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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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mißmutig und aufs äußerste verstimmt. Er hatte, als er Kmicic zu Hilfe eilte, gehofft, Wolodyjowski und sein Banner zu treffen und zu vernichten. Und nun war ihm dieser kleine Ritter schon wieder entgangen. Wolodyjowskis Flucht mußte die ganze Sachlage in Podlachien ändern. Horotkiewicz und Jacob Kmicic besaßen keinen großen Einfluß im Lande, und die Konföderation war daher bis dahin ziemlich bedeutungslos. Sobald jedoch Wolodyjowski mit seinen Kameraden Mirski, Stankiewicz, Oskierka zu den Konföderierten stießen, erwuchsen ihm diese Feinde zu gefährlichen Gegnern.
    Auch Fürst Boguslaw, der mit seinen Truppen in Podlachien stand, sah sich dadurch mehr und mehr von Rebellen umringt; es war unbedingt nötig, ihm Beistand zu senden. – Dazu kamen drohende Nachrichten von den Maßnahmen des Witebster Wojewoden. Man erzählte von Sapieha, daß er alles, was in seinem Besitze war, in Geld verwandelt habe: sein Familiensilber, seine Teppiche, seine Güter, um soviel Truppen wie irgend möglich um sich zu versammeln. Anfänglich hatte Radziwill diesen Erzählungen nicht geglaubt, denn seine habgierige und materielle Natur hielt es nicht für möglich, daß jemand all sein Vermögen auf dem Altare des Vaterlandes opfern würde. Aber die Tatsachen überzeugten ihn, daß es wirklich so war, denn Sapiehas Truppen vermehrten sich von Tag zu Tag.
    So war Radziwills Lage immer schlechter geworden. Es war ihm zwar ein leichtes, die Schweden gegen Sapieha zu Hilfe zu rufen, das aber verbot ihm sein Stolz; denn das hieße offen die eigene Ohnmacht eingestehen. – –
    Kaum war der Hetman in Kiejdane angelangt, als er Kmicic zu sich berufen ließ.
    »Es ist mir ebensowenig wie dir geglückt,« sagte der Fürst, als Kmicic vor ihm stand. »Der Rosiener Miecznik erzählte mir schon, daß du in die Hände dieses kleinen Teufels gefallen seist.«
    »Das ist wahr,« antwortete Kmicic.
    »Mein Brief allein hat dich gerettet.«
    »Von welchem Briefe geruhen Euer Durchlaucht zu sprechen? Nachdem die Obersten den gelesen hatten, den ich bei mir hatte, haben Sie mir als Revanche einen anderen zu lesen gegeben. Den – den Euer Durchlaucht an den Kommandanten von Birze gerichtet hatten?«
    Das finstere Gesicht Radziwills wurde dunkelrot.
    »Du weißt also?«
    »Ja, ich weiß,« sagte Kmicic zornig. »Wie aber durften Sie mir gegenüber so handeln. Selbst der geringste Edelmann schämt sich, sein Wort zu brechen und Sie, ein Feldherr, ein Fürst –«
    »Schweig!« unterbrach ihn Radziwill.
    »Ich werde nicht schweigen. Ihretwegen habe ich vor jenen Männern erröten müssen. Sie redeten mir zu, mich ihnen anzuschließen, ich aber wollte nicht und erwiderte: »Ich diene Radziwill, denn Radziwill vertritt das Recht und die Tugend.« Da zeigten sie mir Ihren Brief: »Lies, was dein Radziwill für einer ist!« – Und ich mußte die Lippen zusammenpressen und schweigend die Schande herunterwürgen!«
    Des Hetmans Wangen erzitterten vor Wut. Ein wildes Verlangen erfaßte ihn, diesen verwegenen Menschen niederzutreten, und schon erhob er die Hand, um nach der Dienerschaft zu klingeln; seine Vermessenheit wäre Kmicic teuer zu stehen gekommen, als ein furchtbarer Asthmaanfall den Fürsten befiel.
    Sein Gesicht wurde fast schwarz, die Augen quollen aus ihren Höhlen, er sprang vom Sessel, fuchtelte mit den Armen in der Luft umher, und aus seiner Brust entrangen sich heiser die Worte:
    »Es würgt mich, – würgt!«
    Die Dienerschaft eilte herbei, Ärzte wurden gerufen. Der Fürst verlor die Besinnung, und es währte eine Stunde, bis er wieder zu sich kam.
    Zu dieser Zeit verließ Kmicic das Zimmer. Im Flur traf er auf Charlamp, der sich schon von seinen Wunden erholt hatte.
    »Was gibt es Neues?« fragte Charlamp.
    »Er ist wieder zu sich gekommen.«
    »Hm, und was, wenn er morgen vielleicht nicht wieder zu sich kommt?«
    »Es steht schlimm um unsere Sache, Pan Oberst. Stirbt der Fürst, so wird man uns für seine Vergehen verantwortlich machen. Die Schlachta wendet sich von ihm ab.
    »Seine Durchlaucht rächt sich, indem er viele gefangen nehmen läßt. Heute brachte er den Pan Miecznik aus Rosien mit her.«
    »Ah, er hat ihn also hergebracht?«
    »Ja, ihn und die Nichte. Die Panna ist schön wie ein Engel Ich beneide Sie, Pan Oberst. – Und wann werden Sie Hochzeit machen?«
    »Die Sänger sind noch nicht bestellt. – Auf Wiedersehen!« sagte Kmicic.
    Eine schlaflose Nacht, die aufregenden letzten Ereignisse und der Auftritt mit dem

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