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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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ich werde den, meinen verfolgen. – Mir ist es nicht gegeben, Sie auf den rechten Weg zurückzuführen. Eins aber sage ich Ihnen aus meinem innersten Herzen heraus: Sie sind es, die das Vaterland zugrunde richten, die ihm den Weg zu seiner Rettung durch unüberwindliche Hindernisse versperren. – Ich nenne Sie nicht Verräter, – ich weiß, Ihre Absichten sind rein – aber bedenken Sie, das Vaterland wird zugrunde gehen. Radziwill streckt seinen rettenden Arm darüber aus, und Sie verwunden diesen Arm mit Schwertern, Sie nennen in Ihrer Verblendung ihn und alle, die ihm treu geblieben sind, Verräter!«
    »Bei Gott!« rief Zagloba aus, »wäre ich nicht Zeuge gewesen, mit welchem Heldenmute Sie in den Tod gingen, ich würde Sie einen Feigling nennen. Wem haben Sie Treue geschworen: Radziwill oder Jan-Kasimir? Den Schweden oder der Republik? Es scheint, Sie haben Ihren Verstand vollkommen verloren.«
    »Ich wußte, daß Sie meine Worte nicht überzeugen werden. – Lebt wohl!« sagte Kmicic.
    »Wartet einen Augenblick,« fiel Zagloba ihm ins Wort, »eine sehr wichtige Frage noch. Sagen Sie, Ritter, hat Radziwill Ihnen versprochen, uns zu schonen, als Sie in Kiejdane darum baten?«
    »Ja,« erwiderte Kmicic, »Sie sollten während des Krieges in Birze bleiben.«
    »So, nun erkennen Sie Ihren Radziwill. – Er betrügt nicht nur das Vaterland, sondern auch seine Diener. Da ist ein Brief an den Kommandanten von Birze. Ich fand ihn bei dem Offizier, der unseren Convoi befehligte. Lesen Sie!«
    Pan Zagloba überreichte Kmicic den Brief des Hetman. Dieser nahm und las ihn, und das Blut schoß ihm zu Kopfe. Er schämte sich ob der Hinterlist seines Führers.
    Dann zerknüllte er den Brief und warf ihn zornig auf den Boden.
    »Lebt wohl!« wiederholte er. »Es wäre mir besser, ich wäre hingerichtet worden!«
    Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.
    »Wie der Türke an seinen Mohamed, so glaubt er an seinen Radziwill. Und wir alle glaubten, daß er dem Fürsten aus Eigennutz oder Ehrgeiz dient! Nein! das ist kein schlechter, sondern ein irregeleiteter Mensch.«
    »Nun, den Glauben an seinen Mohamed, den haben wir stark erschüttert,« bemerkte Zagloba. »Haben Sie gesehen, wie er sich beim Lesen des Briefes gewunden hat? Ich glaube, dieser Ritter ist imstande, nicht nur über einen Radziwill herzufallen, sondern selbst über den Teufel. Ich schwöre bei Gott, dieser Tag ist der schönste in meinem Leben, weil ich ihm das Leben gerettet habe.«
    »Gott mit ihm!« sagte Wolodyjowski hastig. – »Jetzt aber ist es Zeit, auf die Pferde zu steigen und weiter zu reiten. Fahren Sie mit uns?« wandte er sich an den Miecznik.
    »Hier kann ich nicht bleiben, das ist schon wahr, aber so schnell kann ich mich nicht reisefertig machen. Die Vorbereitungen zu solch einer Fahrt sind keine Kleinigkeit. Gott allein weiß, wann ich zurückkommen werde. Höchstens morgen in aller Frühe könnten wir aufbrechen, jetzt gleich, das geht wirklich nicht.«
    »Wir aber können nicht warten, über unseren Köpfen schwebt das Schwert,« entgegnete Wolodyjowski. »Wohin gedenken Sie zu gehen?«
    »Ich werde Ihren Rat befolgen und nach der Heide gehen. Wenigstens werde ich meine Nichte dort unterbringen. Ich selbst bin noch nicht zu alt, daß ich nicht mit meinem Säbel dem Vaterlande von Nutzen sein könnte!«
    »Nun denn, so leben Sie wohl! – Mögen wir uns in glücklicheren Zeiten wieder begegnen!«
    Pan Michail umarmte den Miecznik und verabschiedete sich von Alexandra.
    »Panna, gedenken Sie zuweilen des Soldaten, der bereit ist, für Ihr Wohlergehen alles zu opfern!« Auch Zagloba und die anderen traten hinzu und verabschiedeten sich von Miecznik.
    »Grüßen Sie meine Frau und meine Kinder, wenn Sie sie in der Heide treffen, Panna,« sagte Jan Skrzetuski.
    »Nehmen Sie, reizendes Kind, auch die Huldigung eines alten Mannes entgegen,« sprach Zagloba als letzter, »umarmen Sie Pani Skrzetuski und die beiden kleinen Raufbolde!«
    Alexandra ergriff statt einer Antwort stillschweigend seine Hand und küßte sie.– – –

7. Kapitel.
    Zwei Stunden nachdem Wolodyjowski mit seinen Kameraden und dem Banner Billewicze verlassen hatte, kam Radziwill dort an. Er war Kmicic zu Hilfe geeilt, da er befürchtet hatte, daß dieser in die Hände Wolodyjowskis fallen könnte. Als der Hetman erfuhr, was in Billewicze vorgefallen war, kehrte er nach Kiejdane zurück, nicht ohne den Miecznik und Alexandra zu bewegen, mit ihm zu kommen.
    Der Fürst war

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