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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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einen Schritt zurückwich.
    »Das konnte ich mir denken, daß Sinuhe erschrecken würde«, sagte das Weib und folgte mir. Ich aber hob ängstlich die Hand, um sie zurückzustoßen, und sagte:
    »Ich weiß schon, wer du bist. Dein Mann ist verreist, dein Herz ist eine trügerische Falle, und dein Schoß brennt schlimmer denn Feuer.« Doch obgleich ich dieses sagte, vermochte ich nicht zu fliehen.
    Sie schien ein wenig verwirrt, doch dann lächelte sie von neuem und trat ganz dicht an mich heran. »Das also glaubst du?« fragte sie sanft. »Aber es ist nicht wahr. Mein Schoß brennt nicht wie Feuer, man behauptet im Gegenteil, daß er erquickend sei. Fühle selbst!« Sie nahm meine willenlose Hand und führte sie in ihren Schoß, und ich wurde durch den dünnen Stoff ihrer Schönheit inne, so daß ich zitterte und meine Wangen glühten. »Du glaubst es wohl immer noch nicht«, sagte sie mit gespielter Enttäuschung. »Der Stoff hindert dich, aber warte, ich werde ihn zurücklegen.« Sie öffnete ihr Gewand und legte meine Hand auf ihre entblößte Brust, so daß ich das Pochen ihres Herzens spürte, aber ihre Brust war weich und kühl in meiner Hand.
    »Komm, Sinuhe«, sagte sie mit leiser Stimme. »Komm mit mir, wir wollen Wein trinken und der Liebe genießen.«
    »Ich darf das Tempelgebiet nicht verlassen«, sagte ich erschrocken und schämte mich meiner Feigheit und begehrte sie und fürchtete sie doch wie den Tod. »Ich muß mich rein erhalten, bis ich geweiht werde, sonst werde ich aus dem Tempel vertrieben und erhalte niemals Zutritt in das Haus des Lebens. Darum habe Erbarmen mit mir!« Dies sagte ich, weil ich wußte, daß ich ihr folgen würde, falls sie mich noch einmal darum bäte. Sie aber war ein erfahrenes Weib, das meine Not verstand. Deshalb blickte sie sich nachdenklich um. Wir sprachen immer noch unter vier Augen miteinander, doch in der Nähe bewegten sich Menschen, und ein Führer erläuterte mit lauter Stimme die Sehenswürdigkeiten des Tempels und bettelte bei den Fremden um Kupfer, mit dem Versprechen, ihnen weitere Wunder zu zeigen.
    »Du bist ein äußerst schüchterner Jüngling, Sinuhe«, sagte sie. »Die Vornehmen und Reichen bieten mir Schmuck und Gold an, damit ich sie einladen soll, mit mir der Lust zu pflegen. Du, Sinuhe, aber willst rein bleiben.«
    »Du möchtest doch, daß ich Metufer hole«, sagte ich verzweifelt, denn ich wußte, daß Metufer nicht zögern würde, für die Nacht aus dem Tempel zu entweichen, obgleich er an der Reihe war, Wache zu halten. Er konnte es sich erlauben, denn sein Vater war königlicher Baumeister. Ich hätte ihn deswegen umbringen können.
    »Vielleicht wünsche ich nicht mehr, daß du Metufer holst«, sagte sie und blickte mir schelmisch in die Augen. »Vielleicht wünsche ich, daß wir als Freunde auseinandergehen, Sinuhe. Deshalb will ich dir auch meinen Namen anvertrauen, er lautet Nefernefernefer, denn man findet mich schön, und jeder, der einmal meinen Namen ausgesprochen hat, muß ihn ein zweites und ein drittes Mal wiederholen. Auch ist es Sitte, daß Freunde sich beim Abschied gegenseitig beschenken, um einander nicht zu vergessen. Deshalb verlange ich ein Geschenk von dir.«
    Da fühlte ich von neuem meine Armut, denn ich hatte ihr nichts zu geben, nicht den geringsten Schmuck oder kleinsten Kupferring, den ich ihr auch niemals hätte anbieten dürfen. Ich schämte mich so bitterlich, daß ich mein Haupt sinken ließ, ohne etwas sagen zu können.
    »So mache mir ein Geschenk, das mein Herz erquickt«, sprach sie, hob mein Kinn mit einem Finger und näherte ihr Gesicht dem meinen. Da verstand ich, was sie wollte, und berührte mit meinen Lippen ihre weichen Lippen. Sie seufzte leicht und sagte:
    »Danke, Sinuhe, das war ein schönes Geschenk. Ich werde es nie vergessen. Doch sicher bist du ein Fremdling aus fernem Lande, da du noch nicht küssen kannst. Wie wäre es sonst möglich, daß die Mädchen Thebens dich diese Kunst noch nicht gelehrt hätten, da dein Knabenhaar bereits abgeschnitten ist.« Sie zog einen Ring von ihrem Daumen, der aus Gold und Silber war mit einem ungravierten grünen Stein, und steckte ihn an meine Hand. »Auch ich will dir ein Geschenk geben, Sinuhe, damit du mich nicht vergessen sollst«, sagte sie. »Wenn du geweiht bist und in das Haus des Lebens kommst, kannst du dein Siegel in diesen Stein schneiden lassen, dann wirst du den Reichen und Vornehmen ebenbürtig. Doch denke auch daran, daß er grün ist, weil mein

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