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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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mit den Händen und mit Keulen auf Trommeln schlagen, deren furchtbares Dröhnen weithin hallte. Mit ihnen wetteiferte die primitive, schrille syrische Musik, deren fremdartige Töne das Ohr schmerzten, deren Rhythmus aber anfeuernd wirkte und das Blut in Wallung versetzte.
    Ich war noch nie zuvor in einem Freudenhaus gewesen und hatte daher ein ängstliches Gefühl, aber Thotmes führte mich in ein Haus, das den Namen »Katze und Taube« führte. Es war ein kleines, schmuckes Gebäude mit weichen Teppichsitzen und angenehm gelblicher Beleuchtung. Junge, für meinen Geschmack schöne Mädchen schlugen mit rotgefärbten Händen den Takt zum Klang der Flöten und der Saiteninstrumente. Als die Musik verstummte, setzten sie sich neben uns und baten mich um Wein, weil ihre Kehlen trocken wie Stroh seien. Wieder begann die Musik zu spielen, und zwei nackte Tänzerinnen führten einen kunstvollen Tanz vor, der viel Geschicklichkeit erheischte und den ich mit großer Anteilnahme verfolgte. Als Arzt war mir der Anblick entblößter Mädchen nichts Ungewöhnliches, doch nie noch zuvor hatten ihre Brüste, die kleinen Bäuche und schmalen Gesäße sich so verführerisch vor mir entblößt wie hier bei diesen rhythmischen Bewegungen.
    Dennoch weckte die Musik von neuem meine Schwermut. Ich fühlte eine Sehnsucht nach etwas Unbestimmtem. Ein schönes Mädchen legte ihre Hand in die meine und lehnte sich an mich und sagte: »Du hast die Augen eines Weisen!« Ihre Augen aber waren nicht grün wie der Nil in der Sommerhitze, und ihr Gewand war nicht aus königlichem Leinen, wenn es auch den Busen frei ließ. Deshalb trank ich Wein und blickte ihr nicht in die Augen und verspürte keine Lust, sie Schwester zu nennen und um ihre Liebe zu bitten. Darum war meine letzte Erinnerung an dieses Freudenhaus der Fußtritt eines zornigen Negers in mein Hinterteil und eine Beule, die ich erhielt, als ich die Treppe hinunterkollerte. Es erging mir genauso, wie Mutter Kipa es vorausgesagt hatte. Ich lag an einer Straßenecke, ohne ein Kupferstück in meiner Tasche, mit zerrissenem Achseltuch und einer Beule am Kopf. Thotmes stützte mit seiner starken Schulter meinen Arm. Er geleitete mich zum Kai, wo ich meinen Durst mit dem Wasser des Nils stillen, mein Gesicht, meine Hände und Füße waschen konnte.
    An jenem Morgen betrat ich das Haus des Lebens mit verschwollenen Augen, mit einer Beule am Kopf und einem schmutzigen Achseltuch, ohne die geringste Lust zu fragen: »Warum?« Ich sollte die Abteilung der Tauben und der Ohrenkranken betreuen, deshalb reinigte ich mich eilig und zog das weiße Ärztegewand an, um die Patienten aufzusuchen. Doch mein Lehrer und Aufseher kam mir im Gang entgegen, sah mein Gesicht und begann mich mit den gleichen Worten, die ich aus den Büchern kannte und auswendig wußte, zu tadeln.
    »Was soll aus dir werden«, sagte er, »wenn du nachts auf den Mauern lustwandelst und Wein trinkst, ohne Maß zu halten? Was soll aus einem Menschen werden, der seine Zeit in den Freudenhäusern vergeudet und mit Stöcken auf Krüge trommelt und Menschen erschreckt? Was soll aus dir werden, der du blutige Wunden schlägst und vor den Wächtern die Flucht ergreifst?«
    Nachdem er so seine Pflicht getan, lächelte er vor sich hin, stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, geleitete mich in sein Zimmer und gab mir einen Trank, der meinen Bauch ausspülen sollte. Es ward mir wohler zumute, und ich verstand, daß auch der Genuß von Wein und Freudenhäusern im Haus des Lebens gestattet ist, wenn man nur nicht fragte: »Warum?«

    6

    So drang das Fieber Thebens auch mir ins Blut, und ich begann, die Nacht mehr als den Tag, den flackernden Schein der Laternen mehr als das Licht der Sonne, syrische Musik mehr als den Jammer der Kranken, das Flüstern schöner Mädchen mehr als alte Schriftzeichen auf vergilbtem Papyrus zu lieben. Und niemand hatte dagegen etwas einzuwenden, solange ich meine Aufgaben im Haus des Lebens erfüllte, die Prüfungen bestand und meine Hand nicht an Sicherheit einbüßte. All das gehörte zum geweihten Leben, denn nur wenige Studierende besaßen die Mittel, ein eigenes Heim zu gründen und vor der Beendigung der Lehrzeit zu heiraten. Deshalb gaben mir meine Lehrer zu verstehen, daß ich gut tue, die Hörner abzustoßen, meinen Leib zu befriedigen und mein Herz zu ergötzen. Trotzdem berührte ich kein Weib, wenn ich auch zu wissen glaubte, daß der Schoß einer schönen Frau nicht wie Feuer brannte.
    Die

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