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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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langes Courmachen war jetzt nicht die Zeit; es mußte schnell gehandelt werden. Hinfahren, sich erklären und entweder schnell Hochzeit machen oder den Korb herunterschlucken.
    »Ist nicht zum erstenmal,« brummte Wolodyjowski, »und wenn schon, ist auch kein Unglück.«
    Nur eins quälte Pan Wolodyjowski. War es ritterlich, für geleistete Dienste so schnell den Lohn einzufordern? Hatte er aber nicht eine genügende Entschuldigung, wenn er ihr antwortete: »Panna, ein ganzes Jahr würde ich um Sie geworben haben, aber ich bin Soldat, und jeden Augenblick kann mich die Kriegstrompete ins Feld rufen.«
    Alle diese Gedanken quälten Pan Wolodyjowski unablässig; schließlich wußte er gar nicht, was er tun sollte. In den vier Wänden des Hauses wurde es ihm zu enge; er nahm seine Mütze und ging ins Freie, um frische Luft zu schöpfen.
    Unterwegs sah er über sich eine Schar wilder Enten fliegen. Er begann zu zählen: »Gerade oder ungerade. Fahren oder nicht fahren.« Es kam »fahren« heraus.
    »Ich fahre, es geht gar nicht anders!«
    Er kehrte um und trat unterwegs in den Pferdestall ein. Zwei seiner Diener spielten am Eingang des Stalles Würfel.
    »Ist die Mähne meines Pferdes geflochten?« fragte Pan Wolodyjowski.
    »Ja, Herr Oberst.«
    Wolodyjowski ging in den Stall. Sein Pferd begrüßte ihn mit frohem Wiehern. Der Ritter streichelte ihm den Rücken und begann die Haarwickel an seiner Mähne zu zählen.
    »Fahren, – nicht fahren, – fahren.«
    Auch hier war das Orakel günstig.
    »Sattelt die Pferde und kleidet euch auf das Beste an,« befahl Wolodyjowski.
    Er eilte ins Haus und begann, Toilette zu machen. Er zog hohe, gelbe Stiefel mit vergoldeten Sporen und einen neuen, roten Waffenrock an. Seinen Degen steckte er in eine blinkende Stahlscheide. Seine Brust bedeckte ein Halbpanzer, und auf seinem Kopfe trug er einen schwedischen Helm.
    So bekleidet stieg Pan Wolodyjowski zu Pferde und ritt mit seinen Dienern nach Wodokty. Es war ein schöner Tag; die Sonnenstrahlen spielten auf Pan Wolodyjowskis Helm und Panzer, so daß es aus der Ferne hinter den Weiden schien, als ob eine zweite Sonne des Weges daherzog.
    Bei seiner Ankunft erkannte ihn Panna Alexandra nicht gleich, er mußte erst seinen Namen nennen. Dann empfing sie ihn höflich, aber sehr förmlich und kühl.
    Wolodyjowski, der schon viel in der Welt herumgekommen war, verneigte sich mit größter Ehrfurcht, legte die Hand aufs Herz und begann:
    »Panna, ich komme, um mich nach Ihrer Gesundheit zu erkundigen. Ich fürchtete, daß das letzte, traurige Ereignis ungünstig auf Sie eingewirkt hätte?«
    »Es ist sehr liebenswürdig von Ihnen, daß Sie noch an mich gedacht, nachdem Sie mich aus einer solchen Gefahr befreit haben. – Doch, bitte, setzen Sie sich! Seien Sie willkommen!«
    »Oh, Panna!« erwiderte Pan Michail, – »wenn ich Sie je vergessen könnte, so wäre ich Ihrer freundlichen Aufmerksamkeit nicht wert. Ich muß Gott danken, der mir erlaubt hat, Ihnen einen Dienst zu erweisen.«
    »Dafür muß ich Gott danken, – denn Ihnen –«
    »Wenn Sie so tun, so wollen wir beide danken. – Denn ich weiß nichts Schöneres, als Ihnen jeder Zeit nützlich zu sein.«
    Pan Wolodyjowski war mit sich zufrieden. Er war gleich in das richtige Fahrwasser gekommen, er legte der Panna seine Gefühle sozusagen offen auf den Tisch. Sie saß verlegen und schweigend da und war reizend anzusehen. Auf ihren Wangen lag ein schwaches Rot, und ihre dichten Wimpern verdeckten fast ganz ihre Augen.
    »Sie errötet, das ist ein gutes Zeichen,« dachte Wolodyjowski. Er räusperte sich und fuhr fort:
    »Es ist Ihnen wohl bekannt, daß an Stelle Ihres Großvaters ich die Laudaer in den Kampf führte?«
    »Ja, ich weiß. – Großvater war zu alt; er konnte an dem letzten Kriege nicht teilnehmen; aber er freute sich sehr, als er hörte, wem der Wilnaer Wojewod die Führung seines Banners anvertraut hatte. Er kannte Ihren Ruf als tüchtigen Krieger.
    »So sprach er also von mir?«
    »Ja, er sprach oft und stets sehr gut von Ihnen. Nach dem Feldzuge lobten Sie auch alle Laudaer Edelleute.«
    »O, ich bin nur ein einfacher Soldat, ich verdiene es nicht, daß man mich höher als die anderen achtet. Aber in diesem Augenblicke freut es mich doch; so bin ich für Sie nicht der erste beste.«
    »Ihr Name ist auch ohnehin hier bekannt. In Lubicz gibt es eine Adelsfamilie, die Ihren Namen führt.«
    »Das ist eine ganz andere Familie. – Ich heiße Korczak Wolodyjowski – und

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