber zu Tode erschöpft.«
    »Beneiden Sie mich nicht, daß ich in Tauroggen bleibe?«
    »Wieso? – Wenn du es wagtest! – Aber nein; du kennst mich ja zur Genüge! – Warum willst du eigentlich hier bleiben?«
    »Ich möchte heiraten!«
    »Wen denn?« Der Fürst interessierte sich so, daß er sich im Bette hochrichtete.
    »Die Panna Borzobohata.«
    »Ja, das ist nicht übel«, entgegnete Boguslaw nach einiger Überlegung. »Ich habe irgend etwas von einem Testamente gehört.«
    »Vom Testamente des Pan Longin Podbipienta. Er war ein sehr reicher Mann und hat gegen zehn Güter hinterlassen. Freilich haben sich einige seiner Verwandten ihrer bemächtigt, andere wieder sind von den moskowitischenTruppen besetzt. – Scherereien und Prozesse wird es genug geben. – Aber ich werde schon mit allen fertig werden. Außerdem gefällt mir das Mädchen, und wenn ich hier bleibe, so werde ich meine Zeit nicht umsonst verlieren.«
    »Nur eins: heiraten darfst du sie; aber die Sache muß mit allem Anstand zugehen. Zamoyski und seine Schwester, die verwitwete Fürstin Wisniowiecka, protegieren sie.«
    »Natürlich, selbstredend. Ich habe Ihnen ja gesagt, daß meine Absichten ganz ernste sind.«
    »Ich wünschte, daß sie dir einen Korb gäbe.«
    »Ich weiß, wer erst unlängst eine Absage hat herunterschlucken müssen, – der, – aber solch fürstliches Gericht ist nicht für meinen Magen.«
    »Du tust gut, den nicht aufzuziehen, der eine Absage bekommen hat, er könnte dir sonst noch Hörner aufsetzen. Dann würde man dich den »gehörnten Sakowicz« nennen, und ich werde der Schöpfer dieses Beiwortes sein.«
    Sakowicz brauste auf, dann beherrschte er sich und sagte:
    »Du, Armer, kannst selbst nicht ohne fremde Hilfe gehen und drohst anderen! Du hättest lieber an Deine Panna Alexandra denken sollen! Hör' auf meine Worte, du wirst noch einmal Babinicz' Kinder warten müssen.«
    »Du höhnst über meine Krankheit; ich wünschte, daß man auch dich mal verhexte.«
    »Hexerei! Zuweilen, wenn ich darüber nachdenke und sehe, daß doch im Grunde alles mit rechten Dingen zugeht, so sehe ich ein, daß der Glaube an Hexerei eine Dummheit ist.«
    »Du bist selbst dumm! Schweig'! Reiz' mich nicht, du wirst mir immer widerwärtiger!«
    »Ich bin es gewohnt, solche Worte von Ihnen zu hören, und erwarte keine andere Belohnung für meine Hingebung. Wirklich, es wäre besser für mich, mich irgend wohin zurückzuziehen und das Ende des Krieges abzuwarten.«
    »Schwatz' nicht! Du weißt, daß ich dich gern habe.«
    »Weiß, weiß, – der Teufel selbst hat uns beide mit einer unzerreißbaren Kette zusammengekoppelt!«
    Sakowicz sprach die Wahrheit, – er liebte den Fürsten wirklich. Und Boguslaw dankte ihm, wenngleich nicht durch Liebe, so doch durch Anhänglichkeit. Er willigte deshalb auch leicht ein, Sakowicz' Pläne zu fördern. Gegen Mittag sprach er persönlich bei Panna Anna vor.
    »Wie sind Sie mit Ihrem Aufenthalte in Tauroggen zufrieden?« fragte er sie.
    »Ein Mensch, der in Gefangenschaft ist, muß mit allem zufrieden sein,« antwortete Anna.
    Der Fürst lachte.
    »Sie sind keineswegs hier in Gefangenschaft. Es ist wahr. Sie sind mit Sapiehas Gesindel zusammen abgefangen worden, und ich befahl, – Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit nach Tauroggen zu bringen; aber das bedeutet doch nicht, daß Sie gefangen sind. Sie können abreisen, wohin Sie wollen; ich werde Ihnen sogar Begleitung mitgeben, trotzdem ich selbst nicht viele Soldaten habe. Man erzählte, Sie reisen, um eine Erbschaft zu regeln? Sie haben eine schlechte Zeit dazu gewählt; denn auch Sapieha wird Ihnen wenig helfen können. In der Witebsker Wojewodschaft hat er ja eine gewisse Bedeutung, hier jedoch nicht. Sie brauchen die Hilfe eines erfahrenen, Ihnen wohlgesinnten Mannes, der hier die allgemeine Achtung genießt.«
    »Wäre es denn möglich, daß der Fürst selbst Anteil an meiner Sache nähme!« rief Anna, indem sie Boguslaw

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