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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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Augenblick, da ich ihrer Schönheit in dem goldenen Haus ansichtig ward. Ich sehne mich danach, mein Blut mit dem des großen Pharao zu vermischen, damit die Könige Ägyptens aus meinem Samen hervorgehen. Du hingegen verlangst nur die Kronen. So nimm sie, Eje, wenn du die Zeit für reif hältst, und ich werde deinen Thron mit meinen Speeren stützen! Aber gib mir die Prinzessin – und ich werde erst nach dir die Herrschaft übernehmen, selbst wenn du noch lange leben solltest. Denn wie du selbst sagtest: ich habe Zeit zu warten.«
    Eje rieb sich den Mund mit der Hand, sann lange nach, und allmählich erhellte sich sein Gesicht; denn er merkte, daß er einen Angelhaken gefunden hatte, an dem er Haremhab hinter sich herziehen konnte, wohin es ihm beliebte. Ich aber hockte am Boden und hörte ihrem Gespräch zu und wunderte mich über die Herzen der Menschen, da diese beiden die Kronen unter sich verteilten, obgleich Pharao Echnaton noch lebte und im Zimmer nebenan atmete. Schließlich meinte Eje: »Du hast schon lange auf deine Prinzessin gewartet und kannst daher wohl noch ein wenig warten! Du mußt zuerst einen erbitterten Krieg führen. Krieg und Hochzeitsvorbereitungen aber passen nicht zusammen. Auch wird es einiger Zeit bedürfen, bis die Prinzessin ihre Einwilligung gibt; denn sie verachtet dich tief, weil du mit Mist zwischen den Zehen geboren bist. Ich allein verfüge über ein Mittel, sie dir gewogen zu machen! Bei allen Göttern Ägyptens schwöre ich dir, Haremhab: an dem Tag, da ich mir die weiße und rote Doppelkrone aufs Haupt setze, werde ich eigenhändig den Krug zwischen euch zerbrechen, und du sollst die Prinzessin bekommen. Mehr kann ich dir nicht entgegenkommen; denn schon dadurch habe ich mich dir ausgeliefert.«
    Auch Haremhab verspürte keine Lust, weiterzufeilschen, sondern erklärte: »So sei es! Laß uns diese ganze dreckige Angelegenheit zu einem guten Ende führen! Ich glaube nicht, daß du dich drücken wirst, da dein Herz diese Kronen, die im Grunde nichts als Kinderspielzeug sind, so sehr begehrt.« In seinem Eifer hatte er meine Anwesenheit gänzlich vergessen; doch als er sich umsah, entdeckte er mich und meinte bestürzt: »Sinuhe, bist du noch immer da? Dies ist ein böser Tag! Du hast Dinge vernommen, die unwürdige Ohren nicht hören dürften. Deshalb glaube ich, dich umbringen zu müssen, wenn ich es auch ungern tue, weil du mein Freund bist.«
    Seine Worte dünkten mich äußerst lächerlich beim Gedanken, wie unwürdig Eje und Haremhab waren, um die Kronen miteinander zu feilschen, während ich, der ich am Boden saß, vielleicht der einzige Würdige war. Ich allein war ein männlicher Erbe des großen Pharao, und in meinen Adern floß heiliges Blut. Deshalb konnte ich mich des Lachens nicht erwehren; ich hielt die Hand vor den Mund, kicherte wie ein altes Weib. Eje fühlte sich darob sehr beleidigt und sagte:
    »Es schickt sich nicht, zu grinsen, Sinuhe! Das sind ernste Dinge, und jetzt ist nicht die Zeit zum Lachen. Aber wir wollen dich nicht totschlagen, obwohl du es verdient hättest. Es ist schließlich besser, du hast alles gehört und kannst uns als Zeuge dienen. Du wirst keinem verraten können, was du hier vernommen hast; denn wir brauchen dich und werden dich durch ein Band, das stärker ist als jeder Eid, an uns fesseln. Auch du wirst verstehen, daß es für Pharao Echnaton höchste Zeit ist zu sterben. Deshalb sollst du als sein Arzt ihm heute noch den Schädel öffnen und dafür sorgen, daß das Messer tief genug in das Gehirn eindringt, damit er nach gutem Brauch sterbe.«
    Haremhab aber sagte: »In diese Sache mische ich mich nicht ein! Meine Finger sind von der Berührung mit Ejes Händen bereits beschmutzt genug. Aber Eje spricht die Wahrheit! Wenn Ägypten gerettet werden soll, muß Pharao Echnaton sterben. Es gibt keinen anderen Ausweg.«
    Wieder hielt ich die Hände vor den Mund und kicherte, bis ich mich beruhigt hatte, und sprach: »Als Arzt kann ich ihm den Schädel nicht öffnen, weil kein genügender Grund dazu vorliegt und meine Berufspflicht mich bindet. Aber verlaßt euch darauf: als Freund werde ich ihm ein gutes Tränklein mischen. Wenn er es getrunken hat, wird er einschlafen, um nie mehr zu erwachen. Dadurch binde ich mich so eng an euch, daß ihr nie zu befürchten braucht, ich könnte etwas Böses über euch ausplaudern.«
    Mit diesen Worten zog ich das bunte Glasfläschchen hervor, das mir Hrihor einst gegeben, und goß das Mittel in einen

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